Arbeiterkreuz und Oberauer Kirchbichel: Kleine subalpine Spazierwanderung in den Ammergauern


Publiziert von Vielhygler , 5. Dezember 2023 um 02:02.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum: 1 Oktober 2023
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 150 m
Abstieg: 150 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:P. kostenlos unterhalb der Oberauer Bergfriedhofskirche
Zufahrt zum Ankunftspunkt:dito
Unterkunftmöglichkeiten:Unterwegs keine Einkehr.
Kartennummer:DAV BY 9 Estergebirge, Wank, Bayernatlas

Werden Aussichtskreuze immer wieder umbenannt? In Oberau an der Loisach schon! Dort hieß das Aussichtskreuz am Kirchbichel etwa 75 Jahre lang "Arbeitslosenkreuz". Seit etwa 2010 heißt es "Arbeiterkreuz". Womöglich heißt es bald schon "Kreuz des Fachkräftemangels", je nachdem, wie sich der Arbeitsmarkt so   entwickelt.

Wirtschaftlich tut sich Oberau offenbar leicht, sogar der Parkplatz ist kostenlos. Bloß mit der Benennung seiner Umgebung tut sich die Gemeinde seltsam schwer und das nicht nur, was seine Aussichtskreuze, sondern auch, was seine Wanderschilder angeht. Auch da bleibt so manches... irgendwie im Ungefähren oder so...zum Beispiel beim Kirchbichel, der sich im Süden gleich oberhalb der Ortschaft erhebt.
"Kirchbichel", diese Bezeichnung kommt natürlich von der Kirche St. Georg, die das einzig auffällige an dem Bühl oder "Bichel" (Hügel) ist, der sonst nur noch zwei Mini-Erhebungen aufzuweisen hat, die ein wenig höher sind als der Rest. Was nun die Wanderschilder angeht, so ist es verwirrend, daß die Gemeinde Oberau einerseits - durchaus nachvollziehbar - eine längere Runde auf besagtem Hügel als Kirchbichl-Rundweg beschildert, andererseits jedoch immer wieder auch "Kirchbichl" als punktuell erreichbares Einzelziel angibt. Was soll damit eigentlich gemeint sein?
Am ganzen Kirchbichel gäbe es überhaupt nur zwei in Frage kommende Einzelziele, nämlich den P. 765 m, der praktisch identisch mit dem Arbeiterkreuz ist und jenseits eines Sattels, etwas weiter südlich, noch den höchsten Punkt des Kirchbichels P. 796 m. der allerdings nur weglos durch' s Gestrüpp erreichbar ist.  
Bei der folgenden Wegbeschreibung bleibt es natürlich bei der Bezeichnung "Kirchbichel" für den ganzen Hügel. Der weglos erreichte höchste Punkt des Kirchbichels war unter den Wegpunkten bereits von Nic als "Oberauer Kirchbichl" eingetragen. Ich habe die Benennung belassen, aber die Höhe auf 796 Meter korrigiert. 

 Wegbeschreibung
 
Ich parke direkt unterhalb der Oberauer Bergfriedhofskirche  St. Georg. Vom P. aus halte ich mich zunächst an die Beschilderung "Kichbichl-Rundweg" und "Arbeiterkreuz am Kirchbichl". Nachdem die für den Zufahrtsverkehr zum Friedhof freigegebene Teerstraße eine beeindruckend große Mariengrotte ("Lourdesgrotte") linkerhand passiert hat, geht es noch kurz und flach am Waldrand nach Südwesten, bis die Teerstraße nach links zum Friedhof schwenkt. Für mich geht es nun auf einer schottrigen Straße geradeaus weiter. Ausgeschildert ist, wie erwartet, wieder das Arbeiterkreuz mit 15 Minuten, außerdem steht auf dem Schild noch ein ominöser "Kirchbichl mit 25 Minuten". So ein Quatsch!
Auf der schottrigen Straße wird der Weg jetzt steiler. Links und rechts zweigen Karrenwege ab. Am besten ist es,  die unzähligen Holzerstiche, die das kleine Gebiet der heutigen Wanderung spinnwebartig durchziehen, im weiteren Verlauf einfach zu ignorieren! Alle für die Orientierung kritischen Stellen sind bis auf eine einzige Ausnahme, auf die ich hinweisen werde, gut beschildert.

