Cap. Piansecco - Rotondohütte via Hüendersattel und -stock 2889 m


Publiziert von basodino , 28. Juni 2023 um 13:26.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:25 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-UR   Gruppo Pizzo Rotondo 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1180 m
Abstieg: 595 m
Strecke:11,6 km
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Piansecco SAC 1982 m, komfortable Berghütte mit Halbpension, Mehrbettzimmer mit Stockbetten, Rotondohütte SAC 2573 m, klassische Berghütte mit Halbpension, Matratzenlager

Nach dem Chüebodenhorn gestern, stand heute eine Streckenwanderung zur nächsten Hütte an, der Rotondohütte. Wobei ich hier nicht die rot markierte Normalroute (via Passo di Cavanna) nehmen wollte, sondern eine Abkürzung ausgemacht hatte:

Zunächst ging es aber den 4-Quellen-Weg rückwärts dem Val Bedretto talauswärts entlang auf bequemem Trassee. Dabei steigt man zunächst 50 Höhenmeter ab, quert dann flach weiter und gewinnt allmählich ca. 120 Höhenmeter, bevor es nach der Umgehung einer Abbruchstelle nochmals 90 Höhenmeter hinab geht. Man überquert gleich mehrere Bäche, die sich hier sehr fotogen ins Tal schmeissen. Bald erreicht man die Alpe Pesciora (Wegweiser). Allerdings sind die bis hier angegebenen 45 Minuten Gehzeit wohl eher für Mountain Runner angegeben, denn ohne Hast oder Bummelei brauchte ich doch deutlich länger. T2., 1 h 25 min

Der Weg steigt unmerklich an und wird breiter, bis man zu einer breiten Steinbrücke kommt (20 min), die einen weiteren Bach überquert. Nach der Brücke bog ich links ab und nahm weglos einen flachen Hang voller Alpenrosen und anderem niedrigen Buschwerk in Angriff. Allerdings erleichtern Tierspuren das Wandern sehr. Auf Spuren von Kühen, wie ich vermute, kann man sich Weg-ähnlich leicht seine Route suchen. Einen ersten deutlicheren Aufschwung umgeht man besser rechts (links befindet sich eine kleine Geröllhalde) und erreicht mit nur sehr geringem Höhenverlust den Lago Bacio. 
Nach dem See fand ich tatsächlich ein paar Steinmänner, wenngleich man diese als Orientierung nicht wirklich braucht. Über einen Rücken hinter dem ersten See, dann leicht links aufwärts querend über einfache Geländewellen und entweder rechts oder links des Hauptbaches bis zum Lago di Sabbioni, der in einer malerischen Hochebene liegt. T2, 1 h 25 min (1 h 05 ab dem Hauptweg)

Nun ging ich links des Sees weiter und folgte flach und mit Wegspuren dem Bach, der ganz hinten aus einer Geröllhalde zu kommen scheint. Ab hier muss man sich seinen Weg suchen. Zur Auswahl steht eine anfänglich sehr angenehme Geröllhalde links, die ich gewählt habe, um weiter oben (nahe der ersten Felsen) über steile Wiesen nach rechts zu einer Rippe aufwärts zu queren. Ich vermutete dort oben evtl. einen Ziegenweg, wurde da aber enttäuscht. Insofern ist das wahrscheinlich nicht der einfachste Weg (T4). Oder man nutzt gleich den ganzen Rasenhang, die angesprochene Rippe schon früher oder die grobe Blockhalde weiter rechts. 
Auf der Rippe fand ich dann Spuren, die vermutlich von Ziegen oder Schafen stammen. Ich folgte diesen für wenige Minuten bis ich flach nach rechts kaum absteigend in die grobe Blockhalde steigen konnte, die hier flach ist. Diese kann anfangs sehr angenehm durchschritten werden, denn oft bilden die groben Blöcke flache Platten, die beinahe ideal geschichtet sind. Wenn die Halde wieder ansteigt, habe mich leicht rechts orientiert, und dort meist gut gängiges Gelände gefunden, auch wenn das Geröll feiner oder weniger geschickt begehbar ist. Über mir konnte ich einen Felsen ausmachen, zu dem ich rechts der Falllinie über Geröll und Wiesen aufstieg, selbigen von rechts nach links unterquerte und jenseits eine Entscheidung treffen musste. Der leichtere Weg wäre nun eine Traverse nach links, um die minimale Hangneigung zum Hüendersattel auszunutzen. In einem Links-Rechts-Bogen kann man hier sicherlich einfacher aufsteigen (vermutlich T4), als ich es dann tat. Allerdings kommt man auch durch brüchiges Gelände (vor allem zu Beginn). 
Ich machte links des Felsen ein, zwei kleine Kehren im brüchigen, feinen Geröll und erreichte eine grasige Rippe über dem Felsen. Das Gelände ist hier sehr steil, aber gut gestuft. Wahrscheinlich waren hier auch Tiere die Wegbereiter. Durch das steile Gras stieg ich zu den ersten Felsen auf. Durch selbige kann man dann gut gestuft und mit ein paar kleinen Kraxeleien zum Sattel aufsteigen, den man wenig links des Abzweiges (Schild) zu den Hühnerstöcken erreicht. Nach dem eher heiklen Gelände steht man auf einer Plattenstrecke, die einen zum Staunen bringt, denn hier ist es breit und flach wie auf einer Autobahn. T5-, I, 1 h 40 min

