Höch Turm & Gross Chilchberg


Publiziert von ᴅinu , 20. Juli 2023 um 18:07.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:14 Juli 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Ortstockgruppe   CH-UR 
Zeitbedarf: 8:30
Aufstieg: 1346 m
Abstieg: 1346 m
Strecke:14 km

Unsere Tour führte uns heute über den Höch Turm zum Gross Chilchberg. Eine fantastische Überschreitung, welche schon mehrere Jahre auf unserer gemeinsamen Projektliste steht. Der Höch Turm wird oft auch als Matterhorn vom Muatathal genannt - kein Wunder - seine Form und die Geländebeschaffenheit kommt seinem Vorbild sehr nahe.

Nach einer gemütlichen Fahrt mit der Glattalp-Seilbahn erreichen wir die Glattalp und marschieren sofort los. Im langgezogenen Glattalp Tal kommen wir bald schon am Glattalpsee vorbei, wo sich im Rückblick der Schächentaler Windgällen und seine Trabanten spiegeln. Erst nach dem Glattalpsee beginnt der Wanderweg anzusteigen - sanft und länger als erwartet schreitet man der Furggele entgegen. Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit lassen wir das dritte Gipfelziel Ortstock rechts liegen und montieren noch auf der Furggele unsere Kletterutensilien.

Der erste Felsaufschwung kann über diverse kleine Bänder mit viel Geröll im Zick-zack Kurs im ersten Schwierigkeitsgrad erkraxelt werden. Danach folgt eine flachere Grasschulter bis zum felsigen Einstieg. Die Seillänge vor der Schlüsselstelle klettern wir bereits mit Seil an Bohrhacken gesichert. Die Schlüsselstelle im Anschluss ist in einem 4c zu bewältigen, die Tourenschuhe blieben deswegen an den Füssen. Zuerst hangelt man entlang von einem Riss rund 10 Meter hinüber, von wo man zwei Meter relativ einfach auf ein kleines Bödeli abklettern kann. Der Tiefblick ist in dieser Etappe grandios, die Felsen klaffen rund 100 Meter senkrecht hinunter. Vom Bödeli klettert man entlang einer Verschneidung etwas schwieriger zum nächsten Stand hinauf. Diese Schlüsselstelle ist sehr gut mit Bohrhacken ausgestattet.

Nach dem Stand geht es im übersichtlichen Schrofengelände rund 10 Höhenmeter hinauf auf das einzige Felsband, der Einstieg ins Felsband ist absolut logisch und man muss den Weg nicht suchen. Auch hier wartet ein Stand zum sichern. Über das zum Teil breite Felsband erreicht man nach Rund hundert Metern offeneres Gelände, welches zum Gipfel hin mit möglichen Aufstiegen verführt. Leider fanden wir weder Steinmänner noch Markierungen oder Kletterinfrastruktur am Berg. Da der Schwierigkeitsgrad den 3. Grad nicht überschritten hatte, kletterten wir in verschiedenen Rinne zum Südgrat hinauf, wo wir einen Repschnur-Stand entdeckten. Beinahe der einzige Hinweis auf eine Kletterroute in der oberen Etappe unserer Kletterroute. Das Gelände im oberen Teil entspricht dem Gelände am Matterhorn. Viel Geröll und viele Möglichkeiten zum Aufsteigen. Wählt man den falschen Weg steht man plötzlich in steilem und brüchigen Gelände. Am besten bleibt man am Grat, wenn man ihn erreicht hat. So kletterten wir auf dem einfachen Südgrat im 2. Schwierigkeitsgrad Richtung Gipfel. Erst kurz vor dem Gipfelkreuz entdeckten wir noch einen Bohrhacken, der einzige Bohrhacken in der Etappe zwischen Felsband und Gipfel. Das Gelände ist im oberen Teil in unserer Aufstiegsroute so einfach, dass vermutlich viele ohne Seil klettern. Mit Seil lösten wir mit dem Seil viel Steinschlag aus. Während wir gegen den Gipfel stiegen schwebte nur 20 Meter neben uns ein Steinadler vorbei. 