 Arbeiterkreuz und P. 767 m 
 
Dort, wo es erstmals vom Waldrand in den Wald geht, zweigt auch schon der Abstecher zum Arbeiterkreuz in Richtung eines deutlichen Hügels nach rechts ab. Der teilweise durch Holzstufen befestigte Fußweg ist nicht beschildert, aber gelbe Pfeile und Punkte weisen darauf hin, daß der "Kirchbichl-Rundweg" hier weitergeht.
In wenigen Schritten erreiche ich auf dem bequemen Fußweg das Arbeiterkreuz, das sich an einer Hangkante direkt unterhalb des kegeligen Hügelchens P. 765 befindet. Das Arbeiterkreuz, weiland Arbeitslosenkreuzist ein wirklich netter, atmosphärisch lohnender Platz, hier steht sogar eine Bank! Ich freue mich über eine Pause und mache ein paar Fotos. Die Ausblicke des Kreuzes, man könnte auch sagen, des P. 765 - Sichtgipfels, richten sich im Westen auf den höheren dicht bewaldeten Rabenkopf, auf die freie Notkarspitze dahinter und natürlich auf die wieder dicht bewaldete Mühlberg-Laber-Breitseite direkt vis à vis. Weiter unten ist Oberau zu sehen.
Natürlich gehe ich anschließend noch auf die kleine Gipfelfläche des  P. 765 m, die ich vom Kreuz aus in etwa 30 Sekunden erreiche. Hübscher Fleck, doch die Aussichten sind dort etwas spärlicher als am Kreuz.
Nach dem Abstecher zum Arbeiterkreuz geht es, wieder auf dem Fußpfad, ein paar Schritte direkt nach Süden hinab, bis der Weg in einer Senke wieder auf die o.e. schottrige Straße trifft. Hier stehen Schilder. Nach links (Osten) ginge es zum Bergfriedhof zurück. Nach rechts (Westen) soll es auf dem "Kirchbichl - Rundweg" weitergehen.
Ich treffe ich  hier auf einen alten Wanderweg, der vom Bergfriedhof herkommt und nach Westen in Richtung einer Kreuzung mit Strommasten (die Hochspannungsleitung ist in den Karten eingetragen) weiterzieht. Dieser alte Wanderweg, der auf der AV-Karte durchgängig rot hervorgehoben ist, wurde hier in der Senke allerdings durch die schottrige Straße überbaut. Doch nicht zur Gänze, denn ich kann deutlich sehen, daß in östlicher Richtung, in Richtung Bergfriedhof, noch ein, an Bäumen sogar noch markierter, Pfadrest links von der Straße verläuft. Auch in westlicher Richtung, also der des "Rundwegs", weist nach etwa 50 Metern ein roter Baumpfeil nach rechts in den Wald.
Was die letztere, westliche Richtung angeht, so soll der Wanderweg laut AV-Karte halbkreisartig unter Vermeidung jeglichen Höhenverlusts auf der nördlichen Seite des Kirchbichels entlangqueren und an besagter Kreuzung mit Strommasten herauskommen. Das nehme ich mir in der umgekehrten Richtung für den Rückweg vor, da ich die Kreuzung mit Strommasten etwas später sowieso erreichen werde.

Zum höchsten Punkt des Kirchbichels (796 m) 

Zunächst möchte ich aber von meiner Senke aus den eigentlichen Gipfelpunkt des Kirchbichels (796 m) aufsuchen. Da kommt mit die schottrige Straße gerade recht. Diese in der AV-Karte (oder Bayernatlas) nach Westen als schnurgrade schwarze Linie eingezeichnete Straße soll zunächst ansteigen, anschließend wieder abfallen und schließlich an der besagten Kreuzung mit Strommasten  herauskommen. Am Scheitelpunkt dieses kurzen Straßenstücks möchte ich den Abstecher zum P. 796 des Kirchbichels ansetzen.
Gesagt, getan, der "Gipfelsturm" beginnt: die ruppige Straße steigt angenehm steil an und schon kurz vor dem Scheitelpunkt sehe ich weiter oberhalb im Südosten ausgelichtete Stellen. Das sieht gut aus! Allerdings liegen in Richtung des höchsten Punkts sehr viel aufgehäufte dürre Äste herum, die übliche Szenerie, die Holzer nach zu Ende gebrachten Auslichtungsarbeiten hinterlassen. Ich steige also vorsichtig durch den wilden Astverhau, es dauert nicht lange, bis zum höchsten Punkt sind es nur ein paar stachelige Schritte.
Hätte ich einen ganz freien Gipfel erwartet, wäre ich vom Oberauer Kirchbichel (796 m) enttäuscht gewesen. Doch so war ich von seiner Gipfellichtung sehr positiv überrascht. Sie bietet sonnige Rastplätze auf Baumstämmen und die Atmosphäre sowie die Aussichten lohnen die Mühe durchaus..

