Schaffelberg Westkamm


Publiziert von derMainzer , 11. Oktober 2024 um 15:46.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:21 September 2024
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1132 m
Abstieg: 1312 m
Strecke:15 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:RB 6 von München bis Bahnhof Murnau, dort umsteigen in RB 63 nach Oberammergau. Zur Zeit Schienenersatzverkehr ab Murnau mit Busverbindung bis Bahnhof Oberammergau. Vom Bahnhof Oberammergau Fußweg ca. 35 Minuten bis zum Einstieg vom Wanderweg in der Straße Am Rainenbichl.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:RB 6 von Bahnhof Oberau bis Bahnhof München
Unterkunftmöglichkeiten:Diverse Hotels und Pensionen in Oberammergau und Ettal
Kartennummer:BY 7 Ammergebirge Ost Pürschling, Hörnle / ATK 25-R09, Garmisch-Partenkirchen

☠ Vorsicht, das ist keine normale Berg- bzw. Wandertour
In diversen Abschnitten der Tour teilweise ausgesetztes absturzgefährdetes steiles Gelände!


Die Laber – Hörnle – Gruppe ist der nordöstliche Vorposten der Ammergauer Alpen. Das Hörnle ist ein noch recht sanft grünes bewaldetes Bergmassiv. Hingegen ist das Massiv vom Laber ein schon recht von steilen Felsformen durchsetzter Berg. Im AVF Ammergauer Alpen wird der Laber auch als Modeberg bezeichnet, obwohl eine lange raue zerfurchte Ost- Westschneide das Massiv durchzieht. Allerdings führt eine Seilbahn auf den Laber und dieser hat auch die steilste offene Skipiste in Deutschland. Bekannt ist der Laber über das Felsmassiv Ettaler Manndl, weil dort ein ausgebauter Klettersteig auf den Gipfel führt. Der Laber selbst kennen die meisten nur über das Restaurant der Seilbahnstation, das als Einkehr nach dem Ettaler Manndl dient. Die anderen Gipfel im Laber Massiv fristen eher ein unbedeutendes vorhanden sein, diese bekommen nach den Einträgen in ihren Gipfelbüchern selten Besuch. Das betrifft den Schaffelberg sowohl als auch das Latschenköpfel, obwohl das Gipfelkreuz vom letzteren von Ettal aus deutlich sichtbar ist. Bekannt ist das Laber Massiv noch durch zwei Klettergärten, den Lichtenstättkopf (Laber- Dolomit) als auch der Schaffelberg. Beide sind in der Sportkletterszene weit über ihre Grenzen hinaus international bekannt. Der Grund für die seltenen Besuche an den unbekannten Gipfeln im Laber Massiv liegt jedoch an den unzugänglichen Geländeflanken zu diesen. Es führen keine angelegten markierten Routen hinauf. Den Schaffelberg kriegt man nicht geschenkt oder kann diesen mal so nebenbei mitnehmen, der Gipfel muss sich hart erarbeitet werden. Ausschlaggebend für die Tour war ein Bericht im Internet auf der Homepage Bergheimat.net. Der Autor D. Hirsch hat den Schaffelberg in seiner Flanke über zwei versetzte Felskämme erstiegen. Einer davon ist eine unterhalb vom Gipfel gelegene 30 Meter hohe Felswand, welche auch als Klettergarten Schaffelberg bekannt ist. Start der Tour war am Bahnhof Oberammergau. An der Ammer ging es in Richtung Campingplatz entlang und zur Straße Am Rainenbichl. Am Vogelherdweg bog ich in Richtung Ettal ein, der Routeneinstieg erfolgt nach ca. 100 m wo links ein breiter Pfad/Steig abzweigt. Anfangs noch relativ einfach zu begehen, ging es aber mit zunehmender Höhe in steilen Spitzkehren hinauf. Der Pfad/Steig wird immer schmäler und die Geländeflanke hat