Auf dem Gipfel trafen wir auf ein Pärchen welches über den Normalaufstieg auf den Gipfel kam. Diesen nutzten wir nach einer Mittagspause dann auch für unseren Abstieg. Das Pärchen stieg interessanterweise parallel zum Westgrat in der Nordflanke ab, während wir aufgrund möglichem Steinschlag leicht verzögert auf dem ausgesetzten Westgrat abgestiegen sind. Nach dem Aufstieg über Kletterroute erschien uns der Westgrat um vieles einfacher als erwartet, die Kraxelpassagen auf dem Grat halten sich in Grenzen und der Grat ist oft breiter als einen Meter.

Kurz vor dem Kontakt mit einem der Abstiegsrampen entdeckten wir einen Stand, von welchem wir über eine Steilstufe zur Rampe hinunter abseilen konnten. Im Einstieg der Rampe entdeckten wir noch einen weiteren Stand, an welchem wir ein zweites Mal komfortabel abseilen konnten. Mit dem 50 Meter Seil gelang uns ein sehr komfortabler Abstieg im untersten Teil vom Höch Turm. Im Rückblick wäre hingegen ein Abseilmanöver über die Aufstiegsroute wohl kaum möglich und sinnvoll.

Am Fusse der Felswand angekommen wanderten wir gemütlich über den Verbindungsgrat zum östlichen Chilchberg. Jeder Rückblick zum Höch Turm war ein Augenschmaus. Erst im Abstieg vom östlichen Chilchberg in den Sattel hinunter (wo wir dann später auch ganz abgestiegen sind) wurde das Gelände schwieriger. Im Sattel deponierten wir das schwere Gepäck um noch kurz den Gross Chilchberg zu besuchen. Der Auf- sowie Abstieg erfolgt in brüchigem und ausgesetzten Gelände. Es braucht daher volle Konzentration und die richtige Routenwahl. vom Gipfel des Gross Chilchberg wird man dafür von einem tollen Panorama belohnt.

Zurück beim Sattel stiegen wir über den chälenartigen Geröllhang hinunter. Zuerst gestuft und steil konnten wir später im flacher werdenden Gelände über das Geröll hinab sliden. Zurück auf den grünen Wiesen folgte eine weglose Strecke zum Wanderweg hinunter, von wo wir zum Berggasthaus Glattalp gelangten, wo wir dann auch unseren Durst löschten. Wie gewohnt erwartete uns später an der Bergstation eine Schaar von wartenden Seilbahnpassagieren, aufgrund dessen wir rund eine Stunde auf unsere Rückfahrt warten mussten (Es fährt nur eine Kabine welche 8 Personen transportieren kann und die Kabine ist lange unterwegs). Die Wartezeit lässt sich bei der Bergstation aufgrund der Anzahl Personen und der Fahrzeit gut vorausberechnen ;-) 

Tourengänger: ᴅinu


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Kommentare (4)


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Andy84 hat gesagt: Wow
Gesendet am 20. Juli 2023 um 18:51
Hey Dinu,
Echt eine Geile Tour, genau mein Geschmack!
Danke für den tollen Bericht, Klasse sachlich und informativ geschrieben und eine gute Bilderfolge, welche die Tour bestens wiedergeben.
VG Andy


Michea82 hat gesagt:
Gesendet am 20. Juli 2023 um 19:43
Molto bello. Ambiente, descrizione e fotografie. Bravi.

ᴅinu hat gesagt:
Gesendet am 21. Juli 2023 um 21:57
Vielen Dank für das positive Feedback.
Grüessli Dinu

3614adrian hat gesagt:
Gesendet am 13. August 2023 um 15:24
Dem kann ich mich nur anschliessen. Danke!
Und nach über 15 Jahren hat es endlich geklappt mit dem Höch Turm, der Hangeltraverse und der Chilchbergüberschreitung.


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