Hikr-Erstbesteigungen: Kleiner Maurerkeeskopf und Geigerkopf - Skihochtour zum Großer Geiger


Publiziert von Heidelberger Gipfelsammler Ötzi II , 15. Mai 2024 um 23:17.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Venedigergruppe
Tour Datum:10 Mai 2024
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Ski Schwierigkeit: ZS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 12 Tage 15:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Garmisch mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Hinterbichl

Nach Übernachtung im Winterraum der Essener-Rostocker Hütte - ich hatte vergessen, vor Abfahrt eine Gaskartusche zu besorgen  -  startete ich wenige Minuten vor der 4-er-Gruppe, die den Ofen angeheizt hatte. Eigentlich hatte ich um 06.00 Uhr losgehen wollen, aber dann hätte ich um 05.00 Uhr den Ofen anfeuern müssen. Ohne einen heißen Kaffee getrunken zu haben, bin ich nicht tourentauglich, genauer gesagt nicht motiviert, loszugehen!

Ich wollte zuerst zum Großen Happ aufsteigen, allerdings hätte ich dann über einen Hang mit bis über 35° Steilheit aufsteigen müssen, was ich in Ermangelung von Harscheisen besser ließ. So dachte ich, die geplante Tour einfach andersherum zu unternehmen. Bis zum Großen Happ sollte ich es dann aber nicht schaffen.

Zuerst ging es durch das flache Tal, durch das einst das Maurerkees floss. Dann wird das Gelände steiler. Eine Steilstufe mit bis über 35° konnte ich gut ohne Harscheisen bewältigen. Dahinter stieg ich über Hänge mit 25-30° Steilheit auf Richtung Maurertörl, während die anderen 4 rechts Richtung Großer Geiger weitergingen. 

An genannter Scharte machte ich Skidepot. Nun ging es über den Westgrat des Kleinen Maurerkeeskopf hinauf. Der untere Teil führt steil aufwärts, ist aber unschwierig zu begehen (bis I). Dann geht es über eine Kletterstelle, die auch wegen des Schnees mit II zu bewerten ist. Dahinter musste ich wegen der Wechten etwas unterhalb des Grates in der steilen Südflanke queren (bis ca. 45° steil). Aus einiger Entfernung schien der höchste Punkt gefährlich zu erreichen zu sein. Das täuschte jedoch, wie sich dann zeigte. Zuletzt querte ich nahe der Gratschneide zu ihm hin, wo keine Wechte überhängend ist. 

Nach langsamem, vorsichtigen Abstieg entlang meiner Aufstiegsspur zum Skidepot legte ich noch eine Rast ein. Insgesamt war dort oben viel Zeit vergangen, ca.1h45min! Anschließend fuhr ich von über den steilen Hang ab, bis ich nach nicht viel mehr als 100hm Höhenverlust unterhalb der am weitesten hinunterreichenden Felsen  in östliche Richtung queren konnte. Das nächste Gipfelziel war der Geigerkopf, den ich von Westen her nicht erklimmen konnte, da der Westgrat schroff ist. So querte ich unterhalb von diesem breiten Berg weiter in östliche Richtung und stieg dahinter zur Scharte zwischen ihm und dem Großen Geiger auf, von wo ich unterhalb der Felsen der östlichsten Graterhebung den ca. 40° steilen Hang querte. Dann ging es noch ein paar Meter ebenso steil zur Scharte hinauf, wo ich meiner Skier zurückließ.

Nun stieg ich in respektvollen Abstand zum Wechtengrat im obersten Bereich der steilen Flanke aufwärts. Weiter oben musste ich eine steil aufstrebende, schmale Gratpassage mit oben kleinem Felskopf südlich unterhalb umgehen. Dahinter konnte ich ein kurzes Stück auf dem nicht überwechteten Grat weitergehen. Das war kurz vor einem schroffen Felskopf. Es folgte vor diesem noch ein schmaler Schneegrat, der nicht zu begehen war, da er abbrechen würde, weshalb ich daneben ein paar Meter in die Südflanke hätte abklettern müssen. Das schien mir zu heikel zu sein. So ging ich zurück und begann mit dem Pickel in der Hand in der bis über 50° steilen felsdurchsetzten Flanke ein kurzes Stück abzuklettern und dann zu queren. Das war ehrlich gesagt auch nicht weniger anspruchsvoll, als die Stelle oben am Grat abzuklettern, was ich vermieden hatte. Bald folgte eine felsfreie Passage mit weniger Steilheit, in der ich zum vermeintlichen Gipfelfels aufsteigend querte. Die obersten 2 Meter an diesem waren mir zu heikel, da ich mich dort neben dem Abbruch der Nordwand befand. Links über der Südflanke gibt es zwar Möglichkeiten, sich festzuhalten, aber der Bereich, in dem ich hätte mit meinen Skistiefeln auftreten müssen, war glatt und teils brüchig, da geschiefert. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich den anderen, etwas östlich aufragenden Felsturm, der noch etwas höher ist. Von der anderen Seite, also Ostseite hatte ich diesen nicht erreichen können, was von der Westseite auch nicht möglich war, da der Fels dort überhängend ist! Ich begab mich noch unter seinen Überhang, um dem höchsten Punkt wenigstens möglichst nahe zu kommen. Dort befand ich mich etwa 4m unter ihjm. Was solls, dachte ich, immerhin befinde ich mich auf diesem Berg, war auf seinem ganzen, langen Gipfelgrat unterwegs, der mehrere Felserhebungen aufweist.

Gleich darauf ging ich langsam und vorsichtig entlang meiner Spur zurück zum Skidepot. Es war inzwischen wieder deutlich mehr als eine Stunde vergangen! Zuletzt querte ich mit Skier wieder den o.g. steilen Hang, wobei ich einen kleinen Schneerutsch auslöste. Der Schnee war inzwischen aber auch ziemlich feucht geworden.

Dahinter querte ich unterhalb der Scharte den etwa 30° steilen Hang in Richtung Aufstiegshang des Großen Geigers, der bis über 30° steil ist und inzwischen die Abfahrtsspuren der anderen 4 Skitourengeher aufwies. Deren Aufstiegsspur war mir zu steil, sodass ich meine eigene zog. Inzwischen drangen von Nordwesten Wolken unterhalb der Gipfelhöhen ein. Als ich das Skidepot ungefähr 130hm unterhalb des Großen Geigers erreicht hatte, folgte ich den Fußspuren der Gruppe. Währenddessen nebelte der Berg ein, sodass ich das Kreuz bei geringer Sichtweite erreichte. Dessen Kastl befreite ich vom Schnee, sodass ich es öffnen und mich ins Buch eintragen konnte. Der letzte Eintrag war von Ende April, aber danach hatte es wieder viel Neuschnee gegeben.

Am Skidepot zurück war die Sicht wieder etwas besser und etwas mehr als 100m tiefer befand ich mich wieder unterhalb der Wolkenuntergrenze. Es war schon früher Abend geworden, aber ich hatte eine schöne Abfahrt im guten Firn. Weiter unten ging es im Sulz zurück zur Hütte. An der Wasserstelle ca. 300m vor ihr füllte ich alle meine Wasserflaschen auf, denn an der Hütte gab es keines.



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Kommentare (1)


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BigE17 hat gesagt: Schöne Tour
Gesendet am 16. Mai 2024 um 23:29
Cooler Bericht zu einer schönen Tour!

Der Anstieg zum Geigerkopf scheint ja echt spannend zu sein, ich glaube den versuch ich besser im Sommer. Diese Gipfel stehen bei mir auf jeden Fall ganz oben auf der ToDo-Liste.

LG


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