Watzmann (2713 m) Ostwand, Berchtesgadener Weg


Publiziert von Sarmiento , 19. August 2023 um 13:35.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:11 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 12:30
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:20 km

Zum Kletterziel "Watzmann Ostwand" noch etwas zu sagen, ist eigentlich überflüssig. Außer vielleicht der Frage: Trauen wir uns das zu? Die Frage trieb uns tatsächlich in den letzten Jahren immer mal wieder um. Nachdem wir die Tour bereits aus dem heißen Juli heraus in den zu Beginn noch verregneten und kalten August verschoben hatten, bot sich ab Freitag dann doch ein Schönwetterfenster an, dass wir nutzen konnten, wollten - und dann auch taten.

Bedingt durch das sehr regnerische und teils sogar verschneite Wetter der Tage zuvor war unsere Skepsis beim ersten Blick in die Wand am Vorabend entsprechend groß. Die Zweifel waren dann aber schnell verflogen, da bis zum Gipfel kein Schnee mehr zu sehen war, und auch der Fels einigermaßen trocken erschien. Für uns bedeutete das Wetter zuvor auch noch einen Pluspunkt: Es würde an allen potentiellen Wasserstellen auch Wasser geben, sodass wir bis in eine Höhe von ~ 2000 m nochmals würden auffüllen können.


Berchtesgadener Weg

Zunächst ein paar Eckdaten:
 
Zeitbedarf: 6:00 h Ab Wandeinstieg bis zum Gipfel
1:15 h ab Wandeinstieg an der Eiskapelle bis zum Schuttkar
- 0:45 h vom Schuttkar bis auf die Wasserfallwand
- 1:15 h vom oberen Ende der Wasserfallwande über die Rampe und Platten bis zur Brotzeitwiese / Biwakhöhle
- 1:30 h von der Brotzeitwiese über Gipfelschlucht und Pfeilergelände bis zur Biwakschachtel
- 1:15 h von der Biwakschachtel über graubraune Rinne, Ausstiegskamine und 8-m-Wandl bis zum Gipfel

Wasserstellen:

- Beim Queren des Schuttkars auf ca. 1300 m wird ein kleiner Bach gequert
- Zwischen 2. Sporn und den unteren Wasserfallplatten wird auf ca. 1600 m (bei zuvor nassem Wetter) ein kleiner Wasserfall gequert
- Oberhalb der Brotzeitwiese bzw. Biwakhöhle liegt auf ca. 2000 m linkerhand vom Weg (bei zuvor nassem Wetter) ebenfalls ein kleiner Wasserfall
--> Bei länger anhaltendem, trockenem Wetter unbedingt im Schuttkar das Wasser auffüllen - weiter oben kommt eventuell nichts mehr!
 
Schwierigkeiten: Max. III+, dafür sehr lang anhaltendes I - II-er Gelände!
 
- von der Eiskapelle bis ins Schuttkar: Meist Gehgelände, vereinzelt I, ganz wenige Stellen II
- Im Schuttkar: Gehgelände
- 1. & 2. Sporn bis ans untere Ende der Wasserfallwand: kontinuierlich I - II
- Wasserfallwand: 1. Seillänge III, 2. + 3. Seillänge II+
- Band zu Rampe + Rampe: kontinuierlich I - II+
- Pfeiler und Platten oberhalb der Rampe: unten I - II, oben auch stellenweise III-
- Brotzeitwiese und Biwakhöhle: Gehgelände
- Platten rechts der Gipfelschlucht: kontinuierlich I - II
- Pfeilergelände zwischen Gipfelschlucht und Biwakschachtel: kontinuierlich I - II
- Graubraune Rinne oberhalb der Biwakschachtel + Platten zu den Ausstiegskaminen: II - II+
- Unterer, langer Ausstiegskamin: kontinuierlich I - II, auch einige III-er-Stellen
- 8-m-Wandl: III+
- Oberer, kurzer Ausstiegskamin: kontinuierlich I - II
 
Ausrüstung: 4 kleine Schraubkarabiner, 4 HMS-Karabiner / 2 mittlere Friends / 2 x 120 cm-Bandschlingen / 1 x 40 m Seil / Helm
 
Hilfsmittel:
- ToPo von  bergsteigen.com
- Franz Rasp: Watzmann Ostwand, Rother
- Die Youtube-Videos von Alpine Momente & AlpineFex zum gesamten Verlauf und zu den Schlüsselstellen
- diverse weitere Berichte, u.a. auch hier auf hikr

Zustieg

Der Weg zum Einstieg ist schnell erzählt: Vom Fähranleger oder - wie in unserem Fall - Ostwandlager folgt man dem Wegweiser zur Eiskapelle. Man passiert dabei die St. Johann-und-Paul-Kapelle, danach schlängelt sich der bestens sichtbare Weg für ca. 30 - 45 min durch den Wald nach oben.