Rückweg zum Bergfriedhof
 
Von der Lichtung aus kann ich die Straßenkreuzung unterhalb bereits sehen. Noch etwas weiter westlich steht auch ein großer Hochspannungsmast. Gezoomt kann ich sogar die Wanderschilder an der Kreuzung sehen und... lesen. Ich gehe weglos hinunter, hier hinab geht es ohne Gestrüpp bequemer.
An der Straßenkreuzung böte sich natürlich für den Rückweg wieder die schottrige Straße meines Herwegs an, doch ich bevorzuge den Wanderweg auf die nördliche Seite, den ich mir vorgenommen hatte. Ich folge also der Beschilderung "Arbeiterkreuz", "Bergfriedhof" sowie "Oberau".
Ein wenig suchen muß ich zu Anfangs, auch hier kreuzen sich Karrenwege, der Wanderweg ist genau dort, wo er beginnt, etwas unklar aufzufinden. Doch bald findet man wieder gelbe Pfeile sowie rote Punkte und der Pfad quert, wie erwartet, auf der Nordseite des Kirchbichls nach Osten. Landschaftlich viel hübscher erreiche ich so noch ein letztes Mal die Senke unterhalb des Arbeiterkreuzes.
Hier hat, wie vorher erwähnt, die schottrige Straße den alten Weg überbaut, es gibt aber noch noch Pfadreste und Markierungen links von der Straße, die sich aber gleich wieder verlieren. Ich folge also den roten Markierungen auf der Straße weiter bis zu einer weiteren Kreuzung mit einem Schild "Pumpe 2" und Wegweisern, unter anderem zur "Bergkirche". Rote, oder auch gelbe Punkte bzw. Pfeile gibt es genügend und der Pfad wechselt im weiteren Verlauf auf die östliche Seite des Kirchbichels.
Es kommt hier nicht auf das Gewirr von Karrenwegen, die den netten Pfad immer wieder kreuzen oder ihn sich einverleiben, an, sondern auf zuverlässig auftauchende Wegweiser, gelbe Pfeile oder rote Markierungen an, die zuverlässig durchleiten und jeglichen Verhauer ausschließen. So erreiche ich, zuletzt auf netten Waldserpentinen mit  mehreren Bänken mit Blick auf das Estergebirge den Bergfriedhof mit der Kirche St. Georg. Eine hübsche Passage liegt hinter mir.
Kirche und Friedhof sind gleichfalls sehr hübsch, aber dicht von Bäumen und Sträuchern umstanden. Ganz offensichtlich soll sich der Blick von hier auf das Jenseits weiter oben und nicht auf trostlose, diesseitige Gefilde richten. Ich klettere noch auf ein Mäuerchen, um wenigstens den Höhenberg direkt gegenüber zu Gesicht zu bekommen. Anschließend gehe ich den Kreuzweg nach Oberau zum P. zurück.
 
 Fazit:

Der kurze Gang zur Bank am Arbeiterkreuz lohnt sich unbedingt. Der Rest war ein abwechslungsreicher Spaziergang, mit dem ich ganz zufrieden bin.
Einsam? Ich war erstaunt, daß ich am 1. Oktober, einem sonnigen Sonntag im Herbst, unterwegs nur einem einzigen Wanderer begegnet bin. Am Auerberg gegenüber war bestimmt viel mehr los.
Der höchste Punkt, der Oberauer Kirchbichel (796 m)? Kein Hammerknaller, aber auch kein Schuß in den Ofen!
Mit hat' s jedenfalls gefallen, aber mir gefällt ja leicht was! Wir sehen uns...

Tourengänger: Vielhygler


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentar hinzufügen»