Große, einsame Frühlingsrunde über den Pletzachkogel zum Latschberg


Publiziert von Kaiserin , 25. Mai 2024 um 22:53.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Rofangebirge und Brandenberger Alpen
Tour Datum:11 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:20,4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Inntalautobahn A12 Ausfahrt Kramsach abfahren und in Kramsach Richtung Münster abbiegen. Nach Habach nach rechts in die Straße nach Grünsbach abbiegen und einmal durch den Ort in den Wald fahren. Dort gibt es vor einer Schranke einige Parkmöglichkeiten (kostenlos, kein offizieller Parkplatz).

Jedes Frühjahr stellt sich wieder dieselbe Frage: wo kann man sinnvoll eine Tour machen ohne großartigen Schneekontakt, aber auch ohne auf die immer selben Berge zu gehen?  In der Vorwoche waren wir auf Hirschhörnlkopf und Jochberg - ja, nett, aber gleich nochmal Jachenau fanden wir nun auch nicht ganz den Brüller.  Also Brainstorming mit Karte, Kriterien: südseitig, nicht allzu hoch, und ein paar Höhenmeter sollten bitteschön auch zusammenkommen.  Der Blick fällt auf den Pletzachkogel.  Das ist doch der Berg mit dem markanten Felssturz?  Aber nur dort rauf und runter lohnt gefühlt die Anfahrt von München nicht so wirklich.  Wobei es ja schon mal ganz nett wäre dort vorbeizuschauen.  Ich schaue mir die Karte weiter an - könnte man nicht zu dem Gipfel nördlich, dem Roßkopf weitergehen?  Und von dort… zum Latschberg?

 

Ich recherchiere hier.  Für den Pletzachkogel gibt es ganze zwei Berichte.  Für den Latschberg, in Kombination mit dem Roßkogel, nur einen einzigen, und der geht von Norden aus (https://www.hikr.org/tour/post115095.html) - zeigt aber, dass der Übergang zwischen diesen beiden Gipfeln auch wirklich kein Problem darstellen dürfte.  Und vom Pletzachkogel führt ein Wanderweg dorthin.  Also schauen wir’s uns an!

 

Start am Parkplatz im Wald etwas oberhalb von Grünsbach.  Wir steigen über die Postalm zum Pletzachkogel auf, weitestgehend wie hier von Tef beschrieben: https://www.hikr.org/tour/post137167.html.  Der Aufstiegsweg zur Postalm ist, nachdem wir richtig abgebogen sind (der erste, aber einzige Verhauer war gleich kurz nach dem Start, siehe Fotos), wirklich sehr steil, aber glücklicherweise hat es durchgehend eine eindeutige Wegtrasse.  Sonst wären diese Waldhänge von der Steilheit her schon eher kritisch zu betrachten..  Aber so gewinnt man schnell an Höhe und bereits nach 40 Minuten erreichen wir die Postalm.  Wir machen eine erste kurze Pause, der Aufstieg war schon schweißtreibend - und geht auch so weiter.

 

An der Postalm biegen wir nun nach rechts ab Richtung Herrgottstein.  Wir müssen schließlich auf die andere Seite des Habacher Bachs gelangen.  Nach dem Bach verlieren wir ein paar Höhenmeter.  Gerade als Mike fragt ob wir uns sicher sind dass wir richtig sind sehen wir den Weg der von Kramsach bzw. Winkl aus heraufzieht.  Dieser Weg ist zwar ein Wirtschaftsweg, zieht aber auch steil nach oben, Richtung Pletzachalm.  Abkürzer, wie von Tef erwähnt, haben wir zumindest nicht wahrgenommen, wir haben aber auch nicht bewusst danach gesucht.

