Traunstein (1691m) über Naturfreundesteig und Mairalmsteig


Publiziert von Simon_B , 7. September 2023 um 22:34.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Salzkammergut-Berge
Tour Datum: 6 September 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2+ (WS+)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-OÖ 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:12 Kilometer

Dank der Familie unseres Bruders hatten meine Frau und ich mal wieder einen Tag in unserem gemeinsamen Familienurlaub die Möglichkeit, uns richtig auszutoben. Der hoch über den Traunsee thronende Traunstein zeigte uns bereits die letzten Tage bei traumhaften Septembersommer seine eindrucksvolle Gestalt und lockte uns an. So nahmen wir uns eine der klassischen Aufstiegsmöglichkeiten auf den Traunstein vor - den Naturfreundesteig.

Aufstieg Naturfreundesteig (T4, I, K2+):
Vom recht preisintensiven Parkplatz am Wendeplatz starteten wir gegen 09:30 Uhr unsere geplante Tour. Die erste Etappe führte zwischen den himmelhohen Wänden des Traunsteins und dem Traunsee auf entspannter Forststraße und durch einige Tunnel bis zum Einstieg des Naturfreundesteigs. Hier legten wir die Klettersteigausrüstung an - denn gleich von der Straße weg ging die erste Klettersteigpassage steil hinauf. Durch eine wilde Felslandschaft führte der gut markierte Steig nun permanent steil bergauf. Dabei wechselten sich gesicherte Passagen, wenig Gehgelände und leichtes Klettergelände ab - immer mit traumhaften Tiefblick zum See, aber auch immer mehr oder weniger ausgesetzt.  Da das Gelände steil ist, war ständige Konzentration gefragt. Ich empfand eine recht ausgesetzte Querung für mich am anspruchsvollsten - aber auch im oberen Teil, dort wo dann die Route durch ein Felsenfenster führt, war es für unser Leistungsniveau anspruchsvoll. Wir ließen uns bei dem Kaiserwetter bewusst Zeit und genossen an tollen Pausenplätzen die Aussichten. Allerdings röstete die Sonne uns auch ganz schön und ließ unsere Wasservorräte schnell schrumpfen.  Auch waren wir überrascht, wie wenig auf dem so bekanntem Weg bei dem Wetter los war. Nach etwa vier Stunden kamen wir dann geschafft am Traunsteinhaus an und freuten uns bei kühlen alkoholfreien Getränken und einer leckeren Suppe über das Etappenziel.

Schlussanstieg zum Gipfel (T3):
Nach der längeren Rast wollten wir uns natürlich auch den Gipfel nicht entgehen lassen. So spektakulär der Aufstieg über den Naturfreundesteig war, so überraschend einfach führte der Weg zum Gipfel nun über einen recht entspannten Wanderweg an der Gmundner Hütte vorbei zum riesigen Gipfelkreuz des Traunsteins - vom Traunsteinhaus benötigten wir etwa eine halbe Stunde zum Gipfel. Hier genossen wir den prächtigen Rundblick auf der schönen Sitzbank am Gipfel. Auf dem Rückweg in Richtung Abstieg Mairalm-Steig stärkten wir uns auch nochmal an der Gmundner Hütte.

Abstieg über Mairalmsteig (T4, K1)
Etwas am tiefsten Punkt zwischen Traunsteinhaus und Traunstein zeigte uns der Wegweiser nach links den Abstieg über den Mairalmsteig an. Dabei war er als mittelschwerer Wanderweg ausgewiesen. Hier muss ich gleich vorweg nehmen - dass dies in Vergleich zu anderen mir bekannten Passagen nicht zutreffend ist. Dieser Abstieg ist für mich ohne Zweifel ein anspruchsvoller Bergweg mit zahlreichen ausgesetzten gesicherten Passagen - vielleicht will man damit deutlich machen, dass es der einfachste Abstieg vom Gipfel ist - aber er ist für mich keineswegs zu unterschätzen. Die erste Hälfte dieses Abstieges wartete mit zahlreichen gesicherten, aber auch ungesicherten Passage im Absturzgelände auf. Weiter unten wurde das Gelände etwas einfacher, aber bis zur Forststraße war permanent höchste Konzentration gefragt! Etwa in der Hälfte des steilen Abstiegs konnten wir unsere Trinkblasen nochmal an einer Quelle auffüllen.
Als wir die Forststraße schließlich erreicht hatten, wussten wir, jetzt kann nicht mehr viel passieren. Wir genossen das letzte Teilstück in der Abendsonne und die nun wieder nahen Blicke auf dem See, als die Runde sich am Einstieg zum Naturfreundesteig schloss. Gegen 18:45 Uhr erreichten wir schließlich den Parkplatz am Wendeplatz - geschafft, aber glücklich über den schönen Tag und den tollen Eindrücken.

Fazit:
Der Naturfreundesteig auf den Traunstein gilt ja fast schon als ein Klettersteig-Klassiker der Alpen. Kein moderner gekünstelter Sportklettersteig, sondern ein klassischer Gipfelaufstieg mit gesicherten Passagen, dort wo es notwendig ist. Gut gesichert, aber auch nicht durchgehend, und auf keinen Fall übersichert. Dort wo es nicht ganz so ausgesetzt ist, muss auch ungesichert gekraxelt werden. Es benötigt eine gute Kondition, Schwindelfreiheit und absolute Trittsicherheit. Die Bewertungen im Internet reichen von A/B bis B/C - ich würde hier eher B/C als angemessen ansehen, mindestens aber ein straffes B. Der Abstieg über den Mairalmsteig darf ebenfalls nicht unterschätzt werden, was einige Gedenkplaketten auch hier unterstreichen. Wer auf Nummer sicher gehen will, sollte, wenn er sein Klettersteigset dabei hat, es auch im Abstieg nutzen. Wir haben uns bei absolut sicherem Wetter viel Zeit gelassen und dadurch 9 Stunden für die Tour gebraucht - bei entsprechender Kondition geht es natürlich auch deutlich schneller. Insgesamt erinnerte mich die Tour in ihren Eindrücken und ihrer Lage über den Traunsee an Klettersteige am Gardasee. Auch wegen unseres Wetterglücks war es für mich eine der eindrücklichsten, aber auch einer der  anspruchsvollsten bisher gemachten Touren.


Tourengänger: Simon_B


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