Schlittchuechen - Lauchernstock - Höhlen Abseilpiste


Publiziert von ᴅinu , 14. August 2023 um 17:15.

Region: Welt » Schweiz » Nidwalden
Tour Datum:11 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 5a (Französische Skala)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: Ruch- und Walenstockgruppe   CH-NW   CH-OW 
Zeitbedarf: 13:00
Aufstieg: 1135 m
Abstieg: 1700 m
Strecke:23,3 km

Bei meiner Skitour auf den Lauchernstock im 2016 ist mir dieser messerscharfe Grat und die riesige Höhle erst gar nicht aufgefallen. Den Lauchernstock Ostgrat habe ich erst vor wenigen Jahren im Engelberger Outdoor Guide entdeckt.

Bei dieser tollen & langen Rundtour begleitete mich eine langjährige Seilpartnerin. Da am Freitag bestes Wetter vorher gesagt wurde entschieden wir uns kurzfristig die Tour vom Sonntag auf den Freitag zu verschieben. Denn am Freitag rechneten wir auch mit viel weniger Touristen in der Bergbahn und Berggängern auf der Route. 

Gestartet sind wir mit der Brunni Bergbahn, welche uns und unsere Bikes zum Ristis hinauf brachte. Das Bike sollte uns eine psychologische Sicherheit geben, sodass wir nicht in einen Endstress wegen der letzten Talfahrt kommen würden. Eine gute Idee - wie es sich am Ende heraus stellte. 

Das Bike parkierten wir im Rigidalstafel hinter einem Holzlager. Anschliessend wanderten wir zu Fuss weiter bis zur Planggen Brücke, von wo wir dem Bachverlauf folgten. Bis kurz nach dem Bach kann man den Spuren der Kühe & Schafen folgen. Danach verliert sich die Spur und der weitere Weg bis zum Einstieg in den Schlittchuechen wird anstrengend. Einerseits brannte die Sonne schon deftig rein in die Steinfegetation und andererseits muss man weglos über die vielen losen Steine balancieren. Wir vermuten, dass es für diese Rundtour vernünftiger ist, in der Rugghubelhütte zu übernachten. Für Kletterer mit wenig Erfahrung oder schlechtem geografischem Sinn würde ich unbedingt einen Bergführer empfehlen, was so auch in verschiedenen anderen Informationsquellen zu entnehmen ist.

Der Schlittchuechen ist bestens mit Ketten abgesichert. Zum Einstieg gelingt man am besten über die senkrechte Linie bzw. über den Schuttkegel unterhalb vom Schlittchuechen. Noch bevor wir das Grasband über dem Schuttkegel erreichten, entdeckten wir blaue Markierungen welche uns in kurzen Abständen durch den gesamten Aufstieg führten. Da wir den Aufstieg nicht kannten, sicherten wir uns nach der ersten Kette mit dem Seil, was rückblickend bei trockenen Verhältnissen und unserer Erfahrung nicht nötig gewesen wäre. Der Aufstieg ist kurzweilig und führt durch eine logische Linie den Schwachstellen der Felswand hinauf durch Schrofen und steile Wiesen. Da wir im Schlittchuechen beim Anmarsch drei Gamsen entdeckten montierten wir für den Durchstieg den Helm.

Oben am Schlittchuechen angekommen machten wir unsere Mittagspause. Währenddessen kreiste plötzlich ein jugendlicher Bartgeier am Ruchstock. Der Zustieg zur ersten Seillänge führt über rauhes Blockgelände. Aufgrund eines Fixseiles das im Felsband herunter hängte suchten wir den Einstieg zuerst am falschen Ort, der Einstieg welcher mit mehreren Bohrhacken über die 20 Meter Hohe Felswand führt befindet sich ganz im Westen vom Felsband. Die angegebene Schwierigkeit von einem 4c verdiente noch ein + :-) Wer Rissklettern mag ist definitiv im Vorteil. Wir entschieden uns mit Tourenschuhen zu klettern, was uns dann auch bis über das Messer hinaus gelang. Am Ende der ersten Seillänge befindet sich ein Stand von welchem man auch komfortabel abseilen kann. Über die obere Terrasse erreichten wir einen einfachen Aufstieg auf den zu Begin breiten Grat.