Dann verlässt man den Wald aufs schuttige Bachbett des Eisbachs, und sieht hier zum ersten Mal die Ostwand in "Nahaufnahme". Hier ist man bereits zu nah dran, um sie in ihrer kompletten Größe mit dem Auge erfassen zu können. Der Weg verläuft (derzeit) weiter im Bachbett, verlässt es dann linkerhand wieder durch die angrenzenden Büsche und Bäume. Nach wenigen Minuten enden auch die letzten Bäume und schräg rechts vor einem schiebt sich das Schneefeld der Eiskapelle ins Bild.

Diese wird links durch einen angegrünten Schuttgrat begrenzt, an dessen unterem linken Rand ein auffälliger großer Block liegt. Den steuert man an, um diesen herum (dort ist auch ein Kreuz angebracht) und dann folgt man leichten Pfadspuren auf das rechte obere Ende des grünen Schuttgrats. Von allen Seiten kommen weitere kleine Pfade zusammen, die sich am besagten oberen Ende, direkt bei den ersten Latschen, zu einem deutlich sichtbaren Pfad vereinigen. Ab hier geht's dann auch wirklich los.

Wandeinstieg - Schuttkar

Zunächst folgt man dem Pfad durch die (hier erstmal dichter werdenden) Latschen, der genau auf der Kante des kleinen Grats verläuft. Nach ca. 10 min nähert sich von rechts die Felswand an, und man quert kurz in logischer Linie in die ausgeprägte Rinne vor einem hinein. Diese steigt man für einige HM bis zu deren Ende an, dann folgt eine weitere plattige Querung für einige Meter nach rechts oben in eine weitere, etwas breitere Rinne.

Nach wenigen Metern liegt in dieser Rinne ein auffälliger, ca. medizinballgroßer Block im Weg. Genau hier verlässt man die Rinne scharf nach rechts über plattiges Gelände - am rechten Rinnenrand zeigt sich ein Pfad durch das hier wiesenartige Gelände - dem folgt man dann für die nächsten Minuten.

Dann werden einige meist nasse Platten direkt unter einem kleinen Absatz gequert (daher gerne mal rutschig - vorsicht!), nach denen sich das Gelände auf weiteren, trockenen Platten tendentiell nach links oben in eine Art breite Rinne öffnet. Diese Rinne steuert man dementsprechend an, nach einigen Metern gehen die Platten wieder in Wiesengelände über.

Man folgt dem Pfad nach schräg links oben, bis die Rinne nach ca. 100 m in einer steileren Stufe mit Latschen zu enden scheint. Hier liegt schräg rechts über einem ein großer, auffälliger Block, unter dem rechterhand eine schmale, abdrängende Platte hinundurchführt. Hier muss man also nach rechts querend durch, auch wenn das etwas unintuitiv erscheinen mag.

Nach dem Block folgt eine weitere Rinne nach links oben, die bereits nach ca. 20 m wieder scharf nach rechts entlang einer schwach ausgeprägten Rippe verlassen wird. Am Ende der Rippe zeigt sich wieder ein Pfad im grasigen Gelände - der Rinnenausstieg erinnert somit ein bisschen an denjenigen am Anfang der Wand.

Der Pfad meandriert über die Wiese bzw. durch die Latschen nach rechts oben, zwischendurch wird auch kurz eine felsige Platte nach rechts gequert. Nach weiteren ca. 5 - 10 min flacht der Pfad ab, und der Blick öffnet sich vor einem ins Schuttkar. Dieses erreicht man dann wieder einige Meter absteigend.

