Hochalpenschnüffeln


Publiziert von Voralpenschnüffler , 12. Mai 2024 um 09:54.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:10 Mai 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-TI   Gruppo Piz Medel 
Aufstieg: 3000 m
Abstieg: 2850 m

Normalerweise bin ich ja zu dieser Jahreszeit eher mit Kurzski in den Voralpen unterwegs. Dieses Jahr hat's unterhalb von 1900m fast keinen Schnee, darüber aber gibt's ganz viel und sind die Verhältnisse so gut, dass es schade wäre, nicht auf langen Latten auf dem Sulzteppich zu gleiten... Und wenn man etwas Ski tragen in Kauf nimmt, ist man auch in den (nicht ganz so hohen) Hochalpen fast allein (nur 2 Anmeldungen für die Medelserhütte). Und auf der Nordseite der Medelsergruppe war ich noch gar nie - nicht Ramoz, wie auch angedacht also, sondern Neuland.

Mit dem Piz Medel verbinden mich Erinnerungen an ein rechtes Abenteuer vor fast 35 Jahren: Zu dritt verbrachten wie Silvester 90/91 in der damals winzig kleinen, aber gemütlichen Scaletta und bestiegen den Piz Medel von Südosten (mit knackigem Kraxelgrätchen in der Mitte). Danach ereilte uns ein veritabler Wettersturz, im dichten Nebel dislozierten wir fast ohne Essensvorräte von der gemütlichen Scaletta in die kalte, vorratslose Terrihütte, wo noch ein Bergführer mit Gruppe weilte, die uns - wie es in meinem Tourenbüechli heisst - "generös an ihren Vorräten und Kochkünsten (Dessert: Schnee mit Schoggipulver) teilhaben" liess . Nachdem die Lawinenlage keine Flucht aus der Mausefalle zuliess, funkte der Führer die Rega an, die uns auch grad fliegenderweise mit evakuierte.  

Diesmal waren keine derartigen Abenteuer zu erwarten: Start nach epischer Anreise nach Curaglia um halb 11 im strahlenden Frühling. Erster Schnee auf ca. 1800m, mit kleinen Unterbrüchen dann auf Ski ab Pt. 1868 bis auf die wunderprächtige, krokusblütige Hochebene von Stavels Veders.Trotz fortgeschrittener Tageszeit kein Einbrechen, die Lawinenlage legte nahe, tendenziell die erstmals durchfeuchteten Nordhänge zu meiden. Um 10 vor 3 erreichte ich den modernen Adlerhorst der Medelser Hütte, wo der angemeldete Zweier(Geschwisterpaar nach Zustieg von Osten, Terri-Valdraus) schon am Sünnele war. Ich tat es ihnen natürlich sogleich gleich, bevor wir um 6 zum frühen Znacht schritten. Sonnenuntergang um halb 9, unser "Untergang" ins Bett nicht viel später.

Tagwacht um viertel nach 5, Aufbruch ca. um 6, grad mit einem happigen Einstieg, der steilen Abfahrt im pickelharten Schnee, wo's mir (wieder einmal bei der neuen Bindung) die Arretierung löst und ich einen erstaunlich gut aufgefangenen Sturz hinlege.... Auch beim Wiederaufstieg bleibt's zunächst ungemütlich steil und schattig, bevor man auf die weiten hohen Firne und auch bald an die Sonne gelangt - wunderbar! Da ich auf die Steigeisen verzichtet habe, muss ich auch auf das Schlussgrätli zum Medel-Hauptgipfel verzichten (Hochalpenschnüffeln halt) - die Aussicht v.a. gen Süden ist auch so wunderbar!

Noch hartes Abfährtchen via den Durchschlupf südlich der Refugi da Camutsch (kein Camutsch weit und breit) ins nächste gleissende, zackengekränzte Firnbecken zwischen Cima di Camadra und Piz Uffiern, wobei ich letzteren ansteuerte bzw. die Lücken südlich davon (Hochalpenschnüffeln halt - der Gipfel wäre nicht ganz einfach zu erreichen). In den Osthängen bereits eine erste Dosis Sulz, bevor's ins nächste Firnbecken und in die obere Fuorcla Cristallina ging. Von da steile Querung in den Südhängen und hinauf auf den Piz Cristallina (ha- nicht nur Schnüffeln!). 

Die Verlockung war gross, auf dem Sulzteppich 1100 Hm ins Val Uffiern zu rauschen, doch dort wäre ein epischer Ausmarsch zu gewärtigen gewesen. So schnupperte ich nur rund 400 Hm an diesen Prachtshängen, so guten Sulz habe ich schon lange nicht mehr erlebt! Wiederaufstieg, diesmal in die "richtige" Fuorcla Cristallina, wo die 800Hm-Traumabfahrt auf dem weiten Sulzteppich der Firnflächen begann (und ich wieder auf meine Hüttengspänli treffe) bis zur Engstelle unterhalb der Morenas davos-la Buora. Diese ist durchaus steil und war nicht überall mehr tragend. Im Val la Buora auf saharastaubigem Altschnee noch runter bis auf ca. 1900m, wo die Skis wieder an den Rucksack mussten/durfen. Während meine Gspänlis dem 13.08-Poschi zustrebten, nahm ich's gemütlicher und rastete unterhalb Puzzetta Sut länger, wobei erstaunlich ist, wie es absolut keine Blumen hat in der Gegend (wie auch die Wälder 100% Fichten sind). Auf steilem Weg durch dürren Wald hinunter nach Fuorns - ein ungastlicher Ort, zumal das Dorf eine Baustelle ist und es weder Lädeli noch Beizli hat. Am Bach fand ich immerhin einen schönen Stein, auf dem es sich durstig chillen liess, bevor um 15:21 endlich das nächste Poschi nach Disentis und zum Stresseinkauf am Kiosk in der knapp bemessenen Umsteigezeit fuhr. Heute bei besten Verhältnissen auf Ski, morgen baden im (Katzen)-See - was will man mehr? 

Tourengänger: Voralpenschnüffler


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