Einsame Tour über Solothurner und Baselbieter Höhenzüge zur Hinteren Egg und weiter nach Waldenburg


Publiziert von Hallodri82 , 17. Oktober 2023 um 16:16.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum:15 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL   CH-SO 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 2039 m
Abstieg: 1808 m
Strecke:42

Von meinem Wohnort Frenkendorf auf die Hintere Egg. Das habe ich bereits zwei Mal gemacht. Das erste Mal war in meinen Vor-Hiking-Zeiten. Nachdem ich gewissermassen ca 35 Jahre lang gemeint hatte, dass der höchste Punkt des Baselbiets die Wasserfallen-Bergstation sei, las ich eher durch Zufall über die Hintere Egg und nahm mir vor, ebendiese mal zu besuchen. Ebenfalls ein Begriff war mir bereits das Jägerweglein. So enstand damals eine völlig lieblose Tour (via Google Maps) über Oristal, Seltisberg, Passhöhe Lupsingen/Ziefen, Reigoldswil und dann eben das Jägerweglein hoch und hoch auf die Hintere Egg. Beim zweiten Mal war ich dann bereits etwas fantasievoller und ging via Ostenberg, Bintal, Sichteren, Nuglar/St. Pantaleon, Büren, Holzenberg nach Reigoldswil und dann wieder via den schmalen Steig.

Dennoch war ich mit der Routenwahl immer noch nicht vollends zufrieden und habe schon länger geplant, jene abermals zu optimieren und in dem Prozess auch noch mehr über die Topografie des Baselbiets und Solothurns zu erfahren. Die Idee war: von Frenkendorf bzw. Liestal aus möglichst einsam aber dennoch möglichst effizient auf die Hintere Egg zu gelangen und insbesondere auch kein Dorf durchqueren zu müssen. Schön lange durfte die Tour ebenfalls sein. Sie wurde dann noch deutlich länger, aber dazu später mehr. Effizient geht nur, wenn man strategisch verschiedene Passhöhen ausnutzt. Effizient ist auch notwendig, denn auch so kommen genug Höhenmeter zusammen bis man auf dem Kantonshöhepunkt steht. Daraus ist dann folgende tolle Weitwanderung in einer Gegend fern des Massentourismus entstanden. Aufgrund der Länge kommentiere ich nur wichtige neuralgische Punkte und ein paar Feinheiten. Bis zur Eichhöhe (ca 22km oder so) ist sagen wir mal 30% des Wegs auch auf Asphalt (der Effizienz geschuldet). Die Tour ist grösstenteils T1 oder T2. Allenfalls könnte man den unteren Teil des Bilsteinbergs aufgrund der engen Serpentinen "am Abgrund" als T3 bezeichnen. Moment einmal: Bilsteinberg? Der liegt ja gar ned auf dem Weg! Korrekt;-). Kilometer und Höhenmeter und Zeit im Kopfteil bezieht sich auf die Strecke Frenkendorf-Waldenburg (Schwimmbad). Angaben unten beziehen sich lediglich auf die Abschnitte. Insgesamt bin ich 50 Kilometer gewandert, mit 2'300 Höhenmetern positiv und 2'190 negativ. Dauer: 9 Stunden.

Teil 1: Liestal (Munzach) bis Passhöhe Löhr (Büren-Seewen)
  • 14.4km, 526d+, 271d-
Das breite Schauenburg-Tal hoch und dann durch das mystische, einsame Tal des Röserenurwalds. Danach gilt es ernst mit dem heftigen Aufstieg via die Tugmattserpentinen aufs Gempenplateau. Eine Übergangsstrecke erst via schönem Singletrail dann kurz Teerstrasse (Gempen am Dorfrand streifend) zum langen Singletrail Holle-Bürenflue. Das Dorf Hobel kriegt man gar nicht zu Gesicht sondern umgeht es östlich im Wald. Der Abschnitt ab Pt 692 bis dort wo der gestrichelte Weg rechtwinklig nach SSW abbiegt ist besonders schön, da ausgelichtet, mit fantastischem Blick über ein Meer aus Kirschbäumen (im Frühling weiss) auf die majestätische, lange Bürenflue. Auf der ganzen Wanderung, bis Waldenburg, ist sodann Seewen das einzige Dorf, das man noch "am Rande berührt".