Im Schuttkar angekommen gibt es viele Möglichkeiten. Die m.M. nach beste ist jedoch, direkt einmal rechts fast übers gesamte Kar zu queren. Dabei wird auch der kleine Bach gequert - wer Wasser nachfüllen will / muss, kann das hier tun. Rechts des kleinen Bachs erreicht man eine Art Schuttrücken, dem man nun am besten auf dessen schwach ausgeprägter Krone nach oben folgt, bis dieser auf die Felsen am rechten Rand des Kars trifft.

Schuttkar - Oberes Ende der Wasserfallwand

Hier beginnt nun m.M. nach die eigentlich Kletterei - und somit die eigentliche Ostwand. Auch benötigt man hier zum ersten Mal Routengespür, da von nun an kein Pfad mehr den Weg vorgibt.

Man sucht sich rechts herausgehend ein Band, das einen an passender Stelle aus den steilen Felsen in gangbareres Gelände herausführt. Dort folgt man kleinen Rinnen und Bändern nach oben, tendentiell etwas nach rechts heraus auf den hier kaum ausgeprägten Sporn (Würde man der Namensgebung der weiteren Route folgen, müsste man diesen wohl "0. Sporn" nennen).

Nach ca. 50 HM kommt man auf einer nach links oben geneigten, plattigen Fläche heraus, die direkt voraus (in Falllinie) von steilen Platten, und nach rechts von einer steilen Flanke abgeschlossen wird. Man wendet sich dementsprechend dem einfachsten Weg zu, und folgt dem geneigten Plattenband nach links oben. Das breite Band führt einen nun in ca. 100 HM zunächst auf den 1. Sporn.

Auf dem 1. Sporn ist der Weiterweg bis an die Wasserfallwand sichtbar: Kurz hinterm Sporn wird das Band für ca. 20 m teils sehr schmal und ausgesetzt, dann verbreitert es sich wieder auf Vor-Größe. Es läuft langsam in schrofenartigem Gelände aus, das nach weiteren wenigen HM einen Art Gratrücken zeigt - nun steht man auf dem 2. Sporn.

Dem folgt man nun also direkt auf dessen nicht allzu ausgeprägter Gratkante nach oben - schräg links über einem sieht man bereits die steilen Platten der Wasserfallwand. Der 2. Sporn verliert sich bald im Gelände - ab hier quert man über kleine Absätze, Platten und kleine Bänder etwas nach links heraus, zum logischen unteren Ende der steilen Wasserfallplatten, die sich rechts neben der Wasserfallwand befinden.

Am dortigen, ersten (gebohrten) Stand gibt's bei zuvor nassem Wetter auch eine weitere Möglichkeit, Wasser nachzufüllen. Die Kletterei führ einen dann erst für ca. 25 m nach schräg links oben (ca. III, 1. Schlüsselstelle), ab dem 2. Stand für ca. 20 m schräg rechts hoch, und dann am 3. Stand für weitere ca. 20 m wieder nach links - direkt auf den großen Absatz oberhalb sowohl der Wasserfallplatten als auch der Wasserfallwand. Vorsicht: Das Gelände hier ist sehr steinschlaggefährdet, inbesondere durch vor einem kletternde Seilschaften!

Oberes Ende der Wasserfallwand - Brotzeitwiese / Biwakhöhle

Nun folgt eine der wichtigsten Stellen für die Wegfindung: Vor einem öffnet sich das Gelände hauptsächlich nach links oben, das ist jedoch die falsche Richtung! Ein etwas verblasster roter Pfeil, der an dieser Stelle ungefähr in Falllinie nach oben, tendentiell sogar nach leicht rechts oben zeigt, muss ebenfalls ignoriert werden!

Anstattdessen quert man scharf rechts für ca. 50 m auf ein recht unauffälliges, leicht grasiges und etwas ansteigendes Band zu, das kurz auch mal rinnenartigen Charakter hat. Hat man diese kurze und sehr kleine Rinne erklommen, öffnet sich rechts vor einem die wesentlich größere und breitere Rampe, die von der Wasserfallwand selbst aus (bzw. auch weiter zuvor) nicht einsehbar war.

