Stellihorn 3436m - direkte Südwestflanke


Publiziert von Cubemaster , 9. September 2023 um 16:46.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum: 8 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1250 m
Abstieg: 1250 m

Als Vorbereitungstour für meine große Tour auf den Pizzo d'Andolla hatte ich mir recht kurzfristig das Stellihorn ausgesucht. Es sollte nicht zu arg lang werden, um am nächsten Tag fit genug zu sein, aber trotzdem noch etwas zur Akklimatisation beitragen. Außerdem würde ich vom Stellihorn aus den Pizzo d'Andolla sehen und mich versichern können, dass er schneefrei war.

Nach dem Studium der verschiedenen Routen stellte ich fest, dass ich mit keiner so richtig zufrieden war. Also beschloss ich, etwas komplett anderes auszuprobieren und den Gipfel direkt über die Südwestflanke anzugehen. Im Nachhinein bin ich absolut sicher, dass das der einfachste Weg zum Gipfel ist, und ich frage mich, wieso das nicht längst ein gängiger Normalweg geworden ist. Trauen sich die Leute in Zeiten von Apps, welche die Routen vollständig aufbereitet mit GPS-Track präsentieren, nicht mehr, sowas mal auszuprobieren? Für mich ist jedenfalls diese Art Abenteuer gerade das, was das Berggehen ausmacht...

Anmerkung: Der oben angegebene Schwierigkeitsgrad bezieht sich auf meinen Aufstiegsweg, um den es mir bei diesem Bericht hauptsächlich ging, da dieser auf hikr noch nicht dokumentiert war. (Ich bin der Meinung, dass auf der Route, welche ich dort genommen habe keine T5-Passagen vorkamen. Das einzige, was evtl. noch für eine Aufwertung auf T5- sprechen würde, ist die vollständige Weglosigkeit ohne jegliche Orientierungshilfen wie z.B. Steinmännchen.) Mein Abstiegsweg über den Stelli ist deutlich schwieriger (siehe Schwierigkeitsangabe im Titel der Abschnitte).

Stausee Mattmark - Stellihorn über Südwestflanke (T4+, I)
Bei eher kühlen Temperaturen hatte ich es nicht besonders eilig und startete erst um 8:25 am Stausee Mattmark. (Der Parkplatz kostete dort für den ganzen Tag nur 3 CHF, was ausnahmsweise mal wirklich in Ordnung ist.) Ich wanderte über die Staumauer und den Weg an der linken Seeseite entlang bis zum Abzweig nach oben Richtung Ofentalpass. Nach meiner Frühstückspause ergab es sich, dass ich ein Stück mit einem netten Paar zusammen ging, die Richtung Jazzilücke unterwegs waren. An der Abzweigung bei P.2447 verabschiedeten wir uns und ich verließ den Weg Richtung Ostnordost.

Ich wanderte den grasigen Rücken in einer langen Linkskurve hinauf. So umlief ich die größeren Geröllfelder auf der linken Seite und steuerte den gut sichtbaren Durchschlupf auf ca. 2600m in der Geländestufe an, welche den ganzen Hang durchzieht. Hier muss man ein paar Meter quer nach rechts über recht steiles Gras aufsteigen (T4+). Dann immer weiter aufsteigend über Wiesen nach rechts querend, suchte ich eine geeignete Lücke in der darüberliegenden Geländestufe. Auf etwa 2700m wurde ich fündig: Ein kleines Fels-/Geröllband durchzieht die Stufe von links unten nach rechts oben. (Relativ einfach zu finden: unterhalb des Einstiegs zieht eine schmale, steinige Furche gerade hinunter. Ich habe auch ein Steinmännchen aufgestellt.)

Das Band ist vielleicht minimal ausgesetzt, aber kurz und einfach zu begehen (T4+). Der natürlichen Struktur folgend kommt man oben dann auch leicht raus, wo sich das Gelände nun öffnet. Nachdem ich dort noch ein Steinmännchen aufgestellt hatte, stieg ich ein kleines Stück ungefähr gerade hinauf und wandte mich dann nach links, etwa in Richtung von P.2824. Schon bald hatte ich die nächste Geländekante überschritten, konnte wieder nach rechts abdrehen und über relativ flaches Gelände (das hier immer mehr in Geröll übergeht) ziemlich genau in Richtung Gipfel laufen. Nach einer etwas steileren und daher anstrengenden Geröllpassage erreicht man nochmal flacheres Gelände unterhalb des Gipfelaufbaus.

