Mehrtagestour im oberen Valle di Ollomont


Publiziert von Ekkehard , 16. September 2023 um 19:59.

Region: Welt » Italien » Aostatal
Tour Datum: 6 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS   I 
Zeitbedarf: 5 Tage
Aufstieg: 3000 m
Abstieg: 3300 m
Strecke:42km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Vom Großen Bernhard-Pass kommend, von der SS27 in Etrouble abzweigend nach Allein, alternativ von Aosta von der Straße nach Valpelline abzweigen, und dann über Doues rauf zum Parkplatz vor Champillon. Da der Weg verzwickt und sehr reich an Serpentinen ist, empfiehlt sich die Nutzung eines Navis. Wenn Platz an der Straße vorhanden, kann in der Kurve unterhalb der Arp du Praz geparkt werden.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Großer, kostenfreier Parkplatz in Glacier, am Ende der in Valpelline abzweigenden SR30
Unterkunftmöglichkeiten:Dortoir Alpe Baravex: http://www.refuges.info/point/4029/cabane-non-gardee/Alpes-Pennines-Haut-Valais/Dortoir-Alpe-Baravez-Damon-Baravex/ Biwak Rosazza: http://www.refuges.info/point/1937/cabane-non-gardee/Refuge-bivouac-Rosazza-ex-Savoie/ Bivak Regondi: http://www.refuges.info/point/2364/cabane-non-gardee/Refuge-bivouac-Regondi-Gavazzi-Morion/
Kartennummer:IGC 115 (Valpelline)

Ankuftstag: 6.8.2023 (Alpe Baravex)
Die 6er-Gruppe reiste in zwei Autos an, geparkt wurde an der Straße unterhalb der Arp du Praz, so ergab sich ein etwa 2km kurzer Zuweg zur unbewirtschafteten Hütte Alpe Baravex. Dieses Haus, welches jede Beschreibung einer solchen Unterkunft sprengt, weil es eher einem vollständig ausgestatteten Ferienhaus ähnelt, liegt in grandioser Lage mit Panoramablick auf Aosta.
Trotz ernster Sorge, dieses Haus könnte wegen der Ferien, guter Ausstattung und Lage völlig überfüllt sein und ich deshalb die Mitnahme von Zelten eingeplant hatte, hatten wir das Haus für uns allein.
Der Weg völlig unproblematisch, etwas Anstieg (ca 40Hm) zur Arp du Praz auf einem Wirtschaftsweg/Forststraße, dann dieser etwa 1100m leicht abfallend folgen und dann steil durch den Wald hinunter (100Hm) und nach einem kleinen Schlenker zur Hütte. Im Dunklen kann man statt steil durch den Wald auch der Forststraße folgen (1km Umweg).
Ein schönes Abendessen stimmte uns auf die folgenden Tage ein.

Tag 1: 7.8.2023 (Alpe Baravex, Mt. Saron)
Nach einem schönen Frühstück, teilten wir uns in zwei Gruppen. Die eine Gruppe organisierte die Autos um, brachte ein Auto hinunter auf den Parkplatz in Glacier und das andere zurück auf den Parkplatz vor Champillon. Die andere Gruppe räumte die Küche auf und machte sich anschließend auf den Weg zum Mont Saron, quasi der Hausberg des Dortoir (wo wir uns wieder trafen). Zum Gipfel führen zwei Wege, ein flacher und ein steiler, wir wählten den flacheren zum Aufstieg, um der zweiten Gruppe beim Abstieg entgegen zu kommen. Die 770Hm sind dann auf 2,7km zu bewältigen. Der Berg, 2681m hoch, mit unausgeprägtem Gipfel, bietet dennoch eine überraschend schöne Aussicht auf den Mont Blanc, den Grivola (daneben, recht unscheinbar der Gran Paradiso), Teile des Gran Combin und in der Ferne Teile des Liskamms. Auf dem Gipfel war es recht zugig, die weniger zugigen Plätze belegt und so bleiben wir nicht bis die andere Gruppe zu uns stieß.
Abends wieder ein schönes Abendessen auf der Hütte.

