Die Terrassenwege in den Affensteinen und bei Schmilka


Publiziert von Bergmax , 21. Oktober 2023 um 17:30.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:15 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 500 m
Strecke:Beuthenfall - Wolfsfalle - Affensteinpromenade - Zurückestiege - Oberes Band - Unteres Band - Rauschengrund - Schmilka
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bus ins Kirnitschtal bis zum Beuthenfall
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Fähre von Schmilka zum Bahnhof, S-Bahn
Kartennummer:Schrammsteine / Affensteine 1:10 000 (R. Böhm)

Mal nur ein paar Stiegen, die auch nicht so berühmt sind...

Wer Beschreibungen zu den bekannteren und auch zu den unbekannteren Stiegen sucht, wird bei Hikr.org schon seit längerer Zeit bestens informiert. Insbesondere Nik Brückner hat in mehreren, sowohl technisch als auch konditionell anspruchsvollen Touren sehr viel von dem, was es in der Hinsicht zu entdecken gibt, besucht und perfekt beschrieben. Für einen nicht ganz so strahlend schönen Tag sind mir seine Touren aber ein bisschen zu viel und außerdem möchte ich mal gezielt die Pfade ausprobieren, die ich noch gar nicht oder nur teilweise kenne. Vor allem die "Promenaden", eine in den Affensteinen und zwei bei Schmilka, die zu lang sind, um sie mal einfach im Vorbeigehen abzuhaken.

Meine Tour beginnt im Kirnitzschtal, führt
über die Wolfsfalle hinauf
zur Affensteinpromenade (gegen den Uhrzeigersinn),
über die Zurückestiege (nach Westen),
entlang des Oberen Schmilkaer Terrassenweges (nach Osten),
die Treppen der Heiligen Stiege hinab
und zu guter Letzt auf dem Unteren Schmilkaer Terrassenweg (nach Westen)
in den Rauschengrund und hinunter nach Schmilka.

Mit dieser Kurzfassung sollte die Strecke besser verständlich sein als im Fließtext.

Ich reise mit dem Linienbus an und gehe am späteren Vormittag am Beuthenfall (157 m) los. Entspannt wandere ich durch den Dietrichsgrund und über den Hinteren Heideweg (alles markiert, gut zu gehen) bis zum Königsweg, der immer am Fuß der Affensteine entlangquert.

Ganz in der Nähe der Wegkreuzung P. 343, wo der Königsweg erreicht wird, befindet sich auch schon der Einstieg zur Wolfsfalle. Ich finde ihn nicht ganz auf Anhieb, weil ich tendenziell zu weit südlich suche. Tatsächlich geht man von P. 343 nur vielleicht 50 Meter nach Süden, bis in den Felswänden eine einigermaßen markante Kante sichtbar wird. Der Pfadeinstieg ist kaum zu erkennen, aber schon nach ein paar Metern wird die Spur deutlicher und ist dann nicht mehr zu verfehlen.
Die Wolfsfalle ist so eine richtige Insiderstiege, noch dazu nordseitig gelegen und wohl die meiste Zeit im Jahr ziemlich schmierig und rutschig. Es geht direkt ohne Zickzack hoch in einen Felswinkel. Wer stehen bleibt, wird mehr oder weniger schnell wieder runterrutschen... Hinten im Winkel befindet sich eine Art Felskerbe, in der man an ein paar Eisenklammern hinaufturnt (knapp T4, nicht ausgesetzt). Den total schmierigen Fels lässt man möglichst unberührt. Oben noch kurz auf sandigem Boden hoch zur Affensteinpromenade. Insgesamt ein pfiffiger Aufstieg, aber die meisten Begeher werden die Stiege eher nicht als Highlight bezeichnen.

Die (Obere) Affensteinpromenade ist mit einem grünen Dreieck als Bergpfad gekennzeichnet und verläuft immer auf etwa 400 Metern Höhe ums Lange Horn herum. Besondere Schwierigkeiten sucht man vergebens: bestenfalls T3-; dafür gibt es diverse lohnende Aussichtpunkte. Auf einige möchte ich kurz hinweisen.
Gleich beim Klettergipfel Backzahn kann man recht ausgesetzt auf eine Sporn vor dem Wolfsturm absteigen. Top Blick über beide Wildensteine.
Bekannt ist der Aussichtspunkt an der Hänzschelstiege. Von der Promenade kommend steigt man eine Leiter der Stiege ab und kraxelt dann auf ein Plateau weiter nördlich. "Highlight" ist hier die Brosinnadel. Wer hofft, den Bloszstock zu sehen, hat Pech, denn an den kommt man nicht so leicht ran von dieser Seite...
Auch ein Riff weiter, also südlich der Brosinnadel, geht es nicht sehr weit nach vorn. Dafür öffnet sich dort der Blick zum Falkenstein und zu den Torsteinen. Außerdem kommt man fast bis auf "Spuckweite" an ein Gipfelbuch ran - es gehört zur Freien Wand. Wer hin will, muss aber einen Sprung 2 wagen und sollte eine gute Taktik für den Rückweg haben... Der nächste Abschnitt der Promenade ist etwas langweilig. Lohnend wäre ein Abstecher in Richtung Sandlochwächter, aber dar passt mir heute nicht ins Programm.

