Muraglia di Giau 1850m - Marcella und Luisa
|
||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Kaum zu glauben, aber ich bin schon wieder unterwegs zur Giaumauer. Diesmal in Begleitung von
Manuel und auf dem Weg zu zwei Damen: Marcella und Luisa. Zwischen den beiden Damen wollen wir gemeinsam die komplette Marògna di Jou abgehen, ein kleines Abenteuer.
Wir beginnen unsere Exkursion an der Giaustraße, von wo aus wir zum östlichen Ende der Mauer steigen, dort beginnt unser Mauerlauf. Doch vorher schauen wir beim Torrione Marcella vorbei, der bietet sich förmlich an. Eigentlich ist er eine Kletterroute, aber er lässt sich auch zu Fuß über den Abstiegsweg relativ einfach erreichen.
Wir folgen den Steinmännern, steigen eine Steilrinne nördlich des Turms an und stehen auf einer fantastischen Hochfläche unter den Lastoi de Formin, atemberaubend schön. Das Wetter passt heute dazu, kaiserlich! Die Spur zieht weiter zum Torrione; um auf den höchsten Punkt zu kommen braucht es ein paar Schritte und Griffe über eine ausgesetzte Rippe (I-II).
Das Panorama ist spektakulär, die Sicht glasklar, wir sind begeistert. Wir lassen Marcella stehen und wenden uns nach Norden, dort hoffen wir auf eine Abstiegsmöglichkeit zum Beginn, bzw. Ende der Giaumauer. Erst da beginnt ja unser eigentliches Tagesziel.
Hinter dem Punkt 2285 finden wir Gamsspuren und eine Steilrinne, in ihr kommen wir an den Fuß des o.g. Punkts, wo die Steintafeln angebracht sind, um die Grenze zwischen Habsburgern und Venezianern, bzw. zwischen Ampezzo und Cadore zu markieren. Gleichzeitig endet hier die Muraglia di Giau und hier fängt unser Unternehmen an. Erst im Nachhinein bin ich auf diesen Eintrag von windchili gestoßen, der einen Teil unserer Route einen Monat vorher entgegengesetzt gegangen ist.
Der "Mauerlauf" kann beginnen und Manuel nimmt es wörtlich, er will, soweit wie möglich direkt auf der Mauer gehen. Natürlich ist das nicht durchgehend machbar, die Mauer ist teilweise zugewachsen und oft stehen riesige Blöcke im Weg, gelegentlich braucht es auch für ihn einen Umweg ;-)
Trotzdem kommen wir gut voran, ich kenne das Terrain ja von einer früheren Expedition. Mit ein wenig Latschenkontakt und Spürsinn stehen wir bald an der Giaustraße und steigen gegenüber wieder auf die Mauer. Ein gutes Stück kann man hier tatsächlich direkt auf der Muraglia gehen, bis sie unter dem Beco de ra Marogna in der Wildnis verschwindet.
Auch hier hilft meine "Ortskenntnis" und wir wühlen uns durch Latschen und kraxeln zwischen Felsen weiter. Unter den beiden entwendeten Wappensteinen ist unser Mauerlauf komplett, Muraglia di Giau completa! Ein erhebendes Gefühl, wie mag es hier vor 270 Jahren ausgesehen haben? Seltsam, dass dieses Monument der Geschichte, einzigartig im Alpenraum, nicht gepflegt und gewürdigt wird. Andererseits ist es so ein sehr exklusives Abenteuer geblieben und nur wenigen "Abgehärten" vorenthalten ;-)
Die Rinne zum Beco de ra Marogna härtet uns noch mehr ab, hier braucht es kräftige Griffe nach Latschenästen und ausgefeilte "Wühltechnik". Das kurze Wändchen (I-II) zum Gipfel ist dagegen reinste Erholung. Heute lässt das Wetter keine Wünsche offen, ein selten angenehmer, stabiler Tag, mit bester Fernsicht und milden Temperaturen ohne Wind, eine Rarität in diesem Bergjahr.
