Klettersteig am Piz Trovat

Zwecks Amortisation des vor wenigen Jahren erworbenen Klettersteigsets möchte ich jährlich mindestens eine "Via ferrata" unternehmen. In Pontresina stehen 3 Klettersteige zur Auswahl: "La Resgia" sowie "Languard" und der "Piz Trovat". Angesichts der grossartigen Kulisse auf der Diavolezza war der Entscheid zugunsten des Piz Trovat I (leichtere Variante) rasch gefällt. 

Bei der Talstation der Diavolezzabahn verabschiedete ich mich von H. und B., welche sich auf die wunderschöne Blüemlitour ins Val Minor aufmachten. Mit der Gondelbahn (kostenlose Benutzung ab 2 Logiernächten) erreichte ich bequem das Berghaus auf der Diavolezza. Obwohl ich schon mehrfach hier oben weilte und auch übernachtete, genoss ich bei spannender Bewölkung einmal mehr die überwältigende Kulisse mit dem hier dominanten, dreigipfligen Palü. Die Bernina war in Wolken verhüllt, als ich als Erster an diesem Dienstag den gut markierten, blauweissen Pfad über Blockschutt zum Einstieg des Klettersteigs am Piz Trovat auf 2846m antrat. Nach einer kurzen Passage folgte die erste, fast senkrechte Stahlleiter und entlang vielen massiven Eisentritten und Stahlkabeln gewann ich über dem Persgletscher rasch an Höhe, bis ich das Cambrena-Band erreichte, wo sich der Klettersteig in die beiden Varianten Piz Trovat I (max. K2 bis K3) und Piz Trovat II (max. K5 bis K6) gabelt.

Da ich wenig Lust verspürte, mich am schwierigeren Steig Piz Trovat II hoch zu hangeln, ging ich beim "Verkehrsschild" T1/T2 zur Sitzbank oberhalb der Seilbrücke. Nach einem Schluck aus der Thermosflasche überquerte ich auf dem komfortablen, etwa 8m langen Brücklein mit Bretterbelag den dortigen tiefen Felsspalt und stieg dann auf vielen Eisentritten die fast senkrechte Felswand hinauf. Vorbei am Calanda-Zapfhahnen gings an viel Fe (Ferrum) abwechslungsreich weiter aufwärts. Dann legte sich der Fels zurück und bald stand ich auf dem Gipfel des Trovat, der den Blick auf den nahen Piz Cambrena freigab. Da vom Berninapass her immer wieder hartnäckiger Nebel und Wolken um die Diavolezza waberten, stieg ich nach einer Viertelstunde über die ruppige und schneefreie Nordostflanke wieder ab um sicher nicht im Nebel herum zu irren. Ich entschied mich entlang der rechten Gratkante (markiert mit einigen Steinmannli) abzusteigen, erreichte bald ein nicht markiertes Weglein und von dort den Sattel zum Sass Queder. Nach einem kurzen Abstecher zum vernebelten Sass Queder ging ich auf die sonnigere Seite in Richtung des Persgletschers, wo ich mein Sandwich verzehrte. Dann mischte ich mich unter die zahlreichen Touristen auf der herrlichen Diavolezza-Terrasse und genoss bei einem Affocato das zunehmend schönere Wetter und die grandiose Aussicht, an der man sich gar nicht satt sehen kann.

Der  Klettersteig Piz Trovat I ist perfekt ausgerüstet und landschaftlich sehr schön. Er eignet sich infolge des mässigen Schwierigkeitsgrads und der kurzen Aufstiegszeit (ca. 1.5 Std) auch für Familien und grössere Kinder. Der Zustieg ab der Diavolezza-Terrasse ist sehr gut gekennzeichnet. Der Abstieg ist dürftig markiert und könnte bei dichtem Nebel schwierig zu finden sein.