Bèco de ra Marògna 2229m - Mauerläufer


Publiziert von georgb , 9. November 2023 um 12:57.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum: 8 November 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:16km

Durch Zufall stoße ich auf diesen Bericht, danke Marcisos! Der unscheinbare Gupf wäre aber für mich keine Reise wert, gäbe es in seiner Nähe nicht ein spektakuläres Bauwerk, die Marògna de Jou, bzw. Muraglia di Giau hier. Durch meine Recherche bin ich neugierig geworden und will die Mauer und den nach ihr benannten Gipfel erforschen.
1753 wurde den Bewohnern des Cadore der Bau einer Mauer aufgetragen, um ihre Weidegründe gegen die der Ampezzaner abzugrenzen und den ständigen Streitigkeiten ein Ende zu setzen. Die Auflagen waren klar, Höhe, Breite, Länge der Mauer und die Zeit, die sie zur Verfügung hatten. Nach 60 Tagen war die Mauer fertiggestellt, auf eigene Kosten, eine gewaltige Leistung! 270 Jahre Giaumauer ist ein passender Anlass für einen Besuch ecco.
Weniger passend sind die meteorologischen Bedingungen, schon bei der Anfahrt türmen sich Schneemauern neben der Straße und am Parkplatz Bai de Dones herrscht tiefster Winter. Ich folge einer Skispur! durch den Wald Richtung Rifugio Cinque Torri und komme auch zu Fuß gut voran. Bald treffe ich auf den gewalzten Weg und stehe wenig später vor den beeindruckenden 5 Türmen.
Eine faszinierende Landschaft öffnet sich, aber ebenso fasziniert starre ich auf die Schneemassen, meine Exkursion steht auf der Kippe, vielleicht sollte ich es hierbei belassen!? Der Becco Muraglia ist schon zu sehen und ich stapfe ein Stück weiter. Zwei alte Spuren weisen mir den Weg, was soll´s, ich folge ihnen, das Wetter ist prächtig und der Tag ist noch jung.
Die Markierung zieht in eine Schlucht und steigt wieder an, die Schneeauflage ist grenzwertig, aber ich komme relativ gut voran. Ich erreiche einen markanten Felsen und hier irgendwo muss ich zum Gipfel abzweigen. Beim Anblick des Tiefschnees und der vielen Latschen kommen mir Zweifel, aber ich fühle mich noch frisch und steige weiter. Es braucht Geduld und Beinarbeit, von den angeblich vorhandenen Steinmänner ist unter dem Schnee natürlich nichts zu sehen und ich kämpfe mich intuitiv weiter.
Vermutlich bin ich zu weit nach rechts geraten, es ist sehr mühsam, ich sinke teils hüfttief ein und verliere viel Zeit auf den wenigen Höhenmetern bis zum Gipfelaufbau. Endlich erreiche ich festen Boden unter den Füßen, lege die Stöcke weg und suche mir eine Linie zwischen Schnee und Felsen. Ein kurzes Wandl kratzt den 2. Grad, der Schnee ist trittfest und ich komme ohne Eiskrallen bis zum Kreuz.
Der Beco hat mir einiges abverlangt, ich staune in die Landschaft und frage mich, wie ich jetzt am besten heimkomme. Mein ursprünglicher Plan, an der Giaumauer entlang zu gehen, scheint heute nicht mehr möglich zu sein, die Zeit ist fortgeschritten und ich bin froh, wenn ich irgendwie wieder durch das Schnee-Latschen-Gestrüpp hinunterkomme. Zuvor allerdings braucht es Konzentration für den kurzen, steilen Gipfelhang, er ist im Abstieg aber fast einfacher als im Aufstieg.
Diesmal steige ich weiter westlich durch die Latschen und komme auch relativ gut zu einem Grenzstein aus dem Jahre 1753! Ich bin begeistert, den haben sie zum Anlass der Errichtung der Muraglia di Giau aufgestellt. Ab hier muss ich allerdings wieder mit den Latschen kämpfen und wühle mich mit Händen und Füßen durch. Kurz vor dem markanten Felsen sichte ich unverhofft eine alte Spur Richtung Malga Giau, ich nehme die Einladung an und folge ihr. An der Hütte bin ich einen Tag zu spät, gestern war sie noch offen, schade! Aber von hier  komme ich doch noch auf einer hilfreichen Schneeschuhspur zur Giaumauer und folge ihrem Verlauf bis zur Passstraße.
Hier beende ich meinen Mauerlauf und gehe in Straßenlauf über. Bis zum Ponte di Rucurto muss ich auf der Teerstraße absteigen, erst hier treffe ich auf den Steig zurück zu den Cinque Torri. Ich nehme einen kräftigen Schluck Tee und die Beine unter die Arme, die 450 Höhenmeter Gegenanstieg tun weh! Mit schleppendem Schritt schleiche ich unter den Türmen vorbei, ab hier geht es wieder abwärts. Mit Einbruch der Dunkelheit stehe ich leicht erschlafft am Parkplatz, mission accomplished, Becco und Mauer erreicht.

Tourengänger: georgb


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Kommentare (2)


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Marcisos hat gesagt:
Gesendet am 3. Dezember 2023 um 22:05
Bravo Georg, toller Bericht

georgb hat gesagt: RE:
Gesendet am 4. Dezember 2023 um 11:24
Danke für deine Vorlage!


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