nach Alpenvereinaktiv eine Hangneigung > 45°. Ausrutschen oder stolpern sollte man dort nicht. Als der Klettergarten Schaffelberg (Felswand) erreicht wurde, ging es links im Aufstieg an einer felsigen Rinne/Rampe auf den ersten Kammverlauf. Dort musste ich erstmals zupacken und ca. 8 hm überwinden. Ich kam auf einen mit Gras und Felsschrofen durchsetzen Geländeabsatz. Von dort orientierte ich mich am Aufschwung vom Felskamm weiter. Den Aufstieg sollte man nicht unterschätzen, stellenweise ist der untere Bereich vom Kammverlauf steiler > 45° Hangneigung, rechterseits existiert die 30 Meter hohe senkrechte Felswand. Ein Sturz im Bereich von dieser endet auf alle Fälle tödlich. Als das Gelände abflachte, ging es im Aufstieg rechts in der Flanke vom Laber Massiv weiter, bis ich auf einen querverlaufenden Pfad/Steig traf. Diesen bin ich bis zur MTU- Hütte gefolgt. Hinter der Hütte verläuft der Pfad/Steig zum Klettergarten Laber- Dolomit. Ich bin jedoch gleich in die steile Flanke im Wald zum zweiten Kammverlauf aufgestiegen. Auf den zweiten Kammverlauf stieg ich weiter auf, bis eine senkrechte Felswand den weiteren Wegverlauf unterbrach. Dort bin ich in der rechten Flanke am Wandfuß vom Schaffelberg weiter, bis zu einer breiten Rinne. Diese führte mich in leichter Kletterei (Stellen II/UIAA) auf den Gipfel. Der Gipfel bietet kaum Platz, ist felsschrofig, mit losen und lockern Felssteinen durchsetzt und an den Flanken besteht Absturzgefahr. Auf dem Schaffelberg gibt es zwei Gipfelverzierungen. Zum einen das klassische Gipfelkreuz und direkt dahinter das PEACE- Zeichen, beide aus Holz. Was es damit auf sich hat, lässt sich nur durch die Vergangenheit der NS- Diktatur mit dem 2. Weltkrieg erklären. Zum Ende des Krieges hin, wurden in der Flanke des Laber- Massivs unterhalb vom Schaffelberg ein unterirdisches Forschungs- und Entwicklungszentrum der Messerschmitt AG erbaut. Der Deckname für diese Anlage war Cerusit. Das Stollensystem wurde von KZ- Häftlingen in die Abhänge des Berges „Laber“ getrieben. Im Volksmund wird das Tunnelsystem auch als Messerschmitt-Stollen bezeichnet. Die Stollenanlage ist nicht zugänglich und das ist auch gut so. Dieses Stollensystem wird regelmäßig von Bergwerksingenieuren und Geologen auf Standfestigkeit überprüft. Nach einer ½- h Pause erfolgt der Abstieg wieder über die Rinne zum Wandfuß vom Schaffelberg. Von dort ging es über eine bewaldete Senke und einer steilen Gras- und Waldflanke direkt auf die raue zerfurchte Westschneide (-grat) vom Laber Massiv. Auf dieser bin ich auf Pfadspuren weiter, bis ich auf die Route R 156 traf. Über den Schartenkopf und den Laber folgte ich den markierten Weg zum Restaurant der Seilbahn. Nach 1½- h Mittagspause ging es für mich über die Routen R 158 und R 141 in den Sattel zwischen Laber Massiv und den Großen Laber weiter. Über diesen und den Höhenpunkt 1.350 hm stieg ich anschließend zum Mühlberg auf. Mein Abstieg erfolgte über seine südliche Flanke auf einen Jager- und einen querverlaufende Lawinenbauersteig in Richtung Ettal. Die südliche Flanke vom Mühlberg bietet nochmal schöne Aussichten in das Ester- und Wettersteingebirge. Die Ettaler Straße überschreitend bin ich über die Alte Ettaler Straße zum Bahnhof Oberau weiter und von dort mit dem Regionalzug wieder zurück nach München.