Nun muss ein Vorsprung des Westgrates auf etwa 3250m angepeilt werden, um die Plattenschüsse unterhalb zu umgehen. Dazu wird der Hang ansteigend von links nach rechts gequert. Wenn man es geschickt anstellt, müssen nur wenige Meter steiles, lockeres Geröll bewältigt werden (kurz T4+, das Gelände ist nur in der Mulde unangenehm, Richtung Grat wird es schnell wieder besser). Ich stieg nun immer am relativ breiten Grat hinauf, mit etwas Zickzack findet man immer Gehgelände. Ganz zuoberst steilt der Grat nochmal etwas auf, hier muss dann doch noch etwas gekraxelt werden, es geht für meine Begriffe aber nicht über I+ hinaus. Ca. um 12:30 stand ich schließlich am Gipfel.

Stellihorn - Stelli (WS+, II)
Die Aussicht vom Gipfel war erwartungsgemäß grandios, man sieht sehr viele 4000er. Der Pizzo d'Andolla sieht dagegen relativ unspektakulär aus, was natürlich gewaltig täuscht! Auf jeden Fall lag dort kein Krümel Schnee, so dass ich die Tour tags darauf angehen konnte. Ich entschied mich dann, den Übergang zum Stelli zu nehmen, um noch ein bisschen Klettertraining einzubauen. Eine Seilschaft, die zeitgleich mit mir am Gipfel war, startete etwa 10 Minuten vor mir in diese Richtung und hielt diesen Vorsprung auch die ganze Zeit.

Vom Gipfel erstmal Gehgelände etwa 80hm hinunter, dann wird der Grat relativ waagerecht und man kraxelt bis vor einen rötlichen Turm. Dieser wird links umgangen (II). Dahinter erstmal wieder am Grat entlang vor einen hellen Aufschwung. Ich habe ihn überklettert (III, Vorsicht: ein großer, lockerer Klotz), er kann aber auch rechts unten brüchig umgangen werden. Dahinter immer noch weiter Kraxelgelände mit IIer-Stellen, bis man den Stelli erreicht.

Stelli - Stausee Mattmark (T4+)
Zuerst ein Stück Richtung Westen über den Rücken hinunter. Kurz vor P.3056 weisen Steinmännchen hinunter weiter Richtung Westen, dort kommt man wohl irgendwie an P.2857 vorbei herunter und die Seilschaft vor mir nahm auch diese Route. Ich entschied mich für die Geröllfelder und stieg weiter nördlich über P.2903 und zum Plateau bei P.2718 ab. Dieses Stück war teilweise aufgrund von grobblockigem Geröll recht nervig.

Vom Plateau aus ein bisschen linkshaltend abwärts kam ich schließlich an eine deutliche Spur, welche hier etwa auf einer Höhe verläuft (diese führt wohl zum Stellipass, auch eine mögliche Abstiegsvariante). Der Spur Richtung Süden folgend, kam ich dann wieder auf den Wanderweg. Exakt am Abzweig traf ich dann das Paar von morgens wieder, was für ein Zufall! Wir unterhielten uns noch eine Weile, bevor ich dann wieder mehr Tempo machte und zum See abstieg. Um 15:55 war ich schließlich wieder am Parkplatz.

Tourengänger: Cubemaster


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Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Aendu hat gesagt: coole Tour!
Gesendet am 9. September 2023 um 17:07
Gratuliere zu dieser schönen Tour!

Was denkst du? In welcher Richtung ist der Verbindungsgrat (Stelli - Stellihorn) einfacher?

Merci und Gruss

Aendu

Cubemaster hat gesagt: RE:coole Tour!
Gesendet am 9. September 2023 um 17:27
Hi Aendu, danke schön!

Ich glaube, so wie ich gegangen bin, ist etwas leichter. Da gehen mehr Kletterstellen aufwärts. Der Unterschied ist aber eher klein, weil der schwierige Teil des Grates ziemlich waagerecht verläuft.

Aendu hat gesagt: RE:coole Tour!
Gesendet am 9. September 2023 um 19:40
merci!


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