Forcella

Nach dem Regen ist die Schneegrenze wieder ganz schön angestiegen. Mein beliebtestes Rückzugsgebiet bei solchen Verhältnissen ist das Bedrettotal - und ich wurde nicht enttäuscht.

Geparkt habe ich in All' Acqua, der Parkplatz war noch überraschend leer. Auf der bestens eingeschneiten Nufenenpassstrasse begann nun ein langer Watschel. Da ich schon einmal auf dem Helgenhorn stand, nahm ich diesen Gipfel als Referenz um den Fortschritt der Strecke für mich sichtbar zu machen. Leider machten sich meine Knöchel bemerkbar, da ich es bei den letzten zwei Skitouren mit meinen neusten Skischuhen vermutlich übertrieben hatte. Ab Ciuréi di Mezzo machte sich der Knöchel noch mehr bemerkbar, womit ich das Gipfelziel Duo Pizzo Nero & Forcella auf den zweiten reduzieren musste. 

Auf der Anhöhe zeigte sich dann endlich das Gipfelziel. Die Schneeverhältnisse wären aktuell top für weitstrecken und viele Höhenmeter, der Schnee hat sich verfirnt und das gehen ausserhalb von Spuren braucht sehr wenig Energie. Vor mir befanden sich auf dem ganzen Weg drei Italiäner welche schon zu Begin gesprächig waren und mich kurz nach Ciuréi di Mezzo eingeholt hatten - ihr Ziel: Pizzo Gallina. Umso länger sie meinen Weg teilten umso mehr erahnte ich, dass sie den falschen Gipfel anpeilen, was dann auch so war. Als sie kurz vor der östlichen Sidelenlücke eine Pause machten, begann eine kurze, zielorientierte Diskussion :-) Und plötzlich waren wir eine Vierergruppe.

Am Skidepot schnallten wir uns die Skier auf den Rucksack. Wer steile Hänge fahren kann & mag sollte dies tun! Der Aufstieg zum Gipfel war bestens gespurt. Wir besuchten den Hauptgipfel vom Forcella und gratulierten einander, als würden wir uns schon Jahrzehnte kennen - einfach symphatisch diese italiänisch sprechenden Mitmenschen ;-) Nachdem sie mich gefragt haben, ob sie mit mir abfahren dürfen machten wir uns gemeinsam auf die steile Abfahrt. Leider befand sich bereits eine Zweiergruppe im Aufstieg welche von uns Schneegraupel abbekam. Ich staunte nicht schlecht, als ich die vielen Tourengeher sah, welche über diese Ostroute aufsteigen: Die unsere begangene Route ist meines Erachtens die schönere Variante - einfach aufsteigen / steil abfahren. Es ist für aufsteigende sicher nicht angenehm, wenn Skifahrer in solch steilem Gelände oberhalb dessen die Kurven in den Schnee drücken. In diesem Sinne Sorry, ich versuchte zumindest Rücksicht zu nehmen so weit das ging.

Nach dem steilen, adrenalingeladenen Hang folgten flauschige Traumhänge hinunter zum Bachtobel bei P.2064. Das Bachtobel war bestens zu befahren, so auch die Passtrasse zurück nach All'Acqua.