Tour de Gaggio 1+2: Von der Ponte Tibetano bis zur Alpe Gariss


Publiziert von basodino , 9. Oktober 2024 um 11:20.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum: 4 Oktober 2024
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Cima dell'Uomo   CH-TI 
Zeitbedarf: 2 Tage 9:15
Aufstieg: 1947 m
Abstieg: 1137 m
Strecke:6,27 km + 8,91 km = 15,18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Nach Monte Carasso mit dem Zug bis Bellinzona, dann häufige Busverbindung (alle 10-20 min) bis Monte Carasso, Seilbahn nach Curzutt mit eigenem Timeslotsystem (Voranmeldung angeraten) und eigenartigem Preismodell
Unterkunftmöglichkeiten:Cap. Mognone 1463 m, Selbstversorgerhütte mit 12 Schlafplätzen, Dusche (kalt), Getränke verfügbar, Strom, Cap. Albagno 1870 m, bewartet, 22 Schlafplätze, Cap. Alpe Gariss 1422 m, Selbstversorgerhütte, 17 Schlafplätze, Dusche, Warmwasser, Strom, Bier und Wein

Eigentlich sollte die Tour de Gaggio eine ganz andere Reihenfolge haben. Da aber die Albagno-Hütte am Freitag durch eine größere Gruppe blockiert war, mussten wir umdisponieren. Der idealere Ablauf wäre gewesen: 1 - Aufstieg zur Cap. Gariss, 2 - Überschreitung Gaggio zur Cap. Albagno - 3 Cima d'Erbea und Weg zur Cap. Mognone - 4 Abstieg via Ponte Tibetano.

Stattdessen fingen wir mit dem letzten Tag an. Dank des offenen Basistunnels waren wir schon um kurz vor 12 Uhr an der Talstation der Mornera-Bahn. Leider hatten wir nicht einkalkuliert, wie beliebt diese kleine nur 8 Plätze je Kabine aufweisende Bahn inzwischen ist, so dass wir 45 Minuten auf unsere Fahrt warten mussten (eine vorherige Reservierung der Zeiten ist absolut angeraten). Wir fuhren das kurze Stück nach Curzutt, sparten uns dadurch 340 Höhenmeter und eine Stunde Wegstrecke.
Von Curzutt führt ein bequemer Weg zur Ponte Tibetano. Man kommt an der Kirche San Bernardo vorbei (schöne Aussicht, die Kirche selbst ist aktuell geschlossen) und steigt in der Folge knapp 200 Höhenmeter an, bevor es wieder 80 Meter zur Brücke hinabgeht. T2, 0 h 55 min

Die Brücke selbst ist immer wieder ein Erlebnis, auch wenn Sie keine Panorama-Aussicht gewährt und unter einem hauptsächlich Wald liegt. Warum man sie hier bauen musste, erschließt sich mir nicht so 100%-ig, aber vom Publikum angenommen wird sie in jedem Fall.
Jenseits der Brücke steigt der Weg ein wenig an, flacht dann ab und man kommt an eine Verzweigung, wobei hier der Aufstieg Richtung Cap. Mognone so circa das einzige Mal nicht angeschrieben ist. Nur die rot-weißen Markierungen führen nach rechts hinauf. Bald erreicht man eine Freifläche mit Privathäusern und man wird rechts herumgeführt. Das passiert in der Folge noch einige Male, dass man von den Privatgrundstücken fern gehalten wird, allein die Monti della Gana überschreitet man mittendurch. Weiter oben trifft man kurz auf das Ende der Straße und wird dort wieder nach rechts in einen Birkenwald geführt. Man schwenkt weiter oben zurück nach links und kommt wieder auf die Südseite und durchquert hier nochmals ein paar lose stehende Häuser. Weiter geht es durch den Wald bis in einen Sattel links des waldigen Hügels Mött und dann in mäßiger Steigung bis auf einen lichten Rücken, wo die Capanna Mognone steht. T2, 2 h 20 min

1. Etappe: Curzutt - Ponte Tibetano - Cap. Mognone: 3 h 15 min, 6,27 km, 993 m rauf, 126 m hinab

Wir waren die Ersten auf der Hütte, wussten aber schon vom Aufstieg, dass noch 2 Damen zu uns stossen werden. Ich machte erst einmal Feuer, denn draußen hatte es begonnen nach dem Niesel im Aufstieg doch richtig zu regnen und insgesamt war es herbstlich kühl. Hinter dem Nachbareingang findet sich das WC mit Dusche, das Wasser blieb aber kalt. Neben dem Hauptraum befindet sich ein Schlaflager für max. 12 Personen.

Eine knappe Stunde später trafen nochmals 5 Personen ein, wobei wir total überrascht waren, dass es sich hier um ein befreundetes Paar aus unserer Gegend mit Ihren Kindern handelte. Zufälle gibt es. So wurde es doch etwas enger in der Hütte, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat.