 

Als wir endlich aus dem Wald auf die von Tef beschriebene Freifläche kommen geht das Ratespiel los: wo ist denn hier die Wegspur?  Wir driften zu weit nach links ab, aber zum Glück gibt’s ja eine Karte mit GPS, und so finden wir schließlich den Weg.  Über die Wiese weglos zu steigen stellt immerhin auch kein Problem dar, auch wenn diese eher steil ist - so steil wie unten im Wald ist’s hier definitiv nicht.  Jetzt, da wir den Pfad gefunden haben, geht’s problemlos weiter bergauf.  Wobei, was heißt problemlos - von der Orientierung her ist’s nun eindeutig, aber es bleibt steil.  Man ballert also ordentlich Höhenmeter im Aufstieg zum Pletzachkogel.  Aber dadurch dass es steil ist erreichen wir diesen auch in unter 2 Stunden.  Die Pause hier haben wir uns verdient!  Und sie lohnt, hat man doch einen schönen Blick runter ins Inntal und rüber ins Alpbach- und Zillertal.  Top!

 

Nach etwas Erholung geht es weiter zum nächsten Gipfel, dem Roßkogel.  Dieser ist mit einer alten Bergstation etwas unterhalb “verziert”, das Sonnwendhaus befindet sich auch dort, und nicht zuletzt steht ein großer Mast mit Richtfunkantennen ganz oben.  Wirklich hübsch ist anders, aber dafür ist der Gipfel markant erkennbar.  Wir folgen ein paar Meter dem Aufstiegsweg bergab, um dann Markierungen nach Norden zu folgen.  Diese Markierungen waren uns im Aufstieg irgendwann aufgefallen und wir hatten uns noch gewundert dass wir sie bis dahin übersehen hatten - bis wir realisierten dass dies der Normalweg ist auf den wir jetzt gestoßen sind.  Eben diesem Normalweg folgen wir nun Richtung Hochalm.  Der Höhenverlust hält sich in Grenzen bis wir den Sattel zwischen Pletzachkogel und Roßkogel erreichen.  Ein Wirtschaftsweg führt in die Ostflanke dieses Gipfels, und noch vor der Hochalm biegen wir nach links auf die Wiese ab.  Eine klare Pfadspur erkennen wir vorerst nicht, aber Markierungspfosten die uns anzeigen dass wir so falsch wohl nicht sind.  Bald leiten die Markierungen zu einem klar erkennbaren Wanderweg der uns stetig nach oben zur Bergstation führt.  Hier, im Osthang, treffen wir nun auch erstmals auf Schneefelder, die sich aber noch in Grenzen halten.  Nach einer Weile erreichen wir den Vorgipfel mit aufgelassener Bergstation und Hütte, und von dort ist es nicht mehr allzu weit zum Gipfel des Roßkogels.  Knapp 1,5 Stunden haben wir vom Pletzachkogel hier herüber gebraucht.

 

Vom Roßkogel aus haben wir nun zwar keinen so ausgeprägten Inntal-Blick mehr, aber dafür sieht man im Norden schön Guffert und Unnütz, also die Berge rund um Steinberg.  Gewisse Karwendel-Einblicke gibt’s auch, wobei natürlich die Felswände des Rofan weitestgehend den Blick versperren.  Aber was heißt versperren, der Felsriegel der nach Süden von der Rofanspitze via Sagzahn zum Vorderen Sonnwendjoch zieht ist ein echter Blickfang im Westen, und rechts hinter der Rofanspitze blitzt keck die Hochiss hervor.

 

Lange bleiben wir hier aber nicht, zum einen stört wie erwähnt diese Antenne etwas, zum anderen wollen wir ja auch noch einem weiteren Gipfel einen Besuch abstatten.  Der Latschberg hat sich uns schon gezeigt, vor der Rofan-Ostwand - und noch ziemlich weiß zwischen den Latschen.  Gut, das war schon fast zu erwarten - a) ist es der höchste Gipfel heute (auch wenn er nur wenig höher ist als der Roßkogel), und b) ist der Anstieg leicht nordöstlich exponiert.  Mit etwas Schneekontakt war also zu rechnen.  Und es ist ja nicht so als ob uns das schrecken würde.

Wir steigen also zunächst ab Richtung Zireiner See.  Dieser zeigt sich nach der Passage einiger Latschengassen unter uns, noch tief winterlich verschneit bzw. mit einer Eisschicht versehen.  Zusammen mit Rofanspitze und Hochiss darüber ergibt sich ein tolles Bild, wunderschön!

