Bifertenstock


Publiziert von 3614adrian , 15. April 2024 um 21:14.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Surselva
Tour Datum:14 April 2024
Ski Schwierigkeit: S+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-GR   Bifertengruppe 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 2100 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:22km

Eine Skitour auf den zweithöchsten Berg der Glarneralpen fungiert schon länger in meinem Kopf herum. Der klassiche Bänderweg und die Route über die Eisnase als Sommertour liegen schon Jahre zurück.
Ob die Schneeverhältnisse aktuell noch gut sind ist ungewiss, denn der Gipfelaufstieg über die steile Südflanke sollte gut eingeschneit sein. Dafür erhoffen wir uns, dass wir das erste Stück der langen Tour mit dem PW (Fahrbewilligung) hinter uns bringen können. Und würde es mit dem Aufstieg über die Südflanke nicht klappen, läge der Piz Frisal als lohnendes Alternativziel zu den Füssen.


Um ca. 04.00 Uhr lösen wir bei Plaun da Pors eine Fahrbewilligung (direkt mit Twint lösbar). Etwas skeptisch bemerke ich die fehlenden Autospuren im ersten kleinen Schneefeld. Es lässt sich zwar problemlos überqueren, kurz später ist dann aber definitiv Schluss - und auch wenn diese Schneefeld mit einem geländetauglichen Wagen vielleicht noch passierbar gewesen wäre, folgen vor der Brücke P. 1507 grosse Schneefelder. Somit starten wir die Tour also ab ca. 1470 zu Fuss. Im flachen Stück ziehen wir sogar motiviert die Skier an, sobald die Strasse jedoch wieder anzusteigen beginnt ist tragen angesagt. Erst bei der Brücke bei 'Muletg la Scanatscha' hat es eine durchgehende Schneedecke.
Der Schnee ist weich, es lässt sich aber ohne tiefes Einsinken Spuren. Ohne grosse Mühen gelangen wir in das Sättelchen bei der Alp Frisal. Für die kurze Abfahrt ziehen wir die Felle ab und fahren durch den faulen Schnee in den Talboden. Hier ist der Schnee gut gefroren und es verleitet einen zum Skaten. Zum Kräftesparen fellen wir aber bald wieder an. In der Dämmerung durch diese zwei Kilometer lange Ebene zu laufen, ist eindrücklich. Nach knapp zwei Stunden ab Start der Tour erreichen wir endlich wieder ansteigendes Gelände - die Skitour kann quasi beginnen. Leider ist der Schnee hier wieder schlecht gefroren, zum Spuren aber kein grosses Problem. Etwa ab 2300 dann schöner Firn und eine tollen Stimmung mit der aufgehenden Sonne und dem Blick über die Ebene des Val Frisal. Südlich vom P. 2458 steigen wir westwärts Richtung Glatscher dal Frisal, welcher an seiner südlichen Begrenzung auf knapp 3000 über eine kurze Steilstufe problemlos erklommen werden kann. Der Gletscher ist sehr gut eingeschneit.
Der Blick zur Südflanke des Bifertenstock ist nicht gerade ermunternd. Der Felsriegel auf ca. 3200 ist schon stark ausgeapert. So steuere ich bereits den Piz Frisal an, da ich nicht davon ausgehe, dass mein Tourenpartner Lust auf Experimente hat. Offensichtlich habe ich mich getäuscht, denn er steuert zielsicher der Südflanke entgegen. Nach kurzer Diskussion, beschliessen wir den Felsriegel zu begutachten oder es ansonsten weiter links über ein querendes Schneefeld zu versuchen.
Nach einigen Versuchen und kurzen Klettereinlagen kapitulieren wir am Felsriegel. Ohne Seilsicherung ist mir dies zu heikel. Bleibt noch die zweite Variante. Die Schneequalität im nach Westen querenden Schneefeld ist recht miserabel - griesig und zum Teil tieferes Einsinken. Das muss bald besser werden, sonst ist das zwecklos. Sobald wir die Stelle erreichen, wo wir über die Schneeflanke hochsteigen können, wird der Schnee brauchbar. Teils sogar richtig griffig hart. Eine Stelle sogar ganz kurz eisig. Oberhalb dann guter Trittschnee bis auf den Grat.
Auf dem Grat bläst ein zügiger Westwind, welcher ansonsten kaum zu spüren war. Ich spure durch den Triebschnee und wir gelangen unschiwerig zum Gipfel. Gemäss Gipfelbuch, welches in geöffneter(!) Gamelle liegt, sind wir die ersten die sich eintragen seit dem 1.10.2023. Die Weitsicht reicht bis zum Montblanc. Der Wind verhindert jedoch eine gemütliche Pause und auch wollen wir möglichst bald wieder durch steile Südflanke, bevor die Sonne den Schnee zu stark aufweicht. Dies klappt mit der nötigen Vorsicht ganz gut, bei der letzten Querung zurück in die Normalroute ist ein tieferes 'Kampfgewicht' aber von Vorteil.

Die Abfahrt ist ganz oben prima, schnell geht es dann aber über in üblen Bremsschnee, die Stellen mit Saharastaub bremsen zusätzlich und es geht gehörig in die Oberschenkel. Viel Schwung für die Ebene können wir als wirklich nicht mitnehmen und schon bald fellen wir an. Die Felle laufen fast besser als die Skier selbst. Es folgt der letzte Gegenanstieg in den Sattel bei der Alp Frisal. Wieder erwarten können wir von dort durch den faulen Schnee ohne grössere Probleme nach Scanatscha abfahren. Ab hier dann Skitragen bis zum Ausgangspunkt.

Alles in allem eine grossartige, selten begangene Tour in eindrücklicher Umgebung. Die Verhältnisse waren sicher nicht optimal aber auch nicht ganz verkehrt. Mit den vielen Flachstücken und der anspruchsvollen Gipfelsüdflanke muss genug Zeit einberechnet werden. Wir waren nach knapp über 9 Stunden zürück beim Auto.


Tourengänger: 3614adrian


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

WS
14 Sep 07
Bifertenstock · 3614adrian
WS
20 Aug 11
Bifertenstock (Bänderweg) · Becks
T5 S III
T5 S
S
16 Jun 06
Bifertenstock 3421m (Eisnase) · Cyrill
ZS+ II
T6 S III
T5 WS
8 Sep 18
Bifertenstock als Tagestour · Sherpa

Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

Primi59 hat gesagt:
Gesendet am 17. April 2024 um 18:35
Wow, eine sehr eindrückliche Tour und eine Meisterleistung...
Gratulation !!

Lg Priska


Kommentar hinzufügen»