Fleischbachspitze 3157m - Ein langer Anlauf oder Die Wiederauferstehung


Publiziert von georgb , 15. März 2022 um 16:51.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen
Tour Datum:13 März 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: I   A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m

Seit vielen Jahren lockt mich die Fleischbachspitze und das gleichnamige Kees. Über den Gletscher bin ich schon gezogen, auch von Süden habe ich mich schon angenähert, doch auf der Fleischbachspitze bin ich noch nicht gestanden. Auch heute schaut es zunächst nicht danach aus, ich fühle mich schwach und leicht grippig, an der Dreiecker Scharte blicke ich erschöpft auf das weite Kees und denke über Alternativen nach. Links von der Scharte zieht ein einfacher Hang Richtung Graunock, das traue ich mir heute gerade noch zu. Doch am südlichen Vorgipfel wird klar, dass der Graunock für mich nicht erreichbar ist, ein scharfer, verwächteter Grat steht im Weg.
Ich nippe fröstelnd an meinem Tee und denke nach, sollte ich vielleicht doch ein Stück übers Fleischbachkees wandern!? Eine alte Spur ist zu erkennen, das macht es einfach, also rutsche ich mit Fellen ab bis auf den Gletscher und schleiche mich Richtung Fleischbachjoch. Irgendwie erwachen wie durch ein Wunder meine angeschlagenen Lebensgeister. Nach dem langen Haatscher über das faszinierende Kees habe ich immer noch genug Energie, um mir wenigstens den Aufstieg anzuschauen.
Ich nehme noch einen Schluck von meinem wunderwirkenden Yogitee und quere unter den Südhängen der Fleischbachspitze weiter bis kurz vor den Südostgrat. Hier zieht eine einladende Schneezunge aufwärts, ich sammle meine Kräfte und spitze bis unter den felsigen Gipfelkamm. Jetzt kann mich nichts mehr aufhalten, mit den kühlen Temperaturen sollten die Verhältnisse stabil bleiben, ich habe alle Zeit der Welt.
Ich schnalle die Ski ab und steige gemächlich über Schrofen und Felsen weiter. Der Hang ist gutmütig, mit ein paar leichten Einserstellen, nur kurz vor dem Gipfel braucht es auf einem harten Schneefeld die Steigeisen und dann stehe ich tatsächlich auf der Fleischbachspitze.
Ein Hochgefühl, unter mir leuchtet das Fleischbachkees und der Blick reicht weit ins Land, was so ein Yogitee bewirken kann ;-) Ich kann es selbst kaum fassen, vor wenigen Stunden noch halb krank, fühle ich mich wie auferstanden. Doch der lange Anlauf hat natürlich auch einen langen Rückweg zur Folge und es bleibt noch ein gutes Stück Arbeit.
Sehr vorsichtig steige ich im Mixedgelände mit den Steigeisen ab und kurz vorm Skidepot wechsle ich auf normalen Fußbetrieb, bevor ich wieder  anschnallen kann. Der Steilhang lässt sich gut befahren und auch die flache Querung zurück zum Fleischbachkees gelingt mit ein paar Trippelschritten Gegenanstieg recht ordentlich, ab hier ist es nur noch eine Frage der Geduld.
Der Tag ist mein Freund, durch die Kälte bleibt der Schnee hart und trägt mich weit im Abfahrtsmodus über den Gletscher. Erst kurz unter der Dreieckerscharte felle ich für ein paar Höhenmeter auf und dann bin ich schon auf dem Heimweg. Ich werfe einen letzten dankbaren Blick über das Kees zur Fleischbachspitze und schwinge ab ins Knuttental.
Auch hier ist der Schnee überraschend gut, oft pistenartig abgefahren und teilweise sogar pulvrig, erstaunlich. Selbst die Rodelbahn meint es heute gut mit mir, bestens präpariert und hart trägt sie mich schwungvoll talwärts. Nach dem langen Anlauf stehe ich viel schneller als erwartet wieder am Parkplatz und freue mich auf die Badewanne.

Tourengänger: georgb


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