Regalpwand + Kleines Törl mit Übernachtung & Frühstück am Stripsenjochhaus


Publiziert von Bahoe , 15. September 2024 um 12:54.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum: 7 September 2024
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:15
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1100 m
Kartennummer:ÖAV Nr. 8 Kaisergebirge

REGALMWAND = REGALPWAND, beide Formen sind gebräuchlich, mit p in der AV-Karte und Literatur, mit m auf den Wegweisern im Gelände und auf dem Silbertäfelchen am Ziel

 

Abfahrt leider erst später als gewünscht und in Ellmau verfahren. Das Parksystem bei der Wochenbrunner Alm entspricht nicht der Mautstraßennutzung wie im Kaiserbachtal. Die Irritation hat weitere Zeit gekostet als zwecks Nachfrage (nur Licht, sonst geschlossen) versucht wurde, jemand beim Gebäude zu erwischen.

 

Abmarsch erst um 07:23:30, in der Kehre wurde da auch noch die große blaue Tafel gelesen. Danach schien das System klar. Aber beim Automaten am Gebäude bleibt man irritiert und unwissend. Statt 80 Euro wie bei Nichtentrichtung der Maut im Kaiserbachtal werden 65 Euro zuzüglich Umsatzsteuer bei Nichtzahlung der Parkgebühr fällig. Bei den üblichen 20 Prozent also 78,- Das Mautsystem wurde also durch ein Parksystem ersetzt und mehrtägige Touren somit pro Tag fünf Euro teurer. Eine Salzburger Firma führt die Parkraumbewirtschaftung technisch und administrativ durch. Es ist erst bei Ausfahrt zu bezahlen, an modernen Automaten mit Touchscreen beginnt man mit START, danach ist das Kennzeichen einzugeben. Es hat gleich genervt, als das K gleich doppelt am Bildschirm erschien und es keine Löschmöglichkeit des einzelnen zweiten Buchstabens gab, sondern abgebrochen werden musste. Weil eben gleich schon eine zweite Person auch fast zeitgleich zum Parkautomaten hingekommen war.

 

Mit dem Trinkpausenstopp in der Wilderer-Kanzel 1642 m war ein optimales Timing per Zufall gegeben, denn ein Trio sowie zwei 2er-Trupps kamen vorbei. Niemand wurde in seinem Rhythmus gestört und musste überholen oder ausstellen. Es gab viele Kuhfladen, an einer Stelle mit einem kurzen Zaun und riesiger KK-Markierung (große weiße Fläche mit rotem Rand und Schrift in Normalgröße) stieg ich zwecks der Perspektive darüber, vielleicht wurde auch ein Foto von dort aus gemacht. Vielleicht mal ein netter Pausenplatz während des Abstiegs bei einer anderen Tour mit Überschreitung des Kleinen Törls – in der prallen Sonne halt, Schatten gibt es in der W-Kanzel…

 

Beim Wegweiser der Abzweigung zum Gipfel sind 45 min angeschrieben, zum Kleinen Törl 30. Zu Letzterem sind es vielleicht 60 Höhenmeter, in weniger als einer Viertelstunde (13 min) war ich nach dem Gipfelsieg dort. Schrofiges Einser-Gelände, durch Stuhlgangdrang langsam aufgestiegen bis zur Scharte und dem kleinen Wandl (die IIer-Stelle). Dort auf circa 2200 m lässt man am besten seine Stöcke stehen, es sind nur noch wenige Höhenmeter hinauf. In einer Nische finden sich drei sehr alte verrostete Hinterlassenschaften von Leuten, die nicht willens waren, ihren Müll wieder ins Tal mitzunehmen - zwei Bierdosen und eine Fischkonserve. Das Bild vom ROTHER Wanderführer im Kopf, wo mit den Stöcken in der Hand in einer Rinne abgestiegen wird, hatte ich völlig falsch der Schlüsselstelle zugeordnet. Diese ist ein plattiges Wandl und definitiv die IIer-Stelle, wo es mit Mitnahme der Stöcke (im Gelände weiterschieben, legen, keilen) überhaupt nicht geht. Ich stellte sie daher ab. Außerdem waren die erforderlichen akrobatischen Manöver nicht möglich, ohne meinen Darm vorher zu entleeren. Eine ideale Stelle neben dem Zivilisationsmüll war gegeben und mit den Steinen perfekt abzudecken. Natürlich ist der Gipfelsieg im Rahmen einer Tagestour leichter, mein größerer und wesentlich schwererer Übernachtungsrucksack musste aber nicht zu den Stöcken geparkt, kurz hinaufgeturnt und wieder abgestiegen werden, um die Esspause zu machen – der 26-Liter-Volumen-Rucksack war mit oben. Dass es kein Kreuz gibt, obwohl auch immer noch in der AV-Karte 2016 abgedruckt, wusste ich durch die kurz vor mir hinaufgekletterten beiden sympathischen Alpinisten, denen ich gerne den Gefallen tat, das eine oder andere Bild zu machen. Die leere Gipfelbuchbox war leider eine große Enttäuschung.

 

Bei der Tourenplanung und Vorbereitung wurde auch das ROTHER Buch Felstouren im II. und III. Grad herangezogen, die REGALPWAND ist der leichteste Gipfel dieses Führers und mit T5 bewertet. Die dritte Grundlage stammt von Mark Zahel mit seinem 2015er Opus Alpine Bergtouren Kaisergebirge und Berchtesgadener Alpen, erschienen im BRUCKMANN Verlag, eine der ErlebnisBergsteigen Publikationen. Die Schlüsselstelle ist bei ihm eine II- und die Tourt kaum schwieriger als FW4 (dem felsigen Hauptcharakter der Tour mit dem F Rechnung tragend.  