Schließlich treffe ich bei einem Wegweiser auf den Malerweg. Hier könnte ich eigentlich weiter der Affensteinpromenade folgen, doch ich möchte zwei verunsicherten Wanderen helfen und gehe mit ihnen hoch bis zum "Pass", wo die Heilige Stiege heraufkommt und der Zurückesteig beginnt. Dieser Bereich, wo sich diverse markierte und auch nicht markierte Wege bzw. Kletterzustiege treffen, ist tatsächlich unübersichtlich, in einigen Wanderkarten schlecht dargestellt und auch nicht ganz idiotensicher ausgeschildert. Zugegeben bin ich hier höchstselbst schon falsch gegangen - also lieber einmal mehr auf die Karte schauen.

Jedenfalls gehe ich nicht wieder zurück zur Affensteinpromenade, sondern benutze lieber den Zurückestieg. Das ist zwar "nur" ein Wanderweg,noch dazu ein vielbegangener, aber trotzdem wandere ich hier immer wieder gerne drüber. Zwar nicht schwierig (T2+), aber ansonsten ist alles vorhanden, was eine gute Stiege ausmacht - Steinstufen, Aussichten, Hühnerleiter, Treppchen...
Danach kommt ein weniger interessantes Verbindungsstück bis zum Ausstieg der Breiten Kluft. Bevor es steil hinab geht, zweigt auch schon der Obere Terrassenweg ab. Diesen werde ich nun - quasi parallel, nur etwas weiter südlich gegenüber dem Hinweg - wieder bis zur Heiligen Steige begehen.

Der Obere Terrassenweg verläuft wie auch die Affensteinepromenade auf etwa 400 Metern Höhe, ist aber im direkten Vergleich etwas ausgesetzter (vor allem eine Einzelstelle!) und anspruchsvoller. Klettern muss man allerdings nirgends, sodass ich ein T3+ noch als angemessen empfinde.
Außer diversen Aussichtspunkten kann man gleich mehrere Gipfelbuchkassetten bewundern, die allerdings alle ihre Gemeinheiten haben. Meistens müsste man zuerst einen zielsicheren Sprung riskieren und das Kunststück entweder rückzu wiederholen oder aber Abseilzeugs mitschleppen. Das hat mit wandern nix mehr zu tun... Sehr schön präsentiert sich unterwegs der Rauschenstein. Etwas Stolz möchte ich nicht unterdrücken, denn den Alten Weg konnte ich bereits erklettern - meist tief im Inneren von relativ gutmütigen Kaminen.
Ausgesetzte Abschnitte finden sich besonders jeweiss in den Ostseiten der Felsriffe. Sie sind meistens mit Eisengriffen gesichert. Übermut ist fehl am Platz, weil das Band manchmal etwas tückisch abschüssig ist.
Kurz vor der Heiligen Stiege verpasse ich den üblichen Weiterweg und gerate hinter die Bussardwand. Da geht ja ein Kamin hoch, der recht machbar aussieht... Also klettere ich doch noch ein bisschen, stelle aber fest, dass man den Ausstieg nun gar nicht mehr als trocken bezeichnen kann. Also wieder runter. Wäre vielleicht mal was für bessere Verhältnisse. Eine Recherche ergibt dann aber, dass der Kamin nur die Eintrittskarte ist und weiter oben noch eine Gemeinheit lauert. Seufz. Wäre ja auch zu einfach gewesen...
Mit einem kleinen  Umweg komme ich doch noch am oberen Ende der Heiligen Stiege an und gehe über die Treppen runter. Erst unten beginnt das Untere Band (nicht zu früh über den Stahlbalken queren - Sackgasse).

Das Untere Band verläuft parallel zum Oberen Band etwa iin Baumwipfelhöhe und weist vergleichbare Schwierigkeiten auf. Hier gibt es eine markante, aber nicht ausgesetzte Schlüsselstelle bei den Falknertürmen (Scharte durchkraxeln, I+), sonst ist alles etwa T3.
Wer gerne Türme besichtigt, der wird das Untere Band mehr mögen als das Obere Band. Wer Fernsicht möchte, dem wird es anders gehen. Jedenfalls empfinde ich beide Wege als ausreichend unterschiedlich und als ziemlich kurzweilig. Die Rotkehtlchenstiege wird einfach gekreuzt, wobei man sich weder nach unten noch nach oben abdrängen lassen darf. Das Untere Band endet nicht - wie in der Böhmschen Karte angedeutet - bei den Falknertürmen. Ganz vorne an der Aussicht geht es aber nicht weiter, stattdessen kraxelt man in der markanten, blockgefüllten Scharte ein paar Meter hoch und auf der Westseite wieder runter. Die Markierungen sind dort übermalt - warum auch immer.
Danach ist es nicht mehr weit bis zum unteren Einstieg in die Starke Stiege.
Weiter nach Westen würde man mehr am Wandfuß als auf einer Terrasse wandern. Darauf habe ich aber keine Lust. Mich nervt auch, dass es inzwischen regnet. Also gehe ganz entspannt durch den Rauschengrund und über den Fahrweg runter nach Schmilka. Gleich der erste Kiosk hat Eibauer Schwarzbier, das man als Anwärter für Fähre und Zug auch ohne Bedenken genießen darf...

Die gesamte Tour schafft man in fünf Stunden. Die meisten Wege sind T2 bis T3. Schwieriger ist die Wolfsfalle (T4-) und beide Terrassenwege haben je eine Schlüsselstelle zwischen T3 und T4. Vorsicht ist außerdem an den oft ziemlich ausgesetzten Aussichtspunkten geboten.

Fazit - lohnend, und zwar vor allem für Leute, die schon ein paar Highlights der Gegend kennen...

Tourengänger: Bergmax


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