Seebergl 2705m - Nachtschwärmer


Publiziert von georgb , 7. April 2024 um 11:13. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 6 April 2024
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Ski Schwierigkeit: S
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1050 m
Abstieg: 1050 m

"Es ist außergewöhnlich warm, die Schneeoberfläche ist kaum gefroren und weicht schon am Vormittag auf. Die Gefahr von spontanen Nassschneelawinen liegt im oberen Bereich von Stufe 3. Touren sollten sehr früh gestartet und beendet werden!"
Dandl und ich beginnen zu zweifeln, bei solchen Prognosen kommt keine Vorfreude auf. Wir halten uns an die Empfehlung von Herrn Rastner und starten sehr früh, dann müsste es schon gehen!? Noch vor 5 Uhr stehen wir in Zösen und bewundern den Sternenhimmel, außergewöhnlich schön, finde zumindest ich. Dandl ist nicht so leicht zu begeistern, hat dafür aber sein eigenes Licht dabei, wenigstens einer denkt mit!
Wir rechnen nach, durch die Umstellung auf Sommerzeit wird die Sonne kaum vor 7 Uhr aufgehen, wir werden zu Nachtschwärmern und zotteln lange im Schein von Dandls Stirnlampe durch die dustere Zösner Landschaft. Der Forstweg wäre vermutlich auch im Sternenschein nicht zu verfehlen, aber bei den Bachquerungen vor und nach der Moaralm müssen wir genau hinschauen.
Wir kommen gut voran, auf knapp über 2000m lichtet sich das Dunkel langsam und die ersten Sonnenstrahlen tauchen den Schnee in unwirkliches Licht. Die Stimmung ist einzigartig, in der Ferne gurren die Birkhühner, magische Momente. Wir scheinen gut gewählt zu haben, es hat doch ein wenig abgestrahlt, die Unterlage bleibt erstaunlich fest. So fest, dass es bald die Harscheisen braucht!
Das Seebergl kommt in Sicht und mit ihm die steile Rinne links unter dem Gipfelaufbau. Aus der Ferne machbar, aus der Nähe betrachtet heikel. Als wir selbst mit den Harscheisen kaum noch Halt finden, entscheiden wir uns für Fußmarsch rechts davon auf dem ausgeaperten Rücken.
Gute Entscheidung, die Felsen und Grasbüschel lassen sich bestens begehen, auch mit allerlei Ballast auf dem Rücken. Wieder einmal haben wir Pickel und Steigeisen zu Trainingszwecken mitgeführt, so muss es sein!? Am Vorgipfel können die Skier wieder für 80 Höhenmeter unter die Füße und leichten Schrittes erreichen wir den höchsten Punkt.
Wir haben es gut getroffen, die Sonne lacht, ein Lüftchen kühlt den Schnee, und die Uhr schlägt 9. So früh bin ich wohl noch nie auf einem Skitourengipfel gestanden. Es könnte sogar noch ein wenig mehr auffirnen, aber wir ziehen stabile Hänge vor und rüsten zügig um.
Nachdem wir die Einfahrt in die passende Rinne gefunden haben, schwingen wir vorsichtig ab. Es geht sehr steil zu, wohl über 40 Grad, aber der Schnee ist bestens, tragfähig und griffig. Mit ein paar zaghaften Schwüngen stehen wir in sanfterem Gelände und der Genuss kann beginnen. Wir finden mehrere annähernd perfekte Firnhänge, es zischt und jetzt ist auch Dandl endlich überzeugt "Gut ausgesucht Georg!" kann ich ihm entlocken.
Der Rest ist Pflichtprogramm, der steile Teil des Forstwegs lässt sich nur im Schneepflug sturzfrei befahren und weiter unten helfen Skatingschritte und Stockeinsatz über die Flachpassagen. Wir kommen mit Ski auf den Schneezungen bis zur Bergmeisteralm und schon sitzen wir auf der Terrasse.
Jetzt geraten wir beiden Frühaufsteher nochmal ins Grübeln, was macht man an diesem angebrochenen Vormittag auf der Bergmeisteralm? Die Wirtin nimmt uns die Entscheidung ab und stellt spontan einen Honigschnaps auf den Tisch, perfekt für Nachtschärmer ;-)

Tourengänger: georgb, Dandl


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