Tag 2: 8.8.2023 (Alpe Baravex - Biwak Rosazza)
Nach dem Frühstück teilten wir uns wieder auf. Ich lief die Straße voraus zum Auto, während die anderen das Haus säuberten (Putzmaterial war vorhanden). Zweck war es die für die kommenden Tage nötigen Ausrüstungsgegenstände aus dem Auto in Champillon bereitzustellen. Mein Sohn wiederum, war noch früher aufgebrochen, er sollte die Lage auf der Biwakhütte Rosazza klären, insbesondere, ob es genügend Platz für uns gäbe. Hierzu hatte ich meine kleinen Funkgeräte eingepackt. Zunächst als Spielzeug belächelt, halfen uns die Geräte sehr, weil die Netzabdeckung im Tal teilweise dürftig, teilweise nicht-existent ist. Aber auch hier war die Sorge unbegründet, es gab reichlich Platz.
Der Weg verlief recht eben entlang der Wasserleitung, die das Wasser aus dem Tal nach Aosta bringt.
Um der Menge des Gepäcks und des Essens herr zu werden, hatte ich meinen Wanderwagen gepackt. Mit diesem lassen sich etwa 25kg Nutzlast leidlich bequem transportieren - unter der Maßgabe, dass es eben, nur leicht bergauf oder bergab, aber nicht steil bergauf geht. Auch Engstellen, Bachquerungen mit großem Geröll etc. erschweren das Fortkommen sehr. Auf dem Weg gab es eine Engstelle, wo wir fast alles abpacken mussten und zwei unangenehme Bachquerungen, die auch ihre Zeit benötigten. Durch die gute Nachricht von der Hütte, konnten wir fast alles überflüssige Gepäck in der Nähe des Abzweigs zur Tza de Porchere zurück lassen und nur mit dem nötigsten Gepäck zum Biwak aufsteigen.
Wir wählten den landschaftlich schöneren Weg, der aber doch bestimmt 60 Hm Gegenanstiege  beinhaltete und kamen entsprechend erschöpft oben an. Doch die Lage der Hütte entschädigte uns für die Strapaze, ebenso wie das gute Abendessen. Eine niederländische Familie hatte auf den vorhandenen Gaskocher spekuliert, der aber nur noch per Bezahlung und vorheriger Anmeldung aktiviert werden kann. So halfen wir mit unserem Benzin-Kocher aus.

