Grinnerkopf (=Heimkehrerkreuz) via Scheiblingsteinkar - Rundtour


Publiziert von Bahoe , 3. August 2024 um 09:58.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:27 Juli 2024
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 975 m
Kartennummer:ÖAV Nr. 8 Kaisergebirge

Grinnerkopf via Scheiblingsteinkar – Rundtour im Uhrzeigersinn

Fast 10 Std – Start und Ziel bei der Aschinger Alm, 09:55 von 06:50 bis 16:45 

Diese Ergänzungstour war zunächst ohne den GRINNERKOPF geplant – auf Grund der Wettervorhersage. Während der Unternehmung wurde aber beschlossen, das Heimkehrerkreuz doch dazu zu nehmen. Es ging sich dahingehend gut aus, dass es einmal nur zehn Minuten lang tröpfelte (14:48 bis 14:58) und einmal nur eine Minute lang, circa eine halbe Stunde später. 

Es wurde nicht derselbe oberste Einstieg ins Scheiblingsteinkar genommen, sondern etwas tiefer (wie im September 2021). Bei der Jagdhütte kam ich nicht vorbei, beim Wetter wie am 15. Juli hätte ich viel Zeit verloren, durch die Bewölkung war ich fast gleich schnell. Nichtsdestotrotz wurde beschlossen, den obersten Einstieg bei der nächsten Tour in diesem Gelände zu bevorzugen. Zu viel Vegetation (z.B. Latschen), zu oft Steigverlust und Raten, wie es am besten weitergeht – irgendwie ein Deja-Vu. 

Die beiden kleinen Schneefelder war wie erwartet weggeschmolzen, meine Getränke waren aber an Ort und Stelle geblieben. Eins davon, das rote Isostar, wurde während der Tour getrunken, die Dose sollte aber besser daheim gesäubert werden. Eventuell wird ein Glas verwendet. 

Noch bevor ich zu den beiden Getränken kam, wurden zwei Bilder einer etwaigen Möglichkeit gemacht, beim weiteren Aufstieg fiel die Entscheidung, für die westseitige Challenge im Aufstieg nicht die allererste ursprünglich überlegte Route zu nehmen, sondern schon nahe der Felswand zu schauen, ob das ebenfalls ginge. Ein Hintergedanke war auch, zu checken, ob nicht noch Gamswild für mich ungünstig positioniert wäre. Was, wenn der Wind günstig war und meine Annäherung zu keinerlei Protest geführt hatte? Zwar eher unwahrscheinlich, da auch meine Fortbewegung Lärm macht(e), aber wie erwähnt, nur ein Hintergedanke. Der Hauptzweck war schon die Routenwahl – eine Geländeinspektion, die etwaige Rückschlüsse auf menschliche Vorgänger an anderen Tourentagen ermöglichen hätte können. 

Es schien mir machbar und wurde daher so in Angriff genommen. Während des Aufstiegs hatte ich dann schon an diversen Stellen den Eindruck, dass ich das Emporkommen billiger, sprich einfacher und risikoärmer haben hätte können. Insbesondere bei einem schmalen Felsenband, wo ich meine Stöcke seitlich verschieben und mit meinen Schuhen auf Reibung gehen musste. Diese kritischere Stelle bewog mich, die Route in der Gesamtheit auch mit zumindest T5- zu bewerten. Oft waren die Stöcke von Nutzen, aber hinderlich waren sie auch öfter. Mit Einser-Genusskraxelei hatte das nix mehr zu tun, der Zweier ist sicher angebracht. Nicht alle Griffe waren solide, genug ausbrechende Steine wurden berührt und danach Alternativen gesucht. 

Bevor ich mich auf den markierten Hauptweg begab, wurde eine circa 20minütige Pause im Schatten gemacht. Andere Wanderer waren im Stehen schon gut zu sehen gewesen, Luftlinie vielleicht 50 m. Durch meine Sitzposition zwischen zwei Felsen dürfte ich deren Sicht entzogen gewesen sein. 

Vermutlich an der Abzweigung des Abstiegswegs zur Aschinger Alm hatten sich zwei Damen entschieden, im Stehen ein Geschenk in Form einer Reise zu erörtern, daher ging ich gleich weiter und zweigte an der entsprechenden Stelle vom, Hauptweg ab, um dem GRINNERKOPF über den Grat meine Referenz zu erweisen. Bald mal nach der Abzweigung an einem Rastplatz wurden zwei junge Damen angetroffen, die sich Sonnencreme auf die Haut schmierten. Das war ohnehin auch meine Intention gewesen, daher tat ich es ihnen an Ort und Stelle gleich. Sie waren zuvor auf der VORDEREN KESDSELSCHNEID und PYRAMDENSPITZE gewesen und sich dann doch entschieden nicht mehr zum GRINNERKOPF und retour zu gehen. Ein Mann kam noch vom Grat, drei weitere Personen (zwei Männer und eine Frau) schickten sich an, weglos vom Gratweg abzusteigen, da hätte ich etwas warten müssen, um sie nicht durch Steinschlag zu gefährden. Ich hatte etwas gezögert, dann fragte ich durch Zuruf, wo sie denn hinwollten. Es stellte sich heraus, dass sie von der Aschinger Alm aufgestiegen waren und durchs Kar (Egersgrinn) absteigen wollten. Somit machten sie kehrt und versuchten den weiteren Weg am Grat. Ich ließ sie vorbei und setzte meinen Weg zum Buchberger Heimkehrerkreuz fort. Eine kurze Pause dort gönnte ich mir, bevor es an den Abstieg ging.

