Hochiss bei Schnee - nicht zu empfehlen


Publiziert von petro4213 , 17. November 2023 um 13:11.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Rofangebirge und Brandenberger Alpen
Tour Datum: 6 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1352 m
Abstieg: 1334 m
Strecke:13,6km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto bis zum Parkplatz "Achenseehof" (Klettergarten)

Es hatte "ein wenig" geschneit in den letzten Tagen und es gab viel Wind. Aber für heute war wolkenloser Sonnenschein und wenig Wind angesagt. Da dachte ich mir, kann ich den Hochiss schon probieren.

Um 6 ging's mit der Stirnlampe vom Parkplatz beim Achenseehof los hinauf zu den Kotalmen. Ab etwa 1300m lag der erste Schnee, ab etwa 1500m war die Schneedecke geschlossen. Ab Kotalm-Mitterleger ging ich mit Grödeln. Der Wind hatte an vielen Stelen - gerade am Weg - viel Schnee verfrachtet, sodass ich oft tief einsank.
Da anscheinend am Vortag (nach den Schuhgrößen zu urteilen) 2 Frauen aufgestiegen waren, hatte ich aber keine Probleme, den Weg zu finden. Bis zum Steinernen Tor ging es auch relativ problemlos.
Die Spuren der Frauen führten von dort aber hinunter Richtung Dalfazer Alm.

Ich stieg unterhalb der Felsen des Steinernen Tors hinüber zu einem Wegweiser. Hochiss war nicht angeschrieben - auch im Tal schon nicht - das hätte mich stutzig machen sollen. Vom Wegweiser musste ich ein Blockfeld zu einem großen Steinmann queren. Das sah einfach aus, aber für die vielleicht 50m brauchte ich 20 Minuten, weil zwischen den Blöcken alles mit Schnee aufgefüllt war und man nie wusste, wie weit man beim nächsten Schritt einsinkt.

Vom Steinmann ging es dann wieder etwas besser. Ich stieg also Richtung Dalfazer Kamm auf. Der Weg war zunächst auch gut zu sehen, teilweise aber stark mit Schnee bedeckt, also mühsam zu steigen. Ein großer Felsturm lag vor mir und der Weg schien unten herum zu gehen - war aber so dick mit Schnee zugedeckt, dass ich mich entschied, den Hang rechts davon aufzusteigen. Der wurde am Ende ganz schön steil. Oberhalb des Felsturms stieg ich dann noch einen steilen Rücken hinauf und hatte den Kamm erreicht. Die Aussicht war gigantisch.

Nach kurzer Pause machte ich mich auf, Richtung Hochiss. Wieder stand dort ein Wegweiser - aber kein Hochiss angeschrieben. Nun wusste ich auch gleich, warum. Schnee war von oben her auf den Weg gerutscht, der hier einen sehr steilen Hang quert. Jeden Schritt musste ich 3-4x festtreten, um sicherzugehen, dass ich nicht abrutsche. Es war nicht überall so kritisch, aber so 8-10 Stellen waren schon zu überwinden und schon die erste war so grauslig, dass ich nicht mehr umdrehen wollte.

Die Schlüsselstelle ist eine etwa 10m hohe, steile Rinne, die eigentlich mit Seil versichert ist, aber das Seil lag unter dickem Schnee. Ich dachte, man kann rechts davon, wo wenig Schnee war, auch hochkraxeln. Es ging, aber an einer Stelle war ein 2m hoher, teils mit Schnee und Eis bedeckter Fels zu erklettern (ich schätze III) und dann ging es durch sehr steiles Felsgelände hinauf. Als ich oben war, wo ein Seil an der Wand gespannt war, schaute ich hinunter und dachte: Was mach ich hier für Dummheiten! War schon ganz schön gefährlich!

Aber ich musste weiter - zurück ging auf keinen Fall mehr. Ich musste im Absturzgelände eine 1m hohe Schneewehe ersteigen und von da an ging es teils wieder leichter. Trotzdem waren immer wieder sehr steile Hänge zu queren, jeder Schritt 3-4x festzutreten - sehr mühsam. Als ich dann auch noch Krämpfe in den Oberschenkeln bekam, dachte ich schon daran, dass ich womöglich die Bergrettung rufen muss. Aber ich betete und betete und so ging es plötzlich doch wieder.

Den Gipfel ließ ich aber aus, die paar Höhenmeter waren es nicht wert. Am Gipfelfelsen ging es steil hinunter und unten herum wieder durch steiles Gelände. Endlich hatte ich dann das Joch erreicht. Von hier an ging es recht gemütlich und nicht mehr gefährlich bergab Richtung Erfurter Hütte. Steine und Eiszapfen kamen Gott sein Dank keine aus der steilen Wand über mir geflogen.

Die Erfurter Hütte war geschlossen und die Bergbahn nicht in Betrieb - also musste ich - was ich eh geplant hatte, nach Maurach absteigen. Das hatte ich aber bald hinter mich gebracht - der Weg ist nicht besonders schön - und so erreichte ich günstig einen Bus um 16:27 (also nach 10 Stunden Tour), der mich zurück zum Parkplatz brachte.
Bis auf die Oberschenkel war ich eigentlich gar nicht so erschöpft, aber mein Schutzengel muss wirklich fertig gewesen sein...



Tourengänger: petro4213


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Kommentare (2)


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Nyn hat gesagt: Schutzengel sei Dank
Gesendet am 17. November 2023 um 15:59
Bei solchen Verhältnissen abseits der (verschneiten) Wege iwo hochkraxeln, wo Du weisst -da kannst du nicht zurück... braucht echt stählerne Nerven und O-Ton Nikbrückn "Unerschröcklichkeit"
Kommt mir bekannt vor - nur dass ich den Schnee inzwischen weglasse.

VG an die schützenden Engele
Nyn

petro4213 hat gesagt: RE:Schutzengel sei Dank
Gesendet am 17. November 2023 um 16:32
Ich kannte den Hochiss bei sommerlichen und herbstlichen Verhältnissen (ganz wenig Schnee). Darum habe ich's probiert. Aber die Verhältnisse an dem Tag waren doch massiv anders. Es war von 20cm Schnee auf diesen Höhen zu lesen, aber der Wind hatte ihn so stark verfrachtet, dass ich teils bis zum Po, oft weit über die Knie eingesunken bin. Den Beitrag habe deshalb eher als Warnung verfasst. Natürlich können starke Bergsteiger das wagen, aber für mich war es sehr grenzwertig.


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