Ganz ist unsere Aufgabe noch nicht erfüllt, gegenüber wartet Luisa auf uns. Dort soll es noch zwei gut erhaltene Wappensteine geben!? Also steigen wir behutsam ab, folgen den Steinmännern und finden diesmal auch die richtige Linie westseitig neben dem Latschengürtel! Wir queren den markierten Weg und steigen dem Torre Luisa mit seinen Wappensteinen entgegen. Auch er ist eine ausgewiesene Kletterroute, kann aber von der Ferrata Nuvolau aus in wenigen Metern einfacher Kletterei (max. II) erreicht werden.
Damit wäre unsere Mission erfüllt, wir schauen auf die Uhr, es geht sich noch ein kurzer Einkehrschwung aus und wir hüpfen ohne Umwege direkt zur Malga Giau. Den fragwürdigen Apfelstrudel lassen wir diesmal aus, heute gibt es Sachertorte und die schmeckt ausgezeichnet. Ein würdiger Abschluss eines herrlichen Tages, wir passieren die Mauer ein letztesmal, blicken zurück zu Marcella und Luisa und wer weiß, vielleicht sieht man sich ja mal wieder!?
Exkurs:
Als man der Gemeinde von Cadore damals den Bau der Mauer befahl, war man insgeheim natürlich der Meinung, sie könnten dies in der angegebenen Frist und mit den strengen Auflagen niemals schaffen! Somit wären ihre Weiderechte und Gebietsansprüche erloschen und würden an Ampezzo, bzw. Österreich, dem es zu jener Zeit angeschlossen war, übergehen. Doch die Obrigkeiten täuschten sich, die Sanvitenser haben es tatsächlich geschafft, mit enormem Aufwand und hohen Kosten. Die beliefen sich auf den Wert von 6800! Kühen, ein gewaltiges Vermögen in der damaligen Zeit! Somit gehört das weitläufige Weidegebiet nördlich des Passo Giau bis in die heutige Zeit zum Gemeindegebiet von Cadore und nicht zu Österreich ;-)

Wir beginnen unsere Exkursion an der Giaustraße, von wo aus wir zum östlichen Ende der Mauer steigen, dort beginnt unser Mauerlauf. Doch vorher schauen wir beim Torrione Marcella vorbei, der bietet sich förmlich an. Eigentlich ist er eine Kletterroute, aber er lässt sich auch zu Fuß über den Abstiegsweg relativ einfach erreichen.
Wir folgen den Steinmännern, steigen eine Steilrinne nördlich des Turms an und stehen auf einer fantastischen Hochfläche unter den Lastoi de Formin, atemberaubend schön. Das Wetter passt heute dazu, kaiserlich! Die Spur zieht weiter zum Torrione; um auf den höchsten Punkt zu kommen braucht es ein paar Schritte und Griffe über eine ausgesetzte Rippe (I-II).
Das Panorama ist spektakulär, die Sicht glasklar, wir sind begeistert. Wir lassen Marcella stehen und wenden uns nach Norden, dort hoffen wir auf eine Abstiegsmöglichkeit zum Beginn, bzw. Ende der Giaumauer. Erst da beginnt ja unser eigentliches Tagesziel.
Hinter dem Punkt 2285 finden wir Gamsspuren und eine Steilrinne, in ihr kommen wir an den Fuß des o.g. Punkts, wo die Steintafeln angebracht sind, um die Grenze zwischen Habsburgern und Venezianern, bzw. zwischen Ampezzo und Cadore zu markieren. Gleichzeitig endet hier die Muraglia di Giau und hier fängt unser Unternehmen an. Erst im Nachhinein bin ich auf diesen Eintrag von windchili gestoßen, der einen Teil unserer Route einen Monat vorher entgegengesetzt gegangen ist.
