Durch drei Kantone von Langenthal nach Murgenthal


Publiziert von ABoehlen , 8. Mai 2024 um 07:16.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberaargau
Tour Datum:25 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-LU   CH-AG 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 70 m
Abstieg: 140 m
Strecke:Langenthal – Ziegelwald – St. Urban – Murgenthal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Langenthal
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Murgenthal
Kartennummer:LK1108 Murgenthal, 1128 Langenthal

Dieser Montag, der 25. September 2023 ist ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch. Dies gilt sogar für den Oberaargau, der sonst bei Hochdruckwetterlagen im Herbst oft unter dem Hochnebel liegt. Nebst vereinzelt etwas Bodennebel dominiert aber bereits bei der Anreise von Worb durch Bigletal, Unteremmental und Wynigentäli die Sonne und blauer Himmel. In Langenthal steigen wir aus und gelangen aus demBaustellen-Gewusel im Bahnhof hinaus in die Ortsmitte, wo wir bald auf ein Charakteristikum dieser Altstadt stossen:

Da die Strasse jedes Jahr einige Male als Flussbett dienen muss, führt unser Weg auf hohen Trottoirs ins Dorf.

So steht es in dem von mir sehr geschätzten Wanderbuch (Ramseyer, Fritz: Berner Wanderbuch 14, Oberaargau. Kümmerly+Frey, Bern 1956/1966), auf welchem die Strecke, die wir heute zurücklegen wollen, aufgeteilt auf verschiedene Routenbeschreibungen, komplett enthalten ist.

An der Kirche vorbei geht es hinauf ins Grüne. Die Hirschen im Hirschpark sind beim Frühstück, welches ihnen in Form von frischem Gras bereit gelegt wurde. Ansonsten wäre es möglich, Futter zu kaufen, ähnlich wie im Tierpark Goldau. Namentlich die Zwegziegen werden bereits ausgiebig auf diese Weise versorgt, sodass wir darauf gut verzichten können.

Hinter dem Park beginnt nun ein riesiger Tannenwald (für Schweizer Mittelland-Verhältnisse). Speziell daran ist, dass er natürlichen Ursprungs und nicht eine für die Holzproduktion angelegte Plantage ist. Auf dem sauren Boden gedeihen Tannen besonders gut, wie auch Moose und Heidelbeerbestände, die den Unterbewuchs prägen. Unser Weg führt vorbei am Picknickplatz Haslibrunnen, Pt. 494, durch das Thunstetterholz und auf einem Pfad zur Waldhütte Schlosshubel. Von der gleichnamigen Burgstelle etwas oberhalb davon, ist im Dickicht nichts mehr zu erkennen; allenfalls wenn man im «Zeckengebüsch» umherkröche, aber dazu habe ich keine Lust, zumal alles nass ist.

Nach einem Imbiss in der 1980 erbauten Hütte geht es weiter zum «Probierloch». Dazu folgender Auszug aus dem erwähnten Wanderbuch:

15. Min. vom Riedhofspitz stoßen wir im Zankhölzli auf einen kleinen Teich, das Probierloch. 1873 sollte die sogenannte Wasserfallenbahn, die von Basel durch die Paßwangkette über Oensingen nach Langenthal und als Fortsetzung über Wauwil nach Luzern geplant war, diese Stelle berühren. Das Probierloch wurde zum Sondieren der Gesteinsverhältnisse ausgehoben. Die Grube füllte sich später mit Wasser und bildet heute ein stilles Waldseelein.

Das ist auch rund 60 Jahre später noch der Fall. Wie tief das Loch ist, lässt sich leider nicht erkennen, da das Wasser völlig mit Grünzeugs bedeckt ist.

Vom Plateau geht es jetzt gut 60 Höhenmeter hinunter in das Tal der Rot und über diese hinweg ins Luzernerland. Hier heissen uns die beiden Türme der Klosterkirche St. Urban willkommen. Im Innenhof lassen wir uns auf einer Bank an der wärmenden Sonne nieder und da es gerade Mittag ist, kommen wir in den Genuss eines schönen Geläutes. Die imposanten Türme sind immerfort von Vogelschwärmen umgeben, wobei es sich um Dohlen handelt, wie wir zu einem späteren Zeitpunkt erfahren werden. Nach einem Rundgang durch die Kirche und einem Blick von der Aussichtsterrasse, ca. 10 m über dem Tal, mit freiem Blick zum Jura, verlassen wir diesen schönen Ort wieder.

Wir queren nun die Hauptstrasse 255 und betreten Aargauer Boden. Diese Hauptstrasse windet sich einem Strassenpass gleich auf eine Höhe von 529 m in den Unterwald hinauf. Für uns folgt stattdessen eine lauschige Wanderung durch das Rottal, wo wir an einer Stelle sogar Eiger, Mönch und Jungfrau erblicken können, dank der klaren Luft sogar ziemlich deutlich. Bei Walliswil kommen wir ins Gebiet, wo Rot und Langete zusammenfliessen und fortan die Murg bilden. Beim Stauwehr wird der Rothkanal abgezweigt, dem wir als nächstes folgen und dabei unter der Neubaustrecke der SBB (NBS) hindurchwandern. Wer gelegentlich oder häufiger im Intercity zwischen Bern und Zürich unterwegs ist, kennt vermutlich diese Stelle, wo die Strecke zwischen 2 Tunnels auf einer Brücke kurz ans Tageslicht gelangt. Bei Tempo 160 dauert dies allerdings nur einen kleinen Augenblick.

In Murgenthal endet diese schöne Tour. Vor gut 20 Jahren bin ich mal mit dem Velo bis hierhin gekommen, ansonsten ist das für mich eher unbekanntes Territorium. Damit bin ich aber wohl in guter Gesellschaft; es scheint sich um eine Gegend zu handeln, die oft durchfahren aber kaum bewusst besucht wird. Entsprechend waren wir die meiste Zeit alleine unterwegs. Nach einem erfrischenden Eis, bei dessen Genuss wir den regen Güter- und Passagierverkehr auf der «alten» Strecke mitverfolgen, gelangen wir mit einer S-Bahn wieder nach Langenthal, anschliessend mit einem MUTZ der BLS-Division Fernverkehr nach Burgdorf und weiter mit einer BLS-MIKA ins Bigletal hinauf, Walkringen entgegen. Ich schätze diese Verbindung sehr, da man damit den hektischen Berner Hauptbahnhof ideal umschiffen kann. Somit ist auch die Rückfahrt entspannt, genau wie der ganze Tag in einer Landschaft ohne Spektakel, aber mit vielen kleinen Schönheiten am Wegesrand.

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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