Gran Lagazuoi Sud 2835m - Der echte König


Publiziert von georgb , 8. Oktober 2023 um 22:54.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum: 7 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m

Wenn jemand vom Lagazuoi spricht, meint er so gut wie immer den Kleinen Lagazuoi, vom Großen ist nie die Rede!? "Un´incredibile oasi selvaggia stretta d´assedio da un´inutile funivia e da una superflua ferrata" so steht es bei vienormali. Eine wilde Oase, belagert von einer unnötigen Seilbahn und einem überflüssigen Klettersteig, klingt der Große Lagazoui nicht verlockend!?
Der Nordgipfel ist relativ einfach erreichbar
ecco, der höhere Südgipfel ist ein anspruchsvolleres Unternehmen bis zum Schwierigkeitsgrad III. Heute will ich mich an den echten König Lagazuoi wagen und starte vom "Falschen König" Falzarego.
Die "unnötige" Seilbahn fährt noch nicht, nur die Aspiranten für die "überflüssigen" Klettersteige sind mit mir unterwegs. An der Forcella Travenanzes zweige ich in die "wilde Oase" unter dem Großen Lagazuoi ab und in den nächsten Stunden werde ich kein menschliches Wesen mehr zu Gesicht bekommen.
Doch so wild ist die Oase gar nicht, bald tauchen deutliche Begehungsspuren und die ersten Steinmänner auf. Das macht es mir leichter, die beste Linie wäre sonst nicht ganz einfach zu finden. Zudem bröselt es hier nur so vor sich hin und überall liegt Schotter herum, es braucht den Geröllgang und sorgfältige Tritte.
Es geht grob immer in einer Schlucht rechts des zentralen Bergkörpers entlang, es steilt ordentlich auf (I-II) und eine Barriere im oberen 2. Grad erfordert kräftige Handarbeit. Die Schlucht zieht bis an die Nordflanke des Lagazuoi Süd und kurz vor dem Ausstieg befindet sich die Schlüsselstelle. Eine Verschneidung im 3. Grad bildet das größte Hindernis vor dem Gipfelglück, es sind nur ein paar Meter, aber ausreichend, um tief zu fallen!
Im Aufstieg natürlich machbar, der Rückweg wird interessanter, eine Abseilstelle habe ich nicht gesehen!? Ich blende aus und steige weiter auf der Nordseite, ein geröllbedeckter Felsriegel im 2. Grat steht im Weg, ich steige bis an die westliche Begrenzung des Hauptgipfels und kraxel im I/II er Gelände zum höchsten Punkt "Gestatten, Eure Majestät!"
Mitten im Herz der Dolomiten, die Ausblicke sind naturgemäß gewaltig, noch dazu ist die Sicht heute glasklar, ein Spektakel. Trotzdem halte ich mich nicht lange auf, der Abstieg spukt in meinem Kopf herum und die 3er Schlüsselstelle bereitet mir ein wenig Kopfzerbrechen. So nähere ich mich mit großem Respekt und prüfe jeden Tritt und Griff, Fehler verzeiht die Stelle nicht!
Der weitere Abstieg ist auch nicht banal, vor allem der bröselige Untergrund ist mit Vorsicht zu genießen! Immerhin ist die Route gut mit Steindauben markiert, es gibt keine Orientierungsprobleme und ich komme gut zurück in sicheres Gelände. Der gemütliche Teil des Tages kann beginnen, die Sonne scheint, ich schlendere in kurzen Hosen und hemdsärmlig durch die fantastische Landschaft im Weltnaturerbe.
Ich genehmige mir den Umweg über die Forcella Granda und steige westlich unter den Lagazuoiwänden vorbei zurück. Eine zauberhafte Runde, es herrscht erstaunliche Ruhe, nur drüben am Kleinen Lagazuoi ist Bewegung. Ich quere zur Forcella Travenanzes und hüpfe hinab vom echten König zum falschen. Am Valparolapass lockt mich die Sonnenterrasse und ein leckerer Strudel, besser kann ein Besuch beim König nicht enden!





Tourengänger: georgb


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