Tag 3: 9.8.2023 (Biwak Rosazza - Biwak Girondi)
Am Morgen galt es nach dem Frühstück die gewonnene Höhe wieder zu vernichten. Wir stiegen aber den anderen Weg (ohne Gegenanstiege) ab und erreichten schnell unser zurückgelassenes Gepäck. Dort trennten wir uns. Mein Sohn und der kleinste Teilnehmer der Gruppe (10 Jahre) wählten den direkten Weg auf die andere Talseite, der Rest ging außenrum, um die Probleme mit dem Wanderwagen zu minimieren. Wir trafen uns auf der anderen Talseite kurz vor Balme de Bal wieder. Dabei entdeckte ich, dass mir meine digitale Spiegelreflexkamera fehlte und ich vermutete diese auf der Hütte vergessen zu haben. In den Rucksack eingepackt meinte ich sie nicht zu haben und konnte sie auch bei grober Durchsicht nicht finden. Nach kurzem Ratschlag erklärte sich mein Sohn bereit zurück zu steigen, ein ziemlicher Unfug, wie sich später herausstellen würde. Die restliche Gruppe und ich zogen weiter, das Gepäck meines Sohnes mitnehmend,. Der Wanderwagen machte allerdings vermehrt Ärger und so ging es dann auf dem Verbindungsweg zum Plan der Breuil nicht weiter, weil doch zu unwegsam und steil. Es galt nun das Extra-Gepäck (Zelte, Matten, Essen und Gletschermaterial, also Steigeisen, Seile etc.) manuell über einen 300m weiten und 50Hm umfassenden Abschnitt zu tragen. Es gelang, allerdings merkte ich meine mittlerweile 61 Jahre doch deutlich. Von meinem Sohn gab es zwischenzeitlich keine Nachricht, die Versuche ihn per Funkgerät zu erreichen schlugen fehl und Mobilfunknetz gab es dort auch nicht mehr. Wir legten das überzählige Gepäck relativ prominent sichtbar ab, in der Hoffnung, dass mein Sohn es (und damit auch seinen Rucksack) finden würde und stiegen zum Lac du Cormet (auch Lac Cornet, je nach Quelle der Karte) auf, weil uns der längere Weg praktikabler als der steile direkte Aufstieg schien. Der Lac du Cormet liegt wunderbar und auch der folgende Weg entlang einer verrohrten Wasserleitung ist sehr schön. Allerdings gab es kein Netz und keine Nachricht. Im Col du Cormet hätte ich nur einen "Notruf" absetzen können. Das letzte Stück 130Hm auf 730m Weg verlangte nochmal mehr ab als es erschien. Das Biwak war wieder nur wenig belegt, so dass wir keine Zelte o.ä. nachholen mussten. Und dann auf einmal hatten wir doch Funkkontakt zu meinem Sohn. Er war ziemlich KO und so leerte ich meinen Rucksack, bis auf meinen Erste-Hilfe-Pack und stieg im entgegen, weil sein Rucksack doch ziemlich schwer war. Wir trafen uns im direkten Steilstück, ich übernahm etliches Gepäck in meinen leeren Rucksack und wir stiegen gemeinsam zum Biwak auf. Dabei erzählte er, dass er sich ziemlich verlaufen und um den Abstieg zu sparen einen erheblichen Umweg in Kauf genommen hatte. Bei der Ankunft auf dem Biwak Rosazza hatte er meine Kamera nicht vorgefunden, aber sein Funkgerät. Das erklärte dann auch, warum wir keinen Kontakt aufnehmen konnten. Ich machte mir ziemliche Vorwürfe, weil ich ohne Not Schwierigkeiten verursacht hatte, immerhin war das Wetter stabil und großartig.
Da wir das Biwak erst nach anderen Absteigenden verlassen hatten, mutmaßte ich nun, dass jemand im Chaos meine Kamera als vermeintliche seine Kamera eingepackt hatte und hoffte sie ggf in Glacier wieder zu bekommen.
Es kam aber ganz anders. Nach dem Abendessen und einem kleinen Spaziergang um das aufgenommene Wasser abzugeben und neues für die Nacht aus dem See zu holen, kam mir mein Sohn mit Kamera entgegen, sagte ich solle nett lächeln, was ich tat und machte ein Foto. Erst dann entglitten mir die Gesichtszüge. Er hatte bei der Vorbereitung der Betten meinen Rucksack geleert (es waren ja Teile seiner Ausrüstung drinnen) und hatte dabei meine Kamera gefunden. Ich konnte es nicht glauben, hatte ich den Rucksack doch einmal grob durchsucht und zweimal komplett geleert - ein Rätsel. Immerhin hatten alle anderen ihren Spaß mit mir, ich muss bis ans Lebensende Bier bezahlen und mein Sohn konnte mit einer grandiosen Konditionsleistung prahlen.

Tag 4: 10.8.2023 (Biwak Girondi, Mont Gele)
An diesem Tag wollten wir den Mont Gele bezwingen, was aber letztlich nicht klappte. Wir starteten um 9 Uhr. Der Weg führt erst etwa 100 Hm runter zur Mündung des Lac de la Beseya (mit einem zusätzlichen Gegenanstieg in der Mitte) und dann auf der anderen Seite steil in das Tal des ehemaligen Gele-Gletschers, der aber dort nicht mehr vorhanden ist und dann auf einer westlichen Schulter aufwärts. Der Weg ist im Aufstieg schwer zu erkennen und extrem blockig. So kamen wir nur sehr langsam voran und erreichten erst nach knapp 5h den eigentlichen Gletscher. Das Anlegen der Steigeisen dauerte auch noch länger als erwartet, so dass wir in Sorge waren rechtzeitig vor der Dunkelheit wieder an der Hütte anzukommen, da einige in der Gruppe sich nicht so behende im Abstieg sahen. So trennten wir uns wieder, ein Teil stieg ab, ein andere Teil näherte sich dem Gipfel. Der Gletscher, teilweise aper, teilweise sulzig, war unproblematisch. Einige größere, mit Schnee gefüllte Spalten umgingen wir sicherheitshalber. Gegen 15 Uhr gaben wir den Versuch auf den Weg vom Gletscher auf den Fels zu finden auf, da weder die Karte eindeutig war, noch irgendwelche Bezeichnungen zu sehen waren. Ziemlich ärgerlich, wenn nur 100m zum Gipfel fehlen und einem eine grandiose Sicht auf die Schweizer Gletscher verwehrt bleibt.
Also stiegen auch wir ab und fanden uns alle im blockigen Bereich des ehemaligen Gletschers wieder. Belohnt wurde der Abstieg durch die Sichtung einer größeren Herde Steinböcke, die über so späten Kaffeebesuch nicht erfreut waren. Erst um 19 Uhr waren wir wieder unten an der Hütte, waren also deutlich länger unterwegs als geplant und es war gut den Gipfel ausgelassen zu haben, sonst wäre es noch später geworden und bekanntermaßen ereignen sich die Unfälle immer zum Ende einer Tour.
Aus der Ferne sahen wir, dass am Biwak Betrieb herrschte, bei der Ankunft stellte sich heraus, dass neben uns und weiteren 4 Personen noch eine niederländische Gruppe mit 6 Personen und eine italienische mit weiteren 7 Personen angekommen war, so dass das Biwak mit 18 Plätzen völlig überbelegt war. Der Stress drohte zu eskalieren, konnte dann aber wieder abgekühlt werden. Die Nacht war äußerst warm, trotz geöffneter Türen und Fenster. Ich wälzte mich, u.A. wegen des Problems mit meinem Wanderwagen, der beladen morgen 600 Hm nach unten zum Auto in Glacier gebracht werden wollte.