Der "Mauerlauf" kann beginnen und Manuel nimmt es wörtlich, er will, soweit wie möglich direkt auf der Mauer gehen. Natürlich ist das nicht durchgehend machbar, die Mauer ist teilweise zugewachsen und oft stehen riesige Blöcke im Weg, gelegentlich braucht es auch für ihn einen Umweg ;-)
Trotzdem kommen wir gut voran, ich kenne das Terrain ja von einer früheren Expedition. Mit ein wenig Latschenkontakt und Spürsinn stehen wir bald an der Giaustraße und steigen gegenüber wieder auf die Mauer. Ein gutes Stück kann man hier tatsächlich direkt auf der Muraglia gehen, bis sie unter dem Beco de ra Marogna in der Wildnis verschwindet.
Auch hier hilft meine "Ortskenntnis" und wir wühlen uns durch Latschen und kraxeln zwischen Felsen weiter. Unter den beiden entwendeten Wappensteinen ist unser Mauerlauf komplett, Muraglia di Giau completa! Ein erhebendes Gefühl, wie mag es hier vor 270 Jahren ausgesehen haben? Seltsam, dass dieses Monument der Geschichte, einzigartig im Alpenraum, nicht gepflegt und gewürdigt wird. Andererseits ist es so ein sehr exklusives Abenteuer geblieben und nur wenigen "Abgehärten" vorenthalten ;-)
Die Rinne zum Beco de ra Marogna härtet uns noch mehr ab, hier braucht es kräftige Griffe nach Latschenästen und ausgefeilte "Wühltechnik". Das kurze Wändchen (I-II) zum Gipfel ist dagegen reinste Erholung. Heute lässt das Wetter keine Wünsche offen, ein selten angenehmer, stabiler Tag, mit bester Fernsicht und milden Temperaturen ohne Wind, eine Rarität in diesem Bergjahr.
Ganz ist unsere Aufgabe noch nicht erfüllt, gegenüber wartet Luisa auf uns. Dort soll es noch zwei gut erhaltene Wappensteine geben!? Also steigen wir behutsam ab, folgen den Steinmännern und finden diesmal auch die richtige Linie westseitig neben dem Latschengürtel! Wir queren den markierten Weg und steigen dem Torre Luisa mit seinen Wappensteinen entgegen. Auch er ist eine ausgewiesene Kletterroute, kann aber von der Ferrata Nuvolau aus in wenigen Metern einfacher Kletterei (max. II) erreicht werden.
Damit wäre unsere Mission erfüllt, wir schauen auf die Uhr, es geht sich noch ein kurzer Einkehrschwung aus und wir hüpfen ohne Umwege direkt zur Malga Giau. Den fragwürdigen Apfelstrudel lassen wir diesmal aus, heute gibt es Sachertorte und die schmeckt ausgezeichnet. Ein würdiger Abschluss eines herrlichen Tages, wir passieren die Mauer ein letztesmal, blicken zurück zu Marcella und Luisa und wer weiß, vielleicht sieht man sich ja mal wieder!?
Exkurs:
Als man der Gemeinde von Cadore damals den Bau der Mauer befahl, war man insgeheim natürlich der Meinung, sie könnten dies in der angegebenen Frist und mit den strengen Auflagen niemals schaffen! Somit wären ihre Weiderechte und Gebietsansprüche erloschen und würden an Ampezzo, bzw. Österreich, dem es zu jener Zeit angeschlossen war, übergehen. Doch die Obrigkeiten täuschten sich, die Sanvitenser haben es tatsächlich geschafft, mit enormem Aufwand und hohen Kosten. Die beliefen sich auf den Wert von 6800! Kühen, ein gewaltiges Vermögen in der damaligen Zeit! Somit gehört das weitläufige Weidegebiet nördlich des Passo Giau bis in die heutige Zeit zum Gemeindegebiet von Cadore und nicht zu Österreich ;-)
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare