Mottone 2371m von der Cap. Cava - Abstieg über Negressima nach Biasca


Publiziert von rhenus , 31. Juli 2023 um 15:22.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:29 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Gruppo Torrone Alto   CH-TI 
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 2100 m

Am letzten Tag unserer Tour in der Region um den Pizzo di Claro gings von der Cap. Cava UTOE auf den nahen Mottone 2371m. Dann folgte der spektakuläre Abstieg über alle Vegetationsstufen via Spiancri und Negressima nach Biasca. Die Steilflanke unterhalb von Negressima nach Biasca wird durch einen steilen und kühnen Fussweg auf Felsbändern und Felstreppen bewältigt. Für Erfrischung sorgte bei zunehmender Hitze der Ri della Froda bzw. der Wasserfall "Cascata di Santa Petronilla" , den ich vom Bahnhof in Biasca schon öfters bestaunt habe. 

Nach der Übernachtung in der Cap. Cava stiegen wir über den Wanderweg hinauf zur Forcarella del Lago. Während Bergseeschwimmer U. direkt zum Lagh 2089m abstieg, besuchte ich noch kurz den Mottone über dessen Südostgrat (T3 - T4, Stellen II). Am Lagh trafen wir wieder zusammen und stiegen über den sehr gut ausgeschilderten und vor Kurzem perfekt ausgemähten Weg zum schönen Aussichtspunkt Spiancri hoch über der Riviera. Mehrheitlich im angenehm kühlen Lärchenwald stiegen wir weiter über die bewirtschaftete "Alpe di Tonsgia" zur aufgelassenen Alp "La Negressima". Es ist leider zu vermuten, dass die dortigen offenen und nicht mehr genutzten Weideflächen wie fast überall im Kt. Tessin zunehmend verbuschen und vom Wald eingenommen werden, mit entsprechenden negativen Auswirkungen auf Pflanzen und Tiere, die auf Trockenwiesen angewiesen sind. Die kleinen, steilen und verlassenen Tessiner Alpen erinnern mich aber auch jedesmal an die drückende Armut des Tessins im 19. JH, als viele Tessiner zur Emigration gezwungen waren. Der 1970 erschienene, epochale Roman von Plinio Martini (1923 - 1979) "Il fondo del sacco" (deutsch: "Nicht Anfang und nicht Ende") thematisierte einerseits das verschüttete Traumata der Emigration und verdeutlichte andrerseits, dass durch die rabiate Industrialisierung und Modernisierung des Südkantons das ursprüngliche rurale Leben bereits zur fernen, folkloristischen Erinnerung sentimentalisiert worden ist.   

Unterhalb von Negressima folgte der spektakuläre Abstieg über Felsstufen und Felsbänder mit beeindruckenden Tiefblicken ins Tal. Der Weg ist bestens unterhalten und alle heiklen Passagen wurden mit Stahlseilen versehen (T3). Bei Cantoi zweigt ein Weglein zu einem Becken der "Cascata" ab, dem U. nicht widerstehen konnte, während mir ein Fussbad genügte. Wenig oberhalb der Kapelle Sta. Petronilla machten wir einen weiteren Halt, denn hier berührt das Weglein die wunderschön ausgeschliffenen Felsen des Ri della Froda. Paradiesisch, das klare Wasser in den übereinander gestaffelten Strudelbecken im harten Gneis! Bei der Bogenbrücke und in den Wasserbecken von Sta. Petronilla 388m trafen wir im Abstieg nach Biasca auf weitere Bade-Touristen. Als U. in Biasca den Zug in Richtung des St. Gotthard bestieg, fing es gerade an zu regnen. Trotz 2100 hm Abstieg spürte ich erstaunlich wenig in Muskeln und Knochen, als ich mit dem Postauto via San Bernardino nach Hause ins nasse und trübe "Heidiland" zurückfuhr.

Der von uns gewählte Abstieg ins Tal nach Biasca war ein sehr schöner Abschluss unserer 4-tägigen Bergwanderung rund um die in der Deutschschweiz wenig bekannte Region des Pizzo di Claro.



Tourengänger: rhenus


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