Diese steuert man an und folgt ihr nun für ca. 100 - 150 HM nach rechts oben. An dieser Stelle ist die restliche Wand auch derart steil, dass jegliche alternative Wegführung ausgeschlossen werden kann. In der Rampe (die eigentlich auch nur eine weitere große Felsrinne ist) klettert man weiter unten in deren Mitte, weiter oben bieten sich dann auch die Felsen rechts der Rinnenmitte an. Weiter oben knickt die Rinne nochmals nach leicht rechts ab, wird deutlich schmaler, und endet dann recht unvermittelt auf einem kleinen Absatz.

Den Absatz verlässt man  - sehr ähnlich dem Ende der Wasserfallplatten - scharf nach rechts querend, sogar für ca. 5 m absteigend, auf ein grasiges Band, das in ca. 50 m Gehgelände auf den vor einem sichtbaren, kleinen Pfeiler zuführt. Diesen erklimmt man über eine kleine Rinne, und folgt der Pfeilerkrone für wenige Meter.

Der Pfeiler steilt in plattigem Gelände auf - hier quert man für einige Meter nach links über kleine, bandartige Strukturen mit guten Griffen und Tritten. Dann schwenkt man wieder nach rechts zurück zum Pfeiler auf einen weiteren, kleinen Absatz.

Hier führt ein deutliches Band für ca. 30 m nach links - einfacher, jedoch unintuitiver ist es, dem Band nur kurz zu folgen, und dann nach rechts oben über plattiges und durchaus exponiertes Gelände etwas links des Pfeilers zu klettern. Man kann alternativ auch dem Band folgen und weiter links über die nun über einem liegenden Platten klettern - hier sind sie jedoch m.M. nach schwerer als rechts (ca. III), dafür weniger exponiert. Das ist daher Geschmacksfrage, was man bevorzugt. Eine ideale Wegführung gibt es an dieser Stelle jedenfalls nicht.

Die Platten - egal ob links oder rechts geklettert - ziehen sich über ca. 30 - 50 HM nach oben, bevor sie auf einem grasigen Rücken auslaufen, an dessen linken Rand eine erste, kleine Biwakhöhle zu sehen ist. Vor einem zeigt sich links eine breite schluchtartige Rinne, in der Mitte eine Art Sporn oder Pfeiler, und rechts davon ein schrofenartiger, nicht allzu ausgeprägter Grat.

Diesen rechtseitigen Grat steuert man nun über das grasige Gelände vor einem an und erklimmt dessen Rücken, sodass man um zuvor besagten großen Pfeiler rechterhand herumsteigt. Hier befindet sich die sog. Brotzeitwiese, da der vor einem liegende grasige Absatz
 beinahe Aussichtsplattformcharakter hat. Direkt über einem, im großen Pfeiler, und in ca. 20 HM Entfernung befindet sich die sehr auffällige, große Biwakhöhle.

Brotzeitwiese / Biwakhöhle - Biwakschachtel

Man steuert die Biwakhöhle an und steigt direkt an ihrem rechten Rand heraus. Hier ist auch dann erstmalig die riesige und sehr markante Gipfelschlucht schräg rechts über einem sichtbar. Diese wird angesteuert, und kurz bevor man in deren Grund hineinquert, gibt es (bei zuvor nassem Wetter) linkerhand ein letztes Mal in der Wand die Gelegenheit, Wasser aufzufüllen - alternativ kann auch das Wasser ein paar Meter weiter, das aus der Gipfelschlucht plätschert, gezapft werden.

Die Gipfelschlucht wird nun nach rechts außen gequert - man folgt also nicht ihrem Verlauf. Wieder einmal etwas unintuitiv steigt man auf dem breiten Gelände rechts der Schlucht leicht rechts ansteigend auf die Gratkante zu. Hier gibt es - ähnlich wie kurz zuvor - nicht den einen, idealen Weg, sondern viele Varianten und dementsprechend Wegspuren. Man darf sich nur nicht zu weit nach rechts, und v.a. nicht um die Gratkante herum locken lassen.

Man folgt kleinen Rinnen, Absätzen und Bändern an oder in der Nähe der Gratkante für ca. 50 HM. Dann folgt ein etwas größerer und auffälligerer Absatz, von dessen linken Rand ein sehr auffälliges Band nach links oben zurück in Richtung Gipfelschlucht führt. Dieses Band ist zudem von losem Geröll recht "ausgeputzt" und auch dadurch auffällig. Diesem folgt man - kurz auch mal etwas schmaler werdend - bis zurück in die Gipfelschlucht.

