Speiker 3052m - Nur für Individualisten


Publiziert von georgb , 11. September 2020 um 20:02.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 8 September 2020
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Ahrntal-St. Jakob-Ebnerhof
Kartennummer:tabacco Ahrntal

Wenn von "Geheimtipps" und einsamen Gipfeln die Rede ist, hört und liest man gelegentlich vom Speiker. Ein abgelegener, unbekannter 3000er, nur ein paar Individualisten kennen ihn aus eigener Befahrung. Es gibt sogar eine Beschreibung in meinem "geheimen" Führer über die Ahrntaler Berge auf Italienisch.
Warum hat es der Geheimtipp nicht zur Modetour geschafft? Das werde ich heute selber eruieren und folge den Anweisungen. Zunächst steige ich an der bewirtschafteten Hollenzalm vorbei und bestelle innerlich schonmal den Kaiserschmarrn vor. Auf Höhe der überdimensionalen Lawinenschutzwälle verlasse ich die Markierung zum Hörndlejoch und suche mir eine Linie Richtung Hollenzkopf und Speiker. Wie in meinem Führer angedeutet, wird es bald sehr mühsam, denn es gilt ein gewaltiges, steiles Schotterfeld zu bearbeiten, bevor man überhaupt in die Nähe des Gipfels kommt.
Es beginnt mit grasdurchsetzten Steinhängen, danach folgt ein steindurchsetzter Wiesenhang und zum Abschluss ein gerölldurchsetzter Schotterhang, kein Genussgelände, ohne Begehungsspuren oder Markierungen. Nach annähernd 800 Höhenmetern Schwerarbeit lande ich schon einigermaßen angestrengt auf einer breiten Scharte und erkenne, dass der Gipfel noch ein gutes Stück entfernt liegt.
Endlich handfestes Gelände, ein teilweise ausgesetzter Granitgrat mit Stellen II+, auch das taugt nicht zur Modetour, nur Individualisten werden hier ihre Freude haben. Mir gefällt der Grat, ich weiche mal in die eine, mal in die andere Seite aus, umgehe einen Felskopf und stehe nach 5 Stunden endlich am Gipfelkreuz. Laut Gipfelbuch bin ich 2020 der dritte Besucher, ein sehr individueller Gipfel.
Fast schmerzt die Einsamkeit, keine Spur von Lebewesen, nur ein Adlerpärchen segelt in der Ferne vorbei, ich sehne mich nach Gesellschaft. Also zurück über den Grat, den Gendarm umgehe ich im Abstieg auf der einfacheren Ostseite und in der Scharte vor der Rotwand mache ich mich bereit für die "Abfahrt" ins Hollenztal. Ich stakse unbeholfen abwärts, jeder Tritt will hier geprüft sein, ich komme nicht ins "Rollen" und es dauert Ewigkeiten bis ich in Reichweite des Kaiserschmarrens bin.
Mit dem letzten Sonnenstrahl erreiche ich die Terrasse an der Hollenzalm, Elisabeth ist schon beim Aufräumen. Sie nimmt sich die Zeit und selbst im Schatten schmeckt mir der Schmarrn ausgesprochen gut. Ich habe Gefallen am Hollenztal gefunden und hüpfe fröhlich zurück zum Parkplatz. Endlich flutscht die Abfahrt, kein Geröll und keine Wackelsteine, in rasender Geschwindigkeit verpasse ich den Abzweig und stehe am Unterberger Hof. Ich steige wieder 100 Höhenmeter zurück zum Parkplatz, es lebe die Individualität.

Tourengänger: georgb


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