Am nächsten Morgen starteten wir als erste, wobei bis zur Cap. Albagno alle den gleichen Weg nahmen. Zunächst stiegen wir gemütlich über den Rücken zur Alpe Moriscolo, wobei uns hier eine Gemse in den Weg kam, was uns mehr erfreute als sie. Nach der Alpe quert der Weg nach links den Hang hinauf und man kann in 5 Minuten (2,5 Minuten rauf, 2,5 Minuten runter) die Cimetta d'Orino mitnehmen, von wo man einen sehr schönen Blick Richtung Lago Maggiore hat. T2, 1 h 15 min

Die Sonne kam an diesem Morgen erst zögerlich raus und wir merkten die niedrige Nullgradgrenze, die heute auf ca. 2200 m lag. Aber es blieb trocken und wurde sukzessive immer schöner.

Der Weg setzt sich ab dem kleinen Sattel nördlich des Gipfelchen blau markiert fort und zieht deutlich steiler erst einmal rechts des Kammes an P. 1906 vorbei, dann wechselt man nach links und quert die Hänge bis man auf ca. 2040 m aufsteigt, knapp unterhalb von P. 2095. T3+, 1 h 00 min

Nun beginnt der Weg nach rechts zu queren, verliert erst leicht, dann deutlicher an Höhe und quert die Ostflanke der Cima di Moriscolo wellenförmig hinab, wobei sich querend Abstiege mit steileren, direkten Abstiegen (meist rinnenartig) abwechseln. Die Spur ist klar, aber nicht übermäßig gut trassiert, so dass man schon etwas Trittsicherheit mitbringen sollte. Einige Sicherungen in Form von Seilen und Ketten sind eher alt und wenig hilfreich angebracht. Ich hatte die Passage von der Begehung 2018 als etwas komfortabler in Erinnerung, weshalb ich mein damaliges T4- auf T4 korrigiere.
Schließlich erreicht man offene Wiesen mit Geröll, quert etwas und steigt dann zu einem guten Weg hinauf, der zur Alpe Albagno und zur Cap. Albagno daneben hinüberführt. T4, 1 h 25 min

In der Cap. Albagno wurden wir mit Getränken und Kuchen versorgt, was richtig gut kam. So konnten wir gestärkt den Weiterweg zur Alpe Gariss angehen. Der offen vor einem liegende Hang wird in Kehren leicht erstiegen. T3-, 0 h 30 min

Auf halber Höhe findet sich der Hinweis, dass der Weiterweg gesperrt ist. Wir haben dies ignoriert, eigenverantwortlich das Risiko eingehend, dass uns Gefahren begegnen. Ich rufe hier ausdrücklich nicht zur Nachahmung auf.
Hinter der Bocchetta d'Albagno ist der Weg weiterhin gut markiert und wird scheinbar gerade final wieder hergestellt. Man durchquert eine Geröllhalde, die durchaus das Potential für Hangrutsche hat und uns schien, dass der Weg weitestgehend wieder hergestellt ist und bald wiedereröffnet werden könnte. Nur an einer Stelle von ca. 5-10 Meter Länge mussten wir noch durch lockeres Geröll, was ich aber von den meisten Touren im Tessin auch kenne und hier keine übermäßige Gefahr für uns erkannt habe.
In der Folge führt der Weg auf eine Art Band und in den darunter liegenden Grashang, statt wie früher die Geröllhalde weiter zu nutzen. Das scheint mir eine neue Wegführung, um die Sicherheit zu erhöhen. Der Weg ist hier aber noch nicht so deutlich trassiert, wie das vorher der Fall ist. Es ist aber gut gangbar.
Nachdem wir die alte Wegführung weiter unten wieder aufgenommen hatten, waren wir sehr dankbar, dass der Weg kürzlich komplett ausgemäht worden ist, und dass man so, auch wenn es manchmal steil ist, bequem bis zur Alpe Cusall weitergehen konnte. T3, 1 h 00 min

Auf der Alpe Cusall steht eine ganz einfache Notunterkunft, die derzeit wirklich nur als solche taugt. Es gibt einen Ofen und ein paar Stühle und ein Dach über dem Kopf, sonst aber herzlich wenig.

Unterhalb der Alpe war der Weg dann etwas schwerer zu erkennen, da hier keine Mäharbeiten stattgefunden hatten. Aber nachdem wir den linken Bachlauf überquert hatten, wurde der Weg wieder deutlicher und wir kamen bald an die Alpe Gariss, wo wir eine überraschend schöne Unterkunft fanden. Überraschend, weil es hier nicht nur Warmwasser und eine Dusche gab, sondern 17 großzügige Betten und einen hervorragenden Ofen, der uns bald gut wärmte und die Hütte sehr selten besucht wird (Übernachtungen von 160-200 Personen pro Jahr laut Hüttenbuch). T3, 0 h 45 min

2. Etappe: Cap. Mognone - Cimetta d'Orino - Cap. Albagno - Alpe Gariss: 5 h 55 min, 8,91 km, 954 m rauf, 1011 m hinab

Der Tag war immer schöner geworden und versprach für morgen noch viel mehr. Wir konnten ganz allein auf der Hütte wunderbar schlafen und freuten uns auf die aussichtsreiche Etappe morgen.

Tourengänger: basodino, tourinette


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»