Das Band trifft genau dort zurück auf die Schlucht, wo diese (von unten her kommend) endet, bzw. deren Fortsetzung einen Rechtsknick nach oben hin macht. Auch hier folgt man wieder dem logischsten Gelände, das einen rechts oben durch das rampenartige Gelände führt. Nach wenigen HM läuft die Rampe nach links in einen Kessel aus, rechts bietet eine Rinne zwischen 2 kleinen Pfeilern einen Weiterweg an - hier geht es weiter. Ab hier sind auch immer wieder verblasste, grüne Punkte als Wegmarkierung bis hin zur Biwakschachtel sichtbar.

Man erklettert die Rinne bis auf deren Ende, dann biegt man links auf den hier wieder vorhandenen Pfeiler ab. Dem Pfeiler folgt man nun für etliche Meter aufwärts, auch mal rechts bzw. links davon - je nachdem, wo sich der beste Weg anbietet. Wir sind meistens rechts davon geklettert, v.a. ab dort, wo der Pfeiler einen leichten Linksknick in Richtung Falllinie der Wand macht.

Ab einem der Zwischenabsätze am Pfeiler kann man dann auch erstmal die Biwakschachtel über einem sehen, die nur noch ca. 50 - 80 HM über einem liegt. Nun ist auch der Weiterweg für die nächsten Meter klar - immer auf die Schachtel zu, kurz davor nochmals etwas links heraus, um einen rechts ansteigenden Riss zu erreichen, und dann steht man bereits an der orangenen Schachtel, die geschützt direkt unter dem massigen Pfeiler, auch "Elefantenfuß" genannt, steht.


Biwakschachtel - Südgipfel

Von der Biwakschachtel geht es rechts auf einer ansteigenden Rampe heraus. Links von einem öffnet sich nach einigen Metern wieder das Gelände, und nach ca. 50 - 100 m Gehgelände taucht linkerhand eine auffällige, graubräunliche Rinne auf. Diese steuert man in einer scharfen Linkskurve an.

Die Rinne (ca. 30 - 40 HM) erklimmt man bis kurz vor das obere Ende. Dort flacht sie etwas ab, außerdem öffnet sie sich linksseitig. Ab hier sollte man einen Blick nach rechts werfen und den auffälligen Ausstiegskamin in der Wand über einem suchen, der sich leicht rechtsansteigend durch die gesamte Wand über einem nach oben zieht. An einer geschickten Stelle überwindet man nun die rechtsseitige Rinnenbegrenzung, was einer kurzen II+ Platte entspricht.

Für ca. 20 - 30 m steuert man nun im Gehgelände den unteren Kaminausgang an (eigentlich ist es eher eine rechtsgeneigte, liegende Verschneidung) und klettert in den Kamin / die Verschneidung hinein. Im unteren Teil ist die Verschneidung recht klein und an manchen Stellen auch eng (der Rucksack schleift manchmal), öffnet sich dann aber nach einigen Absätzen etwas. An 1, 2 Stellen muss auch mal kurz etwas plattig im Bereich II+ bis III- geklettert werden, eine weitere leicht überhängende Stelle kann auch durchaus mit III bewertet werden.


Nach ca. 100 HM öffnet sich von rechts her der Kamin (bzw. die Verschneidung) und wird zu einer breiten, strukturierten Rinne, die sich für mindestens weitere 50 HM nach oben zieht. Man kann auch weiter im Rinnengrund klettern, besser ist es jedoch die rechtsseitigen Platten und Mini-Verschneidungen zu nutzen.

Nach einem dezenten Rechtsknick endet die Rinne etwas schottrig auf einem kleinen Absatz. Ab diesem ist direkt voraus auch erstmalig der Verbindungsgrat zwischen Mittel- und Südspitze sichtbar, sowie die markante Wetterstation in der Mitte des Grates.

Links wiederum zieht sich ein Pfeiler vom Absatz her steil nach oben, sodass man nach bereits wenigen Metern die technische Schlüsselstelle, das "8-m-Wandl" erreicht. Unterhalb befindet sich ein Stand, die Schlüsselstelle ansich ist mit Ring und Schlinge bestens abgesichert, und auch auf dem Absatz oberhalb befindet sich ein weiterer Stand, sodass diese Stelle bei Bedarf auch mit Seil geklettert werden kann (was wir genutzt haben).

