Sass Pordoi 2950m - Sellaronda alle Vongole

"Sellaronda", was für ein wohlklingender Name. Jeder will sie einmal gemacht haben, nur weil es so schön klingt!? Natürlich auch Jock und Annett, was bleibt mir übrig, ich muss mit. Meine Motivation ist allerdings weniger die Sellarunde, ich habe andere Präferenzen auf dem Weg...
Wir stellen den Wagen in Kolfuschg ab und steigen 20 Meter zum Einstieg der Bahn, das werden heute die einzigen Höhenmeter mit Muskelkraft sein, den Rest erledigen die Seilbahnen. Zunächst queren wir in der Gondel zurück nach Corvara, auf der orangen Runde im Uhrzeigersinn. So sparen wir uns die Bahnfahrt zum Abschluss der Sellarunde und können später auf Skiern zum Parkplatz abfahren ohne Zeitdruck.
Unser erster Abstecher von der klassischen ronda führt uns mit der Kabinenbahn von Arabba auf die Porta Vescovo, am "Bischofstor" hat man den ultimativen Blick auf die Marmolada. Bei der Abfahrt finden wir sogar einen kurzen Pulverhang neben der Piste, das macht Appetit auf mehr.
Unsere nächste Station ist das Pordoijoch und dort wartet ein weiteres Highlight, die Auffahrt zum Sass Pordoi und die Abfahrt von der Pordoischarte. Es braucht ein paar Minuten zu Fuß zum Einstieg der Pordoibahn und schon schweben wir atemberaubend an den Felswänden empor zum Sass Pordoi, immerhin auf 2950m.
Manchem genügt schon die spektakuläre Auffahrt und das Panorama am Gipfelrestaurant, die Freerider wollen natürlich noch mehr. Es gibt diverse Abfahrtsmöglichkeiten, doch die Lawinensituation gestattet nur eine, von der Pordoischarte zurück zum Passo Pordoi. Doch selbst das ist heute anscheinend grenzwertig, ein "freundlicher" Skilehrer mitsamt Gruppe weist uns zurecht und präsentiert sein eigenes, persönliches Lawinenbulletin.
Wir wenden uns ab und werfen einen Blick in die Abfahrt. Der Hang ist schon großzügig durchgepflügt, vermutlich wollte der Skioberlehrer nur ein paar unverspurte Linien für sich und seine Eleven!?
Wir werfen uns hinab und surfen nach Herzenslust, jeder in seinem eigenen Tempo ;-) durch den Pulver. Mit ein paar Verzögerungen stehen wir wieder am Pass und steigen zurück in die klassische Sellaronda.
Ohne weitere Varianten umrunden wir zügig den Sellastock und stehen bald am gleichnamigen Joch unter dem Langkofel. Wir betreten ein weiteres der 4! verschiedenen Skigebiete um die Sellaronda, diesmal im Grödner Tal. Die Wolken verdichten sich kurzfristig, das gibt uns Gelegenheit für eine weitere Sellarondavariante und Highlight: das Rifugio Comici.
Eine zusätzliche Auffahrt im Sessellift bringt uns an die legendäre Skihütte, allein die Toilette ist für manche schon den Besuch wert!? Der Fisch ist es allerdings, was das Comici so einzigartig macht, er kommt tatsächlich frisch aus Grado, wo die Familie eine Fischerei betreibt. Regelmäßig wird er direkt aus der Adria angeliefert und daran kommen wir nicht vorbei.
"Sie befinden sich jetzt im Restaurant!" Darauf weißt uns die Bedienung nochmal ausdrücklich hin, jetzt gibt es keinen Weg zurück ;-) Also was bleibt uns übrig, Jock gönnt sich eine Platte mit Meeresfrüchten, das höchste der Gefühle für ihn, und ich lasse mich zu Spaghetti alle Vongole verführen, es muss sein!
Was für ein Genuss, an der Grenze zur Dekadenz, aber ausdrücklich empfehlenswert, ganz zu schweigen von der Kuchenauswahl und der Toilettenausstattung. Wir haben es nicht bereut und als wir das Lokal verlassen, lacht wie bestellt wieder die Sonne.
Die Beschilderung ist durchgehend eindeutig, trotzdem gelingt uns ein Verhauer bis wir gemeinsam in Wolkenstein die letzte Auffahrt nehmen. Auch mit Varianten, Verzögerungen und Stops sind wir noch im Zeitlimit. Entspannt surfen wir unter der mächtigen Sella auf den einfachen Pisten vom Grödner Joch zurück nach Kolfuschg. Es war für jeden Geschmack etwas dabei, Sellaronda alle Vongole.