Teil 2: Passhöhe Löhr bis Passhöhe Eichhöhe (Reigoldswil-Bretzwil)
  • 6.9km, 356d+, 262d-
Stetig ansteigend, zwar auf Teerstrasse, aber dafür landschaftlich sehr schön, am einsamen Haus Paulihübel vorbei sowie am Hofgut Graben und dann wunderbar aussichtsreich nach Norden (u.a. Schleifenberg-Massiv und dahinter der mächtige Schwarzwald) bis zum Wald, über die grosszügige Holzenbergrüttenen und im Wald dann bis zum Chöpfli. Es führt sodann ein nicht auf der LK eingezeichnetes Banntagspfädli dem Gemeindebann entlang nach SSW und alsbald wieder kartografiert weiter runter bis zur Passhöhe Gausmet (Ziefen-Brezwil/Seewen). Durch den Wald Schweini  und die Wiese Luchere in einem breiten Halbbogen inkl fieser Gegensteigung zu Pt 625. Der Weg über die grosse Wiese Eichenägerte zum Hofgut Bärschberg ist landschaftlich echt schön, wirklich lohnenswert. Jemand hat dort, auf dem offiziellen gelben WW ein selbstgemachtes Schild des Bauern abgerissen mit dem Wortlaut "aggressive Mutterkühe". Zu Recht, wie ich finde. Der Bauer hat eine Pflicht die Wanderer dort obligat zu schützen. Ansonsten müssen wir beginnen, die Idee der "grundrechtlich geschützten" Wanderwege grundsätzlich zu überdenken und den Leuten nahezulegen, halt mehr zu Hause zu bleiben und Social Media zu bingen. Und nein, ich kenne niemanden, der irgendwie so dumm ist, sich Mutterkühen/Kälbern aktiv zu nähern.
Im Schärehau führt sodann der WW buchstäblich zum Himmel, um dann den Balsbergchopf (selbst ein lohnenswertes Ziel), auf einem spannenden Bio-Lernpfad östlich zu umgehen. Sehr aussichtsreich auf das Passwang-Massiv leitet der WW dann runter zum Passübergang Eichhöhe.

Teil 3: Passhöhe Eichhöhe bis Hinteri Egg
  • 10.3km, 758d+, 298d-
Nun gilt es ernst, wir sind im Land der kleinen Berge angekommen. Ab Eichhöhe kann man sich für zwei Wege entscheiden bis zum nächsten Fixpunkt, der Ulmethöchi. Einmal via die grosse Wiese Alete und den Wald Schlatt und einmal via den Wald Heidestatt, den Bretzwiler Stierenberg und den Passübergang beim Ulmethölzli. Ich habe mich für letzteren entschieden, weil mir die Beiz Stierenberg, das Jubiläumswegli, der Passübergang und die Traverse bis zur Ulmethöchi sehr gut gefallen. Achtung: der Weg durch die Heidestatt ist sehr ruppig, sehr steil und sehr dunkel (ein typischer Jura-Nordwald).

Ab Ulmethöchi ist der Weg dann klar. Ein erster steiler Anstieg leitet eine Ebene höher, an die Nordseite des Geitenbergs. Ein zweiter Anstieg, zwar auf T1-Mergelweg dafür in sehr schönem Herbstlicht leitet sodann zur nächsten kleinen Passhöhe, nämlich zwischen Geitenberg und dem namenlosen Gupf 1079 (nennen wir ihn mal Mittleren Romai-Berg). Via dem immer schönen Grauboden geht es kurz steil hoch zum nächsten Pass, dem Schattbergpass, ich halte mich pflichtbewusst an den Ketten fest;-) immer wieder ein Highlight ist der in den Fels gehauene Abstieg in Richtung Vogelberg-Beiz (T2). Von dort, weiterhin in tollem Herbstlicht zum nächsten Passübergang (Passwang) und von dort auf den Vogelberg. Die Aussicht dort: Phänomenal. die grüne güpfige Jura-Landschaft, dahinter ein glitzerndes Nebelmeer und darüber erhebt sich majestätisch der Alpenkranz. Relativ schnell dann den Windigen Grat runter und die Serpentinen hoch zum Chellenchöpfli (ähnlich tolle Aussicht) und dann zur Hinteren Egg. Geschafft.

