Graunock 2960m - Unterwegs mit Schwarznasen


Publiziert von georgb , 31. Juli 2023 um 10:31.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:29 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m

Schonmal vom Graunock in Knutten gehört? Selbst Insidern ist er unbekannt, die Einzigen, die ihn kennen und regelmäßig besuchen, sind Walliser Schwarznasenschafe. Aber wer genau recherchiert, findet auch eine Wegbeschreibung und am Gipfel steht sogar ein Kreuz, Überraschung!
Zunächst ahne ich weder vom Kreuz noch von den Schwarznasen etwas und steige frühmorgens zum Klammljoch. Zu Fuß ist hier niemand unterwegs, dafür jede Menge Autos. Zulieferer, Almbauern und Jäger fahren im Fünfminutentakt an mir vorbei.
Am Grenzübergang zweige ich rechts ab und werde heute für lange Zeit keinen Menschen mehr sehen, nichtmal zu Fuß ;-) Ich folge den Grenzsteinen zum "Am Hengst" und bald darauf kreuzen die ersten Walliser meinen Weg. Ein steiler, felsdurchsetzter Wiesenhang führt mich auf den Nordwestgrat und der wiederum zieht zum Gstötsch. Hier kommt der Graunock in Sicht und mit ihm auch zu meiner Überraschung ein Kreuz, schau an! 
Die Schwarznasenschafe scheinen hier regelmäßig zu verkehren, sie haben den Weiterweg zum Graunock deutlich "markiert". So deutlich, dass ich auf ihren Hinterlassenschaften im Gras ausrutsche, selbst die Felsen sind unheimlich glitschig. Ich brauche alle Aufmerksamkeit und schleiche mich sehr vorsichtig weiter. Jeder Tritt will auf Schafdreck geprüft und sorgfältig gesetzt werden, so macht die Kraxelei gleich viel weniger Spaß. Dabei wäre der Grat reinstes Vergnügen, etwas ausgesetzt, aber nie schwieriger als II, schade.
Auch den Gipfel haben sie vollgesch..., nur mit Mühe findet sich ein sauberer Sitzplatz. Ich habe eine Beschreibung für den Aufstieg zum Graunock von Süden dabei und versuche sie in Gegenrichtung zu deuten. Dort steht etwas von einem leichten Grat, aber beim Blick nach Süden sehe ich ausgesetzte Felsen, von Schafdreck besudelt, das kann ja heiter werden.
Ich steige im I/IIer Gelände sehr vorsichtig ab und suche nach einer einfachen Querung, wie im Führer beschrieben. Aus meiner Richtung ist davon nichts zu sehen, also steige ich lieber ostwärts ab und umgehe großzügig den Grat. Das kostet mich zwar viele Höhenmeter, aber Schafdreck liegt hier keiner mehr rum, nur noch Gamsdreck ;-)
Bald sehe ich die dazugehörige Herde und folge diesmal ihren "Spuren". In der Nähe des Skitourengipfels erreiche ich wieder die Grathöhe, hier setzt Entspannung ein, der Rest ist Wandergelände. Ich schaue auf die Uhr und die Wolken, verwerfe Alternativen und ziehe direkt von der Dreieckerscharte an den Napfenseen vorbei hinab ins Knuttental.
Es erwartet mich eine herrlich unberührte Landschaft, nur die Schwarznasen treiben auch hier ihr Unwesen. Die ganze Herde kommt mir zutraulich näher "Nein, ich habe nichts für euch, leider!" Auch wenn sie mir oben am Grat das Weiterkommen erschwert haben, gefallen sie mir doch sehr, die zottelig-sympathischen Urviecher. Ich reiße mich los und suche eine Linie hinab ins Knuttental. Die gleichnamige Hütte lasse ich schweren Herzens aus, aber hochpreisigen Touristenschnickschnack will ich nicht unterstützen.
So trabe ich mit leerem Magen, aber voller Eindrücke in Grau und in Schwarz zurück zum Parkplatz.

Tourengänger: georgb


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