Routenschwierigkeiten der Tour:

  1. Abschnitt Bahnhof Oberammergau zum Einstieg Pfad/Steig der Klettergärten vom Laber Massiv
    Die Beschreibung kann man sich eigentlich sparen. Man folgt den Wegweisern vom Bahnhof Oberammergau in Richtung Ettal. Es geht immer an der Ammer entlang und am Campingplatz vorbei in das Wohngebiet der Nato-Schule zum Rundwanderweg Vogelherd. Der Verlauf der Route ist im ersten Abschnitt nicht schwieriger als T1.

  1. Abschnitt Einstieg Pfad/Steig Klettergärten Kammverlauf Felswand/ MTU- Hütte
    Der Pfad/Steig zu den Klettergärten ist am Anfang noch moderat, aber nach 40 hm beträgt die Hangneigung steiler > 45° (nach Alpenvereinaktiv). Die Pfad-/Steigspur schlängelt sich durch einen Graben zu der Felswand vom Klettergarten Schaffelberg. Bis zum Einstieg wird der Pfad/Steig mit T3 bewertet, ein Sturz in dem Steilgelände würde erhebliche gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. Am Klettergarten befindet sich links von der Felswand der Einstieg an einer Art Rampe/Rinne, hier Stellen I/UIAA, evtl. ein Zug Stelle II/UIAA auf den Geländeabsatz vom Kammverlauf. Ab dort beginnt das weglose Gelände, es gibt keine sichtbaren Pfad-/Steigspuren. Der Kammverlauf von der Felswand beträgt auf ca. 60 hm steiler > 45° Hangneigung. Es ist raues Steilgelände, mit losen und lockeren Graspleisen und Felsschrofen durchsetzt, vereinzelte Stellen I/UIAA und flacht nach oben hinaus deutlich ab. Der Bereich im Aufstieg vom Kammverlauf ist exponiertes Gelände, links wie rechts besteht über längere Streckenabbschnitte Absturzgefahr. Es gibt auch linkerseits im Aufstieg senkrechte Felswände, die nicht vom Kammverlauf aus sichtbar sind. Nach der Felswand vom Klettergarten Schaffelberg reduzieren sich die Schwierigkeiten bis zur MTU- Hütte auf T3. Der Gesamte Abschnitt 2 wird aber mit T5 bewertet.

  1. Abschnitt MTU- Hütte bis zum Gipfel vom Schaffelberg
Hinter der MTU- Hütte geht es weglos auf den zweiten Kammverlauf zum Gipfel vom Schaffelberg. Besser ist es hinter der Hütte den Pfad/Steig noch ein Stück zu folgen, da der Einstieg auf den Kammverlauf extrem ausgesetzt ist. Auch der Aufstieg über den zweiten Kammverlauf ist wegloses mit losen und lockeren Graspleisen und Felsschrofen durchsetztes raues Steilgelände. Es sind zwei Stellen I/UIAA zu meistern und auf den Kammverlauf liegen umgestürzte Bäume. In Aufstiegsrichtung besteht linker- wie rechterseits Absturzgefahr im rauen Steilgelände > 45° Hangneigung. An der versperrenden Felswand wird der Kammverlauf bis zu der Rampe/Rinne vom Wandfuß vom Schaffelberg rechts umgangen. Die Rampe/Rinne wird in leichter Kletterei mit Stelle II/UIAA überwunden. Der Gipfel selbst ist mit losen und lockern Felssteinen durchsetzt, es besteht auf diesen Absturzgefahr. Die Schwierigkeiten im Abschnitt 3 werden von mir mit T4 bewertet.

  1. Abschnitt Wandfuß Schaffelberg bis zum Restaurant der Seilbahnstation vom Laber
Der Abstieg vom Wandfuß Schaffelberg führt geradeaus über wegloses raues Steilgelände in die Flanke des Laber Massiv. Es gilt den Westgrat zu erreichen. Die Steilflanke vom Laber - Massiv hat eine Hangneigung > 30°. Der Aufstieg ist leichter als auf den beiden Kammverläufen. Die Flanke ist wegloses grasbewachsenes und mit losen, lockeren Felsschrofen durchsetztes Steilgelände. In der Steilflanke liegen auch etliche entwurzelte Bäume. Der Westgrat selbst hat eine sichtbare Pfad- /Steigspur, jedoch besteht dort Absturzgefahr bis zum einmündenden Weg R 156. Auf den Westgrat gibt es eine Stelle I und eine mit II/UIAA. Die Stelle II/UIAA wird mit einem Spreizschritt und kurzen Zug überwunden. Diese kann evtl. auch rechts unterhalb umgangen werden. Der Schartenkopf wird im Gehgelände schneller weglos über die rechte Flanke oder über den Weg R 156 erstiegen. Ab den Schartenkopf bis zur Seilbahnstation ist der weitere Wegverlauf einfach, die Schwierigkeiten sind mit T2 zu bewerten. Vom Wandfuß Schaffelberg bis auf den Westgrat  liegen die Schwierigkeiten bei T3 allerdings für den Abschnitt über den Westgrat vom Laber - Massiv bis zur einmündenden Route R 156 bei T4.

  1. Abschnitt Seilbahnstation Laber bis zur Scharte Lichtung vom Großer Laber
Von der Bergstation führt der Weg R 158 unterhalb der Manndlköpfen vorbei in Richtung Ettaler Manndl. Dort wo der Weg R 141 in Richtung Tiefentalgraben rechts abzweigt, geht es im Abstieg in Richtung der Scharte zwischen dem Laber Massiv und Großen Laber. Die zu erreichende Scharte ist eine grüne Wiese, diese kann man im Abstieg nicht verfehlen. Beide Routen R 158 und 141 sind nach DAV- Kennzeichnung blaue Wege. Der Weg R 141 ist stellenweise verwurzelt, bei Nässe sollte man dort vorsichtig sein. Die Schwierigkeiten liegen im Abschnitt 5 bei T2.