Tag 5: 11.8.2023 (Biwak Girondi - Glacier)
Ohne Frühstück ging es früh los. Zum Einen war das Benzin im Kocher leer (ein Tribut an die Niederländer im Bivacco Rosazza), zum Anderen hatten wir wenig Lust den Stress des Vortags unausgeschlafen fortzusetzen. Also rasch gepackt (Ja, die Kamera ist am Mann) und dann den schönen Weg über den Lac Cormet nach unten genommen. Auf dem Weg dahin gelang mir ein sehr schönes Foto des sich im See spiegelnden Grand Combin. Meine nächtliche Idee der Reparatur des Wanderwagens erwies sich als zielführend und so konnten wir mehr Gepäck als erwartet aufladen. Allerdings trug ich meinen Rucksack mit etwa 12kg trotzdem selbst, ich wollte kein Risiko eingehen, denn der Weg durch den Wald ist recht steil und war durch aufsteigende Sommerfrischler mit diversen Kindern gut besucht. Aber mit dem Wagen klappte alles. Ein Mitglied der Grupe stürzte allerdings auf einer schrägen Felsplatte und machte unangenehme Bekanntschaft mit einer Zacke seiner Steigeisen, aber es sah zunächst schlimmer aus als es war.

Eigentlich sollte sich nun die Besteigung des Balmenhorns und der Vincent-Pyramide anschließen, mein erster 4000er, aber es war doch wie verhext. Das Wetter, während der Vorbereitungzeit in 1-A Kondition, entschied sich um und trübte sich massiv ein. Angesichts der zeitlichen Erfahrungen auf dem Weg zum Mt. Gele, sah ich unkalkulierbare Risiken und schweren Herzens sagten wir diesen Teil der Tour ab. Ein Teil der Gruppe reiste dann ab, meine zwischenzeitlich hinzugestoßene Tochter und ich kehrten nochmals zum Ausgangspunkt, zur Alpe Baravex zurück. Dort konnten wir sehen, wie sich schon im Laufe des Vormittags, die 4000er in Wolken hüllten und meine Entscheidung bestätigt wurde. Scheiterte 2018 die Tour an meinem Knie, war es diesmal das Wetter. Ich fürchtete, mein erster 4000er würde nicht in Europa bestiegen werden, aber es kam anders (*Tourenbericht).

Anmerkung zu den GPS-Tracks. Ich verwendete ein neues Programm, welches wesentlich pfleglicher mit dem Handy-Akku umgeht, aber zugleich deutlich ungenauere Ergebnisse liefert. Zudem beendet sich das Programm unregelmäßig und startet dann wieder, so dass sich auch längere Lücken ergeben. In der Summe ermöglichen die Tracks deshalb nur eine grobe Orientierung und Nachverfolgung dessen was wir gewandert sind.

Tourengänger: Ekkehard


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Geodaten
 61271.gpx Anreise
 61272.gpx Tag 1
 61273.gpx Tag 2
 61274.gpx Tag 3
 61275.gpx Tag 4, Mt. Gele - Aufstieg
 61276.gpx Tag 4, Mt. Gele - Abstieg
 61277.gpx Tag 6

Galerie


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