Pizzo di Vogorno – zum ersten Mal 2000 Höhenmeter überwunden


Publiziert von ABoehlen , 28. Dezember 2023 um 15:49.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:29 August 1996
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima dell'Uomo 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Vogorno – Rienza – Corte di Fondo – Pizzo di Vogorno – Alpe Lòcia – Rienza – Vogorno
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Postauto von Tenero nach Vogorno
Unterkunftmöglichkeiten:Hotel Pizzo Vogorno: https://www.pizzovogorno.ch/index.html
Kartennummer:LK1313 Bellinzona

Einleitung

Das «Schweizer Wanderbuch 23 – Locarno» meines vormaligen Arbeitsgebers Kümmerly+Frey war schon veraltet, als ich es vor gut 30 Jahren zum ersten Mal in die Hand genommen habe (1964; 6. Auflage von 1978). Und doch sind diese Wanderbücher mit ihrem grünen Umschlag, genau wie auch die «gelben», die den Kanton Bern behandeln, von solch hoher Qualität, dass ich sie auch heute noch sehr schätze und oft benutze, um Details und Hintergründe zu den Gegenden zu erfahren, die ich wandernd entdecke. In diesem besagten Wanderbuch bin ich zum ersten Mal auf den Namen Pizzo di Vogorno gestossen und in der Einleitung steht dazu folgendes:

«Eine einzigartige Aussicht entschädigt für die Mühen des abwechslungsreichen, aber langen Aufstieges: nahezu 2000 m Höhenunterschied! Oberhalb der Alpe Lòcia pfadlos. Nur für berggewohnte und ausdauernde Wanderer.»

In der dritten Woche der Schweizerreise, die ich mit Oskar im Sommer 1996 unternommen habe, stand ich zum ersten Mal am Fusse dieses majestätischen Berges. Ob ich genügend Ausdauer habe, um dort hinaufzusteigen, wusste ich natürlich nicht, aber es gab nur einen Weg, das herauszufinden!

Tourenbericht

Wir erreichen Vogorno am Nachmittag des Di. 27. August mit dem Postauto. Wie üblich haben wir nichts reserviert, stossen jedoch gleich am Ortseingang auf ein Hotel mit dem vielversprechenden Namen «Hotel Pizzo Vogorno». Wir werden freundlich begrüsst, sogar in deutscher Sprache, und erhalten für drei Nächte ein Zimmer im Obergeschoss mit prächtigem Ausblick auf den See. Noch ist das Wetter verhangen und am Abend setzt heftiger Regen ein, der sich in Form mehrerer Gewitter durch die ganze Nacht hinzieht. Tags darauf erwachen wir aber – wie oft in den südlichen Alpen nach nächtlichem Regen beobachtet – unter tiefblauem, wolkenlosem Himmel. Sozusagen als Aufwärmtraining für die grosse Tour morgen steigen wir heute auf die Bergkette südlich von Vogorno hinauf. Dabei gelangen wir bis auf über 1600 m und die interessante Strecke hält einige packende Ausblicke auf den Pizzo di Vogorno für uns bereit. Abends lassen wir uns das Frühstück für den folgenden Tag zusammenstellen, damit wir es dann frühmorgends im Zimmer geniessen können.

Tagwache ist um 05:00 Uhr und das Frühstück in ungewohnter Umgebung mundet herrlich. Beim Abmarsch um 06:00 Uhr ist es noch dunkel, aber das spielt keine Rolle, weil wir zunächst einfach dem Strässchen folgen, welches sich in vielen Spitzkehren den Abhang empor schlängelt. Bei der Costa Piana (Costapiana) auf 665 m ist es zu Ende, weiter geht es auf einem hangquerenden Bergweg, der sich zum Bach hinunter senkt (Pt. 634), ehe es dann «richtig» anzusteigen beginnt. Mehrheitlich durch den Wald, vorbei an vielen Hütten, die alle zum Maiensäss Mosciöi gehören, gelangen wir bis auf ca. 1200 m Höhe, wo der Wald zurückweicht und in der Folge auch die Steilheit nachlässt. Hangquerend erreichen wir nach einiger Zeit die ausgedehnte Siedlung Rienza, die wir aber verlassen vorfinden.

In solch weitläufigen Alpsiedlungen besteht immer die Schwierigkeit, den richtigen Durchgang zu finden, weil es meist keinen eindeutigen Weg gibt. So ist es auch hier, und auf gut Glück versuchen wir, hinter dem Ort wieder eine Spur zu finden, der wir weiter folgen können. Das gelingt und auch, nur ist es leider die falsche. Statt in Richtung der Alpe Lòcia, gelangen wir auf den Weg, der ostwärts zur Córt da Fónd (Corte di fondo) führt. Als wir den Fehler bemerken (bei der Bachquerung oberhalb Pt. 1309), scheint es uns schon zu spät, um noch umzukehren, aber eigentlich ist es gar kein Problem, weil wir in der Folge einfach nordwärts über den breiten Bergrücken aufsteigen und so die Häuserruinen von Costéra erreichen. Weiter nördlich beginnt dann das Gebiet Pianca, und dorthin wären wir auch auf dem «offiziellen» Weg über Lòcia hingelangt. Wie aber das Wanderbuch erwähnt, erfolgt der weitere Anstieg ohnehin pfadlos und so suchen wir uns im zunehmend steinig werdenden Gelände einen möglichst idealen Durchgang. Anzupeilen ist eine deutliche Einkerbung im Grat, wo die ansonsten kompakte Felsbarriere überwunden werden kann. Danach sind es nur noch 140 Höhenmeter bis zum Gipfel. Leider hat sich der Himmel im Laufe des Morgens überzogen und die Fernsicht ist nicht besonders gut. Dennoch begeistert die einzigartige Lage, rund 2000 Meter über dem Talgrund des Valle Verzasca. Froh und zufrieden über das erreichte Gipfelziel lassen wir uns zu einer ausgiebigen Rast nieder.

Der Rückweg ist zunächst derselbe, allerdings steigen wir dann direkt weglos nach Süden ab und stossen dort auf die Reste der Alpe Lòcia und in der Folge auf den Pfad, der uns in die Streusiedlung Rienza zurückführt. Bei nunmehr sonnigeren Bedingungen treffen wir im Laufe des Nachmittags wieder am Ausgangspunkt ein und freuen uns auf ein leckeres und reichhaltiges Abendessen.

Weitere Informationen
  • Das Hotel Pizzo Vogorno existiert weiterhin und wird auf Google äusserst positiv bewertet. Dem kann ich nur beipflichten. Das Gebäude wurde in der Zwischenzeit völlig um-, bzw. neu gebaut.
  • Laut Wanderkarte ist die Route heute (bei teils anderem Verlauf als hier beschrieben) weiss-rot-weiss markiert, das hiesse also als T3 zu bewerten. Damals waren kaum Wegmarkierungen vorhanden und aufgrund der langen weglosen Abschnitte im groben Geröll habe ich die Tour als T4 klassiert.

Tourengänger: ABoehlen


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