Expedition auf die Wollbachspitze (3209 m)


Publiziert von Uli_CH , 12. August 2023 um 22:14.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:10 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   I 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1980 m
Abstieg: 1980 m
Strecke:ca. 14.8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Am Ortsausgang von St. Jakob im Ahrntal nach links Richtung "Am Bühel" abbiegen und den Wegweisern "Parkplatz Wollbachalm" folgen.
Kartennummer:Tabacco 035, Ahrntal - Rieserferner Gruppe (1:25'000); KOMPASS-App mit Offline-Wanderkarte

Nach der gestrigen, kürzeren Tour wollte ich heute wieder etwas Längeres in Angriff nehmen. Am Alpenhauptkamm lud mich daher die Wollbachspitze zur Besteigung ein. Allerdings sind die höheren Bergspitzen aufgrund der zahlreichen Regenfälle überzuckert.

Ich nehme den Fahrweg, der hinter dem Fahrverbotsschild weiter zur Wollbachalm führt. In leichtem Auf und Ab folge ich diesem und erreiche nach einer halben Stunde die Wollbachalm. Zu meiner Überraschung ist hier auch die Wollbachspitze ausgeschildert und ich folge dem Weg Nr. 1 taleinwärts.

Nach einer knappen Dreiviertelstunde erreiche ich die verfallene Innerhütte und folge weiterhin dem Wegweiser Wollbachspitze. Der Weg führt auf den grossen Arm des Wollbachs zu. Auf der anderen Talseite sehe ich einen Pfad, der talauswärts ansteigt, um augenscheinlich einen Felsriegel oberhalb im Anstieg zu umgehen. Prompt habe ich die Markierung verloren.

Hier kann es also nicht weitergehen. Ich kehre auf den markierten Weg zurück, der jetzt weiter taleinwärts ansteigt. Plötzlich stehe ich wieder ohne Markierung da. Ich habe genug vom Suchen und steige einen grasigen Rücken zum Sandrain an und erreiche diesen östlich eines markanten Einschnitts am Horizont. Ich gehe den Kessel noch etwas taleinwärts und mache dann eine kleine Pause.

Wie ich mich so umblicke, sehe ich Steinmandln und - ich mag es kaum glauben - auch wieder Markierungen. Ich folge den Spuren, überquere grobes Blockwerk, halte mich links von einem grossen Schneefeld und beginne auf einer Seitenmoräne anzusteigen. Diese führt bis fast zum Südwestgrat der Wollbachspitze hoch. Doch bis zum Grat am Wollbachjoch muss ich noch grobes Blockwerk queren. Es weht ein eisiger Wind.

Auf dem Grat wende ich mich Richtung Gipfel und übersteige auf grobem Blockwerk zwei Absätze, bevor ich an den Fuss des Gipfelaufbaus komme. Mittlerweile nimmt der Schnee Überhand. Ein Blockgrat leitet von meinem Standpunkt aus hoch, weiter rechts befindet sich die Flanke und noch weiter rechts ein weiterer Grat. Ich will zuerst in der Flanke ansteigen, aber es ist aufgrund des Schnees sehr rutschig und unterhalb der Flanke geht es in die Tiefe. Daher suche ich den Schutz des linken Grates und entdecke auch eine Markierung.

Über grobes Blockwerk und tiefen Schnee klettere ich den Grat hoch. Oberhalb der Flanke vereint er sich mit dem anderen Grat, auf dem ich Steinmännchen entdecke. Jetzt führt ein breiter Gipfelgrat eben bis zum höchsten Punkt der Wollbachspitze, dem Gipfelkreuz und zwei grossen Steinmännern. Es stürmt und ist schweinekalt. 5:45 Stunden habe ich für den Aufstieg benötigt. Ich trage mich kurz in das Gipfelbuch ein und mache mich wieder an den Abstieg.

