Chalchertobel Weerswilen
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Ich folge dem Rundweg West von der Strasse Berg - Ottenberg startend. Es geht nach Süden. Der Weg führt durch eine Geländerinne ins Freie. Man sieht ein fast leeres Wasserrückhaltebecken. Auch im Himmelreich, wie der Fleck hier heisst, wird das Wasser rar.
Ich folge der Strasse nach Weerswilen. Im Ort biege ich bei Punkt 567 rechts ab und folge der Strasse den Berg hoch, bis ich den Rundweg Thurberg erreiche - blaue Schilder. Hier links, also nach Westen.
Am Waldrand führt der Weg abwärts auf die Tobelbrücke von 2002 bei 565 m. Von hier kann man einen Blick in den Tobelbach werfen, der unterhalb Löölitobel und oberhalb Chalchertobel heisst. Der Name Chalchertobel soll übrigens nichts mit Kalk zu tun haben, wie ich immer dachte. Der Historiker und Archivar Michael Mente schreibt am 27. Februar 2021 im Wyfelder, dass Kalcheren wohl der Name von Herrschaften aus Konstanz gewesen sei, die hier in der Gegend vermutlich Lehensnehmer gewesen seien.
https://www.wyfelder.ch/von-der-schneggenburg-zum-chalcherentobel/
Angesichts der Wegverhältnisse im Tobel beschloss ich, mich von der Ostseite dem Bach zu nähern. Start 15.20 Uhr. Dort, wo der Wanderweg zur Brücke absteigt, verläuft rechterhand ein kleiner Zufluss, der mit grossen Felsbrocken ausgekleidet ist. Den querte ich, die darauf folgende Brombeerdecke ebenfalls und hatte dann von der Oberkante einen schönen Einblick in den Tobel. Gegenüber eine Steilwand aus grünem Mergel, dann abwechselnd rechts und links Felswände aus gelbbraunem Sandstein, der so wenig gefestigt ist, dass die Felsbrocken im Bachbett liegen. Hangrutsche und Abrisskanten zu beiden Seiten, mit Quellaustritten und bemoostem Kalktuff.
In der östlichen Böschung entdecke ich die erste Nagelfluh. Dann kann es nicht mehr weit bis zum ersten Wasserfall sein. Der Wasserfall ist zweistufig, die Zwischenetage ist eine Mergelschicht. Hier müsste das Niveau bei 604-601 m liegen.
Da Fico in seinem Bericht vom 12. Januar 2013 „Durchs wilde Chalchertobel auf den Ottebärg (683 m)“
https://www.hikr.org/tour/post60142.html
hiervon nichts erwähnt, war da vielleicht der Zugang durch umgefallene Bäume versperrt. Von da an sind mal rechts mal links dickere Nagelfluhbänke in den Seitenwänden zu sehen, bis ich direkt vor dem nächsten Wasserfall stehe. Eine Stufe, in der ich links dank günstiger Tritte aufsteigen kann, während ich rechts ins Wasser greife, um Halt zu suchen. Dieser Fall liegt bei 611-609 m.
Kurz danach sieht man von links eine steile und wohl noch recht junge Runse, und wenige Meter später steht man beim Zusammenfluss des westlichen und des östlichen Tobelarms. Über dem Zusammenfluss thront ein Geländesporn, von dem man einen Einblick in den Oberlauf des Tobels hat.
Ich entscheide mich für links, also den westlichen Seitenarm, weil dort eine geheimnisvolle Wand zwischen den Zweigen durchschimmerte. Bald schon stehe ich vor einem schönen moosgrünen Wasserfall, eine Kalktuffkaskade über Nagelfluh, deren Basis mit einer frisch umgestürzten Buche zugeschüttet ist. Ich bahne meinen Weg durch die Äste, um links am Kalktuff aufzusteigen. Aber in der angrenzenden Nagelfluhwand finde ich keine Tritte, und die Griffe im Tuff sind brüchig. Daher versuche ich, weiter links in den Brombeeren aufzusteigen, die die Nagelfluhböschung bedecken, bis zu einem querliegenden Buchenstamm. Als ich mich an ihm festhalten will, bewegt er sich mir entgegen. Ich sehe, dass ein Teil noch im oberen Bachlauf liegt und der Stamm im wesentlichen durch eine Haselstaude am weiteren Fall gehindert wird. Die Haseln sehen noch elastisch aus, ich balanciere an der Kante und stütze mich gegen den Stamm, da und dort zwischen den Brombeerranken nach jungen Eschenschösslingen greifend. Und so erreiche ich die geheimnisvolle Wand, die wie ein Fenster aus der Tobelwand leuchtet. Heller Mergel unter einem dunklen Dach aus Sandsteinplatten mit Zwischenlagen von Nagelfluh.
Vielleicht ist das die Fundstelle Nr. 1, in der Thomas Bolliger von der Uni Zürich Pflanzenreste und Schnecken aus der Zeit vor 13 Mio Jahren entdeckt hat.
Über eine Kalktufftreppe steige ich weiter bis zur Oberkante. Ausstieg 17 Uhr. Ich mache noch einen Abstecher zum Aussichtspunkt am Geländesporn und folge dann der Strasse über Ottenberg zum Velo, das ich um 17.40 Uhr erreiche. Der Rückweg mit dem Velo geht bergab rasant. Über Berg, Altishausen, Siegershausen, Lengwil zum Bärenplatz in Kreuzlingen, den ich um 18.15 Uhr erreiche.
Zur Geologie des Tobels siehe
Amt für Raumentwicklung /Thurgau
Geotope
Chalcherentobel am Ottenberg-Südhang, Weinfelden ID 138
„Allgemeine Beschreibung
Das auf den Landeskarten neu mit “Löölitobel - Chalchertobel” bezeichnete ehemalige Chalcherentobel ob Weinfelden spielt eine wichtige Rolle in der Erforschung der geologischen Geschichte des Thurgaus. Hier fanden Wissenschaftler der Universität Zürich zahlreiche, nur 1 bis 2 Millimeter grosse Backenzähne von Säugetieren im Gestein. Die Bestimmung der Arten anhand dieser Zähne erlaubt es, das Alter der Gesteine recht genau anzugeben: rund 13.5 Millionen Jahre. Die vier Fundstellen enthalten auch zahlreiche andere Fossilreste, die allerdings alle erst nach aufwändigem Schlämmen grösserer Probemengen in ausreichender Qualität extrahiert werden können; so wurden für die Fundstelle Ottenberg 3 von Bolliger 300 kg Gesteinsmaterial im Labor aufgearbeitet.“
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