Über den noch breiten Grat erreichten wir den Stand am Messer. Der Einstieg beginnt Rund 10 Meter südseitig an der Wand entlang vom Messer. In den ersten Metern vom Einstieg war die Griffsuche noch aufwändig, die Wand erklettert man im engen zickzack senkrecht hinauf bis zu einem ersten Stand auf dem Grat vom Messer. Da ich einen weiteren Stand am Ende vom Messer wahrnehmen konnte und die Strecke vom Einstieg noch keine gefühlten 15 Meter waren kletterte ich der Gratkante entlang weiter über das Messer (4c). Das Messer ist an der engsten Stelle nur gerade 20 cm Dick, bietet aber super Griffe und es kann an Bohrhacken in angenehmen Abständen gesichert werden. Oben am Stand angekommen sollte meine Seilpartnerin nachsteigen. Da die Kletterpause zu gross war, fehlten die Kräfte um den bauchigen Einstieg zu überklettern und wir entschieden gemeinsam, die Kletterroute abzubrechen. Da von unserem 60 Meter Seil noch viele Seilmeter ungebraucht waren, Stieg ich vom Stand über dem Messer noch die zwei Meter weiter hinauf, wo der Grat anschliessend über mehrere Meter flach weiter geht. Nur Rund 4 Meter nach dem provisorischen Stand mit dem blauen Seil und einem Bohrhacken findet man den offiziellen Stand mit zwei soliden Ringen. Grundsätzlich fehlte uns also nur noch die eine Seillänge mit der Schlüsselstelle (5a) welche zum Gipfel führt. Da ich das Messer vollständig klettern durfte war dies für mich ein grosses Highlight der Tour und eine Umkehr so kurz vor dem Gipfel absolut kein Problem. Nachdem ich am offiziellen Stand das Seil umgefedelt hatte kletterte ich dem Messer entlang zum mittleren Stand zurück. Für ein direktes Abseilen hätte das Seil nicht gereicht und ich wäre wenn dann irgendwo in ungemütlichem Terrain gelandet. Das Absteigen entlang vom Messer war angenehm, da ich mein Klettergurt mit einem Karabiner am Bremsseil eingehängt hatte - So hätte ich bei einem möglichen Sturz keine Pendelwirkung gehabt. Vom mittleren Stand konnte ich sodann effizient zum Einstieg hinunter abseilen. Der Rückzug bis zum Einstieg der ersten Seillänge gelang uns sehr gut (Auch die Einstiegsseillänge kann bestens abgeseilt werden). 

Nachdem wir entschieden haben die Tour über die Abseilpiste weiter zu führen und nicht über den Schlittchuechen abzusteigen, prüfte ich eine mögliche Traversierung über das Felstrasse. Über das Felstrasse am Einstieg der ersten Seillänge gelangten wir nun also entlang vom riesigen Felsriff vom Lauchernstock zum Aufstiegsgelände der Winterroute. Die Traverse ist nicht ganz ohne und verläuft zum Teil im brüchigen T4+ Gelände.

Im Aufstiegsgelände Richtung Gipfel suchte ich nach der ersten Rampe ca. 20 Minuten lang nach der grossen Höhle über welche wir abseilen wollten. Im Karstgelände ist dies von unten her kommend eine grosse Challenge. Wenn man vom Gipfel entlang vom Grat absteigt, so läuft man automatisch am Höhleneingang vorbei. Erst als ich dem Grat entlang Richtung Gipfel kraxelte entdeckte ich schlussendlich nach einer ersten Höhle den zweiten riesigen, senkrechten Höhleneingang. Da ich solange meine Seilpartnerin unten auf der Fläche pausieren lies navigierte ich sie im Aufstieg zum Höhleneingang über eine direkte Zustiegsvariante. Meine Seilpartnerin hat auf den letzten Metern zum Höhleneingang noch eine versteinerte Muschel entdeckt, was mich sehr freute - es war für mich die erste in freier Natur. Der Abseilstand ist am Höhlenrand mit einem Steinmännchen markiert. Mit 2 x 25 Metern abseilen erreicht man den steilen Höhlenboden, auf welchem man Höhlen abwärts über loses Geröll den Ausgang erreicht. Im Durchgang entdeckten wir auf der Ostseite in der Höhle einen gewaltigen Raum mit einer Art Säule an der Wand.

Rund 10 Meter ostseitig neben der Höhle (Noch vor dem Biwak) fanden wir an der Felswand eine blaue Markierung welche nach unten zeigt. Schwachen Trittspuren entlang erreichten wir in der Hälfte der Wiese im Abstieg zur unteren Felswand einen ersten Stand, von welchem die Abseilpiste beginnt. Die Abseilstände sind in gutem Zustand. Die Abseilstände sind mit leichter Tendenz von jeweils etwa 2-4 Metern nach Richtung Westen versetzt. Mit unserem 60 Meter Seil hatten wir dann jeweils auch immer genügend Seil bis zum nächsten Stand. Auf der Topo sind 7x25m eingezeichnet, wir haben es auf 8x25 + 1x29m geschafft. Beim 29 Meter Abstand habe ich gemäss Seilpartnerin einen Stand verpasst was nicht weiter schlimm war, da ich in der Senkrechten Wand gut einschätzen konnte ob das Seil über den Stand hinaus reicht. Dasselbe passierte mir auch bei einem Abseilstand, welcher hinter einem Stein "versteckt" ist, dort musste ich Rund 10 Meter seitlich einen Selbstaufstieg machen. Die letzte Herausforderung war der Abstieg vom untersten Grasband. Über ein abschüssiges, gestuftes Schrofengelände erreichten wir schlussendlich das sichere Weideland der Schafe. Der Weg bis zum Rigidalstafel wurde von der einsetzenden Dämmerung begleitet. Wir waren riesig Froh auf die deponierten Bikes, mit welchen wir anschliessend eine rasante Fahrt nach Engelberg hinunter geniessen konnten.
 
Diese tolle Rundtour war das Highight der bisherigen Saison.

Tourengänger: ᴅinu


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Kommentare (2)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2023 um 10:40
Glückwunsch zu dieser richtig interessant aussehenden Tour und danke für die tollen Bilder !!

Felix hat gesagt:
Gesendet am 13. November 2023 um 21:57
so was von wild


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