 

Angesichts der Einstufung T5/T6 für die Abstiegsroute von der TUXEGG-Scharte bis zum 823er Wilden Kaiser-Steig hatte ich meine TREFFAUER Rundtour mit T5- bewertet, bei der REGALPWAND entscheide ich mich für T4+ und somit ebenfalls zwei Drittel niedriger als im Buch Felstouren im II. und III. Grad.

 

Die Anstiegsroute liegt laut Tourenbeschreibung im ROTHER Wanderführer Wilder Kaiser teilweise Im UIAA-Bereich I-II und durch die klare Benennung der höchsten Schwierigkeit an der Schlüsselstelle von Zahel ergibt sich damit I+. Die Bewertung von stefan83 mit dem Gesamtanspruch von T4+ und der Schlüsselstelle II- deckt sich mich meinem Erlebnis sowie der darauffolgenden Analyse und Festlegung.

 

Außer mir waren an diesem Tag mindestens fünf Leute am Gipfel, ein junger Bursche in den 20ern, ein Paar, das mich schon vor der Abzweigung überholt hatte und bei meiner Ankunft in der Scharte gerade beim Abstieg an der Schlüsselstelle war sowie ein Schweizer aus Graubünden mit seiner aus Oberösterreich stammenden und mittlerweile in Tirol lebenden Begleitung, denen ich beim Hinaufturnen am plattigen Wandl zuschauen konnte. Die letzten beiden hatten einen Helm auf und im ROTHER Wanderführer kann auch gelesen werden, dass Steinschlaggefahr durch Vorausgehende besteht. Warum dann einer der Autoren mit einer anderen Kopfbedeckung als einem Helm im entsprechenden Gelände auf dem Foto zu sehen ist, erkläre ich mir in erster Linie durch die Tatsache, dass es sich bei der REGALPWAND um ein alpines Mauerblümchen mit entsprechend wenig Besuch handelt (Wortwahl abgekupfert von Mark Zahel).

 

Als Letzter am Gipfel, der sicher erst 20 bis 25 Minuten später abgestiegen ist, achtete ich dennoch penibel darauf, nur ja keinen Steinschlag auszulösen und war erst nach einer Stunde am Hauptweg 815. Nachdem ich meinen mitgeführten Helm im Aufstieg noch nicht verwendet hatte, kam er beim Abstieg zum Einsatz. Ich wollte nämlich nicht riskieren, dass mir im Falle plötzlich einsetzenden Windes das vor fünf Jahren gekaufte und guten Sonnenschutz bietende leichte RAIDLIGHT-Produkt vom Kopf geweht und für immer verloren sein würde im Gelände. 33 Euro hatte ich damals bezahlt. Bei meiner Tour im August hatten zwei das Kleine Törl Überschreitende auch einen Helm auf, die zu meinem Nachteil auch Steinschlag auslösen hätten können. Es war zwar weit und breit niemand zu sehen, aber ich beließ meinen Helm am Kopf und wechselte auf die Kappe erst irgendwo im unverfänglichen schattigen Bereich. Bei der Fritz-Pflaum-Hütte gab es einen Boxenstopp, um erneut Sonnencreme aufzutragen. Laut Alpenvereinskarte wird mit 1184 m wohl der tiefste Punkt des Abstiegs erreicht, bevor es knapp 400 Höhenmeter zum Stripsenjochhaus hinaufgeht.

 

Bei den heißen Temperaturen war ich insgesamt 10:20 unterwegs, nach dem Großen SOLSTEIN meine erst zweite Übernachtung auf einer Alpenvereinshütte. Ich hatte mir ursprünglich gedacht, dass ich wohl einen Salat auswählen würde, mich dann aber doch für die Tagliatelle mit Streifen in Pfefferrahmsauce entschieden. In Bezug auf das Frühstück wurde das Lunchpaket bestellt und mit der Lagergebühr beim Einchecken bezahlt. Wie bereits erwartet habe ich wohl maximal vier Stunden geschlafen und war dann wieder wach. Am Vorabend hatte ich bereits mitgeteilt, dass ich in der Früh ein Cola trinken würde, während der langen Wachphase hatte ich mich dann auch schon für zwei Spiegeleier entschieden.

 

FAZIT:

Man muss die Feste feiern, wie sie fallen und im September an einem Freitag für den Samstag noch irgendwo auf einer Hütte einen freien Schlafplatz zu ergattern, kommt ja fast einem kleinen Lottogewinn gleich.

 

Die REGALPWAND ist für mich persönlich ein lohnendes Ziel und würde an einem heißen Sommertag als Tagesunternehmung auch mal von Norden gemacht werden – übrigens ebenfalls im Buch Felstouren im II. und III. Grad vertreten. Es sei denn, es ergibt sich die Gelegenheit, doch die Fritz-Pflaum-Hütte zu nutzen und am Folgetag das eine oder andere Gipfelziel zu wiederholen.

 

Abgesehen von den zahlreichen Wanderern, die vom Stripsenjoch(haus) zur Griesner Alm abstiegen, eine stille Tour und je nach Temperatur, Tagesverfassung, sowie Lust und Laune erweiterbar um MITTERKAISER und / oder STRIPSENKOPF. 


Tourengänger: Bahoe


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