Der Rückweg erfolgt, zumindest bis zum Fuss des Gipfelaufbaus auf den eigenen Spuren. Ich entdecke eine weitere Markierung. Über die beiden Absätze steige ich bis kurz vor das Joch ab und quere dann wieder über grobes Blockwerk zur Seitenmoräne, deren Einstieg ich vor allem dank meines GPS-Tracks wiederfinde. Während des Abstiegs geht vom Hollenzkopf ein Steinschlag nieder und hinterlässt einen breiten Schuttkegel.

Runter geht es jetzt schneller. Im Kar lässt ein Schneefeld meine vertikale Geschwindigkeit vorübergehend auf mehr als 1100 Hm / h ansteigen. Ich folge den Steinmännern und Markierungen bis an den Rand des Sandrains. Der weitere Wegverlauf wird mir aber nicht klar und wegen der mangelhaften Markierung ziehe ich es vor, über den Aufstiegsweg wieder abzusteigen und quere nach Osten.

Nachdem ich den Abhang zur Ruine der Innerhütte fast hinter mir habe, stosse ich wieder auf eine Markierung. Anscheinend müsste hier doch der Wollbach nach Westen gequert werden. Am anderen Ufer sehe ich allerdings weder Markierungen noch Steinmännchen.

Von der Innerhütte folge ich dem Wanderweg Nr. 1 Richtung Hühnerspielhütte, um das letzte Stück nicht auf dem Aufstiegsweg zurücklegen zu müssen. Der Pfad steigt zwischenzeitlich allerdings doch noch etwas an. Die Hühnerspielhütten liegen auf einer schönen Lichtung. Anschliessend geht es steil durch den Wald bergab. Ich quere eine Fahrstrasse und bin kurze Zeit darauf wieder am Parkplatz. Im Endeffekt habe ich für den Abstieg von der ehemaligen Innerhütte genauso lange gebraucht, wie für den Aufstieg dorthin. Für den gesamten Abstieg habe ich 4:20 Stunden gebraucht.


Ich bin stolz, den Gipfel erreicht zu haben. Von grobem Blockwerk habe ich jetzt allerdings für eine Weile genug.
 
Orientierung: Einfach auf den markierten und ausgeschilderten Wanderwegen, sonst mittel. Teilweise alte Wegmarkierungen und Steinmännchen ab der ehemaligen Innerhütte.

Ausrüstung: Alpinwanderausrüstung, inkl. fester Bergschuhe mit rutschfesten Sohlen, Teleskopstöcke, ev. Grödel und Helm

Führer:
  • Maurizio Marchel, Einsame Gipfel in Südtirol, Band 2, 2013, Tour 33
  • Hanspaul Menara, Die schönsten 3000er in Südtirol, 3. Auflage 2014, Tour 51

(Dies ist ein Tourenbericht. Es handelt sich daher um meine persönlichen Gehzeiten und meine subjektive Einschätzung der Schwierigkeit ohne Anspruch auf Objektivität. Jeder, der diesen Tourenbericht als Basis für eine eigene Unternehmung verwendet, ist persönlich für seine eigene Sicherheit und diejenige allfälliger Schutzbefohlener verantwortlich.)

Tourengänger: Uli_CH


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Kommentare (2)


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andog hat gesagt: Danke
Gesendet am 22. August 2023 um 10:49
Danke für die ausführliche Beschreibung und den Track! Wir waren am 18. August dann bei besten Bedingungen in 3:50 oben und konnten uns auf kleinere Versteiger beschränken.

Der Wind am Gipfel war zwar trotzdem kühl, aber die Aussicht vom "Bankl" sonnig und angenehm.

Uli_CH hat gesagt: RE:Danke
Gesendet am 22. August 2023 um 11:54
Vielen Dank für dein Feedback!

Es ist immer schön zu sehen, wenn ein Bericht nicht nur der eigenen Erinnerung als Tagebuch dient, sondern wenn auch jemand anderes konkret davon profitiert.

Herzliche Grüsse aus dem bullig heissen Zürich
Uli


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