Diejenigen, die den Normalweg zum GRINNERKOPF kennen, verstehen vermutlich, warum er in den meisten Büchern nur als Anstiegsweg aufscheint. Eine knifflige Stelle ist nämlich drin, die von manchen als I+ und von manchen sogar als Zweier eingeschätzt wird, bergab ist sie klarerweise schwieriger. Weiters ist die ganze Chose eine nordseitige Angelegenheit und genug rutschige dunkelerdige, zuweilen recht unsympathische Stellen sind dabei. Nichtsdestotrotz bevorzuge ich ihn gegenüber dem Winkelkar und dem Egersgrinn. Letzteres mache ich wohl nur noch bergauf, insbesondere an Wochenenden. Vor drei Jahren, als zu zweit abgestiegen wurde, gab es einen Schuttsurfer, der wohl meinte, in dem Gelände sei eh nix los. Der ausgelöste Steinschlag, konnte niemandem an tieferer Stelle mehr egal sein. Wir wollten uns damals keinem Risiko aussetzen, steuerten den Rand an und warteten, bis der Eilige vorbei war und keine Gefahr mehr für uns darstellte. An Wochenenden kann es sogar vorkommen, dass die eine oder andere Familie mit Kindern aufsteigt.

Meine gute bzw. beste Tat des Tages war wohl die Mitnahme eines Spitzenalpinisten aus Rosenheim, der auf der Asphaltstraße auf der linken Seite den Tramperdaumen zeigte. Im Gespräch erfuhr ich, dass er bei der Ackerlhütte Betriebsfeier gehabt hätte und niemand mit ihm etwas unternehmen wollte. Darauf hatte er sich entschlossen, über die HOCHGRUBACHSPITZE zur ACKERLSPITZE aufzusteigen, diese zu überschreiten, und über das Griesner Kar ab- sowie zum Stripsenjochhaus aufzusteigen. Nach dem Höhenweg folgte der finale Abstieg am Musikantensteig von Vorderkaiserfelden. Für ihn perfekt war der Transfer zum Kufsteiner Bahnhof, wo er gleich beim richtigen Gleis aussteigen konnte. Im Idealfall hatte er gleich noch einen Zug kurz vor der Abfahrt erwischt.

Im Buch FELSTOUREN im II. und III. Grad ist die Tour über die ACKERLSPITZE mit der Überschreitung der HOCHGRUBACHSPITZEN als eine der anspruchsvollsten Unternehmungen gelistet – äußerst schwierige Bergtour. In diese Kategorie fallen 17 der 46 Touren. Wenn innerhalb der Kategorie auch noch sortiert wurde, dann haben nur fünf Touren ein höheres Niveau. Ob die Route von der Ackerlhütte über die HOCHGRUBACHSPITZEN zur ACKERLSPITZE nun leichter oder schwieriger ist, vermag ich nicht zu beurteilen – für mich steht nur fest, dass ich da nix verloren habe. Alle, die erfolgreich T6-Touren machen, sind für mich Spitzenalpinisten.

 

Zu den Schwierigkeiten dieser Scheiblingsteinkar-Rundtour:

 

Den Westseitenaufstieg, der länger ist, fand ich persönlich schwieriger als die bereits dreimal zuvor absolvierte Rampe der Ost-Ecke. Auch hier gab es mehrere lockere Steine, die keinesfalls als Griff oder Tritt zum Klettern taugen. Beim ersten Mal trifft das auf viele Routen zu. Mit T5 minus orientiere ich mich einerseits am mir bekannten markierten Kreuzlana-Aufstieg, andererseits am T5, welches Nic und frehel bei ihrer Tour 2018 mit dem Abstieg ins Kar durch die Karlkopf Ostflanke vergaben. Statt I mache ich für meine Routenwahl aber II namhaft, was die Kletterschwierigkeit betrifft.

 

Schlussbemerkung:

Um beurteilen zu können, ob für mich ein bewusster Abstieg ins Scheiblingsteinkar auf der Westseite in Frage kommt, brauche ich mindestens zwei weitere Aufstiege.

 

Dieser Bericht stellt nun das Einzelstück dar. Ohne diese Schlussbemerkung, mit Schwierigkeits-Potpourri – bezugnehmend auf die Jofenspitze – ist er im Kombinationsbericht Großteils enthalten, inklusive Bilder. 


Tourengänger: Bahoe


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