Anschließend hält man sich weiter leicht links ansteigend, genau auf eine auffällige, kleine Lücke im Grat über einem zu - jedoch nicht auf die breite, große Verschneidung noch weiter links, in die geht's nicht hinein! Das Gelände hier ist an vielen Stellen im I - II. Grat kletterbar, einen idealen Weg gibt es für einige HM nicht. Erst weiter oben verengt sich die Rinne wieder, sodass man sich nochmals kurz etwas hochstemmen muss.

Am Ausgang der Rinne ist man dann oben auf dem Grat, überquert diesen kurz durch die kleine Einschartung, und biegt nach links auf den Klettersteig ein, der einen in weiteren 30 m bw. 10 HM auf den Südgipfel führt. Und dann natürlich - Glocke im Kreuz läuten nicht vergessen! :-)

Abstieg

Der weitere Weg - egal ob runter zur Wimbachgrieshütte oder die Überschreitung zum Hocheck und der weitere Abstieg zum Watzmannhaus - sind bereits vielfach beschrieben worden, daher lasse ich den Teil hier weg. Nur so viel: Wir sind über Watzmannhaus und Kühroint-Alm wieder runter nach Schönau zum Königsee-Parkplatz abgestiegen. Das hat sich gezogen, und wurde irgendwann elendig zäh.

Fazit

Eine großartige Bergfahrt, wenn man
  • über genug Kondition verfügt (bis zur Südspitze sind es 2100 HM, beim Anhängen der Watzmann-Überschreitung kommt man auf insgesamt knapp 2400 HM),
  • ein versierter Kletterer im unteren und mittleren Schwierigkeitsgrad ist - das sichere und seilfreie Klettern einer II ist ein absolutes Muss, und auch eine III sollte sicher beherrscht werden. Auch mögliches Seilhandling muss hier locker von der Hand gehen - für Übungseinheiten jeglicher Art ist hier weder Zeit, noch ist es der richtige Platz
  •  ein Auge fürs Gelände hat. Denn: Egal, wie gut alle Beschreibungen im Netz oder in Büchern sind - ohne das richtige Gespür fürs Gelände bzw. Erfahrung im Weg- und Routen-Suchen wird man hier schnell in einem Verhauer enden.
  • richtig vorbereitet ist, d.h. möglichst gut die Berichte zur Wegführung studiert hat und ggf. auch am Vorabend mit einem Blick in die Wand verglichen hat.

Gerade für Ostwand-Frischlinge kann ich die beiden Videos von AlpineMomente (jetzt Outdoor Geschichten) und AlpineFex (mittlerweile inaktiv) zur Orientierung wärmstens empfehlen (Links oben bei "Hilfsmittel")! Sie decken den Bereich vom Einstieg bis oberhalb der Rampe perfekt ab, und auch weiter oben zeigen sie die meisten (0rientierungstechnisch) kritischen Stellen recht gut. Trotzdem empfiehlt es sich m.M. nach noch ein ToPo (bspw. das von bergsteigen.com) dabei zu haben, und auch die Routenbeschreibung im Buch von Franz Rasp ist sehr hilfreich. Mit einer Kombi aus allen Hilfsmitteln sollte jeder alpin geübte Bergsteiger den Weg finden können.

Tourengänger: Sarmiento


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Kommentare (1)


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derMainzer hat gesagt: Watzmann Ostwand, Berchtesgadener Weg
Gesendet am 20. August 2023 um 11:37
Griaß di Sarmiento,

Glückwunsch zur der Watzmann Ostwand. Das ist einer meiner Traumtouren, der Berchtesgardener Weg hoch zur Südspitze. Da bin aber noch weit entfernt davon. Die Orientierung in der Wand ist nicht ganz einfach, da es dort, wie du es schon im Bericht erwähnt hast, keine Stoamandl oder sonstige Orientierungspunkte gibt. Die Bergwacht und die örtlichen Bergführer v. O. entfernen diese immer wieder. Der Steinbock auf deinem Bild war wohl die Schlüsselstelle am Watzmanngrat. Da habt ihr aber noch mal Glück gehabt, der hätte bestimmt nicht nachgegeben.

Pfiat di
derMainzer


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