  1. Abschnitt Scharte Lichtung Wiese Großer Laber zur B23/Ettaler Straße
In der Scharte geht es direkt über die grüne Wiese in Richtung des Einstandes. Hinter diesem verläuft auch der Pfad/Steig auf den Großen Laber. Dieser schlängelt sich durch die bewaldete Flanke, jedoch gibt es etliche entwurzelte Bäume, die den Weg säumen. Besser ist es den direkten Kammverlauf weglos im Aufstieg zu nehmen, man kommt direkt am Gipfelkreuz raus. Beim Abstieg vom Großen Laber führen sichtbare Pfad-/Steigspuren, die auch stellenweise markiert sind zum Mühlberg. Die Markierungen sind orangene Punkte und führen in die Flanke zwischen Mühlberg und Kleinen Laber. Auch hier bleibt man besser auf dem direkten weglosen Kammverlauf, der auf den Punkt P 1.350 leitet. Vom diesen weglos am rechten Kammverlauf weiter in die Scharte zwischen P 1.350 und Mühlberg von dort direkt auf einen sichtbaren Pfad/Steig zum Gipfel. Bis zum Gipfel liegen die Schwierigkeiten bei T3. Der Abstieg erfolgt über die Südflanke vom Mühlberg zur B23/Ettaler Straße. In der Südflanke existiert ein Weggeflecht. Es gibt einen unmarkierten Jägersteig, einen orangen Markierten Weg und ab 1.100 hm querverlaufende Lawinenbauersteige. Der unmarkierte Jägersteig ist stellenweise durch kniehohes Gras verdeckt, Stolperfallen in der Art von Schlaglöchern, großen Steinen, Wurzeln waren dadurch verdeckt. Es gibt auch wegerodierte weglose Stellen, stolpern oder ausrutschen sollte man in der steilen Flanke nicht. Die Lawinenbauersteige sind sehr gut ausgebaut und sind höchstens mit der Schwierigkeit T2 zu bewerten. Die orangenen markierten Pfad-/Steigspuren sind keine offiziellen DAV-Wege. Diese wurden privat oder von der Forstbehörde angelegt. Die höchsten Schwierigkeiten liegen im Abschnitt 6 bei T4 für den unmarkierten Jägersteig und die restlichen Pfade/Steige T3 mit Ausnahme der Lawinenbauersteigen (T2).

  1. Abschnitt  B23/Ettaler Straße zu Alte Ettaler Straße und zum Bahnhof Oberau
Die höchste Schwierigkeit im Abschnitt 7 ist die Überquerung am Ende vom Forstweg über die B23, nach Bayern Atlas als Ettaler Straße bezeichnet. Über die Alte Ettaler Straße erfolgt der Abstieg zum Bahnhof nach Oberau. Die Alte Ettaler Straße ist ein steiniger Weg. Ab dem Industriegebiet Untermberg geht es bis zum Bahnhof weiter. Die Schwierigkeiten liegen mit Ausnahme von der Überquerung der B23 bei T1.

Fazit zur Tour:

Die Tour auf den Schaffelberg über die beiden Westkämme erfordert den erfahrenen Bergsteiger, der ein brüchiges und schrofiges Gelände souverän beherrscht. Der II/UIAA Schwierigkeitsgrad muss seilfrei sicher beherrscht werden. Routengespür und Orientierungssinn sind Grundvoraussetzungen um sich in der steilen Geländeflanke vom Laber Massiv sicher Fortbewegen zu können. Die Tour über den Schaffelberg kann nicht als Überschreitung bezeichnet werden, da der Gratverlauf von den Manndlköpfen ausgelassen worden ist. Vielmehr war es eine Durchschreitung oder von Oberammergau nach Oberau über das Massiv vom Laber. Der Autor D. Hirsch von der Homepage Bergheimat.net hat vollkommen recht, das Abenteuer liegt so nah am Schaffelberg.

Der Zeitbedarf der Tour bezieht sich bei mir immer auf die reine Gehzeit ohne die Pausen.

Die Tour über den Westkamm sollte selbstverständlich nicht bei Nässe/Schnee begangen werden.

Auch ist die Tour an heißen Sommertagen nicht gerade empfehlenswert.

Tourengänger: derMainzer


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