Teil 4: Hinteri Egg via Bilsteinberg nach Waldenburg (Schwimmbad)
  • 9.3km, 373d+, 948d-
Wie weiter, frage ich mich. Irgendwie muss ich runter in die Zivilisation. Trotz in Summe 33 km und mehr als 1'600 positiven Höhenmetern (ab Frenkendorf gerechnet) fühle ich mich recht fit. Insbesondere die Anstiege liefen mir heute echt gut, gewiss auch der Tatsache geschuldet, dass die Länge und Steilheit der Anstiege sich kombiniert in Grenzen gehalten haben. Ich entscheide mich spontan, in die Senke zwischen der Hinteren und Vorderen Egg abzusteigen, die Vordere Egg zu überqueren und via Ischlag, Sol und Hinter Hauberg gegen den Bilsteinberg aufzusteigen. Die Haubergweid ist relativ anstrengend, da der WW einfach "ungespurt" die Wiese hoch leitet. Der Abstieg zur Passhöhe Oberer Hauenstein dann durch wunderschönen, bunt gefärbtem Herbstwald entlang der bisweilen schmalen Krete.

Ab Passhöhe leitet der Wander-Weg dann überraschend abenteuerlich und abwechslungsreich nach Waldenburg, wobei immer wieder mal Gegensteigungen zu bewältigen sind, insbesondere bei Spittel, wo es eine sehr steile Treppe hat.

Voilà, das ist sie, eine knapp 41 Kilometer lange Weitwanderung durch wunderschöne Teile der Kantone Solothurn und Baselland. Fernab von Skipisten, Gondeln (auch die Wasserfallen-Bahn kriegt man kaum zu Gesicht), Touristencars, etc. Es wird kein einziges Dorf durchquert und lediglich zwei Dörfer werden "hauchzart" am Rande gestreift (Gempen und Seewen).

Die zusätzlichen knapp 8 Kilometer kann man dann kaum mehr als eine kohärente, stimmige Wanderung bezeichnen. Sie dienten lediglich dazu, die Wanderung noch auf 50km auszudehnen, damit ich das auch mal gemacht habe. Weil mir fast das Gesicht einschlief, einfach das Waldenburger-Tal runter zu schreiten, bin ich spontan noch die knapp 180 Höhenmeter hoch zum Hof Wil. Das war dann einer der giftigeren Aufstiege der gesamten Tour (160 Höhenmeter auf ca 900 Metern).

In Niederdorf bin ich dann noch den Steig hoch beim Buechewäldeli/Samstighäldeli, so dass ich effektiv auf dem Kilometer 50 mich noch an einem Fixseil festhalten durfte (allerhöchstens T3).   

Tourengänger: Hallodri82


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Kommentare (4)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 18. Oktober 2023 um 07:56
Nette Runde.

"Vom Bölche bis zum Rhy ..." habe ich auch schon lange auf der to-do Liste.

"Vo Schönebuech bis Ammel ... " hab ich mal vor ein paar Jahren gemacht.

Hallodri82 hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Oktober 2023 um 20:25
Danke:-)

vom Rhy bis zum Bölchen ist ja, wenn man über die Höhenzüge gehen möchte eine recht lange Angelegenheit:-)

- Von Kauseraugst via das Schleifenberg/Sissecher Flue-“Massiv” und weiter weiter bis irgendwann Oltigen, Wisnerhöchi und der Passübergang Unterer Hauenstein erreicht wird und von da weiter bis zum Bölchen oder

- Von Muttenz/Pratteln aus auf den Gempen und dann “meinen” Weg, aber dann gibt es dann ab Oberer Hauenstein noch das Piece de Résistance hoch, via Ankenballen vielleicht:-)

Aber das kennst du ja alles viel besser als ich. Bin gespannt!

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 18. Oktober 2023 um 20:43
Ich ziehe einen Strich vom einen Ende zum anderen und suche danach die am nächsten gelegenen Wege.

Hallodri82 hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. Oktober 2023 um 07:31
Ok, bin gespannt!


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