Nichts desto trotz steigen wir nicht zum See ab sondern passieren ihn ein ganzes Stück oberhalb auf einem Weg der uns zum Latschberg bringt. Dieser ist überraschenderweise hier auch an einem Schilderbaum erwähnt, passt also!  Leider sehen wir vom Weg nun nicht mehr allzu viel, bewegen wir uns doch weitestgehend über Schneefelder zwischen - eher weit verstreuten - Latschenfeldern hinweg.  Ab und an schaut aber ein markierter Fels durch die Schneedecke hindurch, das ist sehr hilfreich, müssen wir so doch gar nicht großartig suchen.  Anders als der Name vermuten lässt hat man es im Aufstieg zum Latschberg gar nicht so wirklich mit Latschen zu tun, es gibt genug Lücken und Durchschlupfe.  So kommen wir gut und ohne Verhauer am heute letzten Gipfel an.  Wir haben vom Roßkogel eine Dreiviertelstunde hier rüber gebraucht, und machen nun eine zweite Pause bevor es an den Abstieg geht.

Die Aussicht auf den Rofan-Ostabbruch ist hier natürlich noch besser als am benachbarten Roßkogel, da man direkt davor bzw. darunter sitzt.  Wirklich sehenswert!  Leider ist das Wetter nicht so gut wie vorhergesagt, es hängen viele, auch dunkle Wolken drüber.  Schade, aber landschaftlich schön ist’s auch so, definitiv.

 

Vom Latschberg steigen wir zunächst nach Westen, dann nach Süden zur Zireiner Alm ab.  Die nächste Etappe ist der Weiterweg zur Bayreuther Hütte, und entgegen unserer Annahme, dass dorthin ein durchgehender Wirtschaftsweg führt, werden wir positiv überrascht - eine Hangquerung wird auf einem Weg durch einen Wald bewältigt welcher irgendwie an einen Märchenwald erinnert, so richtig verwunschen ist die Landschaft hier.  Überraschend schön!

An der Bayreuther Hütte bzw. der darunter liegenden Bergalm ist es dann mit schönen Wegen allerdings vorbei, wir folgen der Beschilderung nach Münster dem Wirtschaftsweg nach unten.  Hier ist deutlich mehr los als auf der gesamten bisherigen Runde - es sind sehr viele mit E-Bike unterwegs.  Kaum jemand strampelt mit Muskelkraft, fast alle sind motorisiert unterwegs.  “Schöne” neue Welt.  Aber gut, hier stört’s ja nicht, abgesehen davon dass wir immer wieder aufpassen müssen von hinten nicht überfahren zu werden (warum spart man eigentlich an der Klingel?).  Letztlich kommen wir gut und doch verhältnismäßig flott (2 Stunden vom Latschberg) wieder am Parkplatz in Grünsbach an.

 

Noch ein Kommentar zum Abstieg von der Bayreuther Hütte sei hier angebracht: eigentlich hatte ich geplant via Kniepass wieder zur Postalm zu queren und dann unseren Aufstiegsweg abzusteigen.  Das hätte weniger Wegstrecke bedeutet.  Aber wie sich unterwegs herausstellte hatten sowohl Mike als auch ich im Aufstieg zur Postalm denselben Gedanken: dass ein Abstieg hier aufgrund der Steilheit des Geländes alles andere als schnell oder gar angenehm wäre.  Wir waren also unabhängig voneinander zum selben Schluss gekommen, nämlich dass wir diesen Pfad nicht unbedingt absteigen wollen.  Gegangen wäre es schon, klar, aber bestimmt nicht schneller als entspannt und flott den Wirtschaftsweg runter zu laufen.

 

Der Aufstiegsweg zur Postalm ist übrigens der Grund warum ich die Tour mit T4- bewerte.  Der steile Waldhang lässt meines Erachtens nach keine andere Bewertung zu wenn man die SAC-Skala ernsthaft zugrunde legt.

Durch die Gegenanstiege kommen ca. 1600 Höhenmeter zusammen, insbesondere durch den Wirtschaftsweg beim Abstieg sind’s in Summe etwa 20,4 km Wegstrecke.


Tourengänger: Kaiserin


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