Wäre ich hier auf der markierten Route zur Rotondohütte abgestiegen, wäre ich wohl in weiteren 1 h 30 min oder gesamt 6 h an der Hütte gewesen. Aber obwohl es noch vergleichsweise viel Schnee hatte, stieg ich weiter dem Grat entlang zum Hüenderstock. In den Felsen finden sich viele treppenähnliche Anlagen und eine insgesamt wahrscheinlich eher leichte, rot markierte Route. Diese war allerdings immer wieder durch kleine Firn- und Schneefelder unterbrochen. Einige von diesen konnte man gut durchqueren, andere waren so weich und so vom felsigen Untergrund beeinflusst, dass ich immer wieder einbrach. Insofern wurde es jetzt zeitweilig etwas mühsam. Dafür wird man belohnt, dass man durch ein fantastische Landschaft kommt. Immer wieder kommt man unmittelbar an schroffen Felsen und spitzen Nadeln vorbei, die schon ungewöhnlich sind. Nahe P. 2807 machte ich meine Mittagspause. 
Der folgende Abschnitt hinab in eine Senke war dann der schwierigste, weil sich hier sehr viel unzuverlässiger Schnee fand und ich einmal oberschenkeltief einbrach. Man sollte bis zu einer Wiederholung vielleicht noch ein paar Tage warten. Schließlich verließ ich in der Senke die rot markierte Route und holte etwas rechts aus und stieg über ein gut gangbares, größeres Firnfeld auf den Hüenderstock. Ich erreichte den Sattel zwischen P. 2889 und 2883, wobei nur die letzten 5 Meter hinauf richtig steil waren. Nach einem kurzen Abstecher auf den links liegenden Gipfel (Steinmann), stieg ich über ein Schneefeld querend ab zu einem Wegweiser, der mir die Rotondohütte rechts abbiegend in einer 1 h 50 min offerierte. Etwas erschrocken über die Angabe, ließ ich dann die noch 45 Minuten zum Witenwasserstock Südgipfel (kontinentale Wasserscheide) weg, denn auch hier wären wieder viel, viel Schnee in Kombination mit Blockgeröll zu überschreiten gewesen, und allmählich wurde ich dann doch auch müde. T4, 1 h 30 min

Über schön geneigte Firnfelder ging es jetzt nach rechts hinab. Bald erreichte ich den Wanderweg, der extremst komfortabel in den hauptsächlich aus Geröll bestehenden Berg gelegt worden ist. Welche Mühe, das so anzulegen. Aber mir kam es entgegen. Auf 2640 m bewies mir ein Wiesel, warum es umgangssprachlich als flink bezeichnet wird, was ein nettes kleines Highlight war. Weiter unten kann man sich dann entscheiden, ob man links oder rechts um den Gletschersee geht. Jenseits geht es dann nochmals ein paar Meter über Moränengelände hinauf, bevor man dann in leichtem Auf und Ab zur beinahe gleich hoch gelegenen Rotondohütte hinüber geht. T3, 1 h 15 min

Tatsächlich war ich dann erheblich schneller an der Hütte, die eine wunderbare Sonnenterrasse mit Blick auf die Dreitausender des Gebietes hat. Ob ich mit dem Wissen den Abstecher zum Witenwasserenstock nicht doch gemacht hätte? Vielleicht. Aber letztlich war es auch so ein erlebnisreicher Tag, der mir sicher in Erinnerung bleiben wird. 

Die Hütte bildet dann einen ziemlichen Kontrast zur Cap. Piansecco. Wo die Piansecco neu und modern ist, scheint man sich bei der Rotondohütte etwas in der Zeit zurückversetzt. Gemessen am hochalpinen Ambiente ist es logisch, dass es Unterschiede gibt, wobei ich vor allem den fehlenden Zugang zu Trinkwasser als einen Mangel empfunden habe. Dafür wurde ich aber von der Hüttenwartin herzlich empfangen und in punkto Essen gab es auch keine Abstriche. Die Liegestühle auf der Sonnenterrasse mit herausragender Aussicht kamen mir dann sehr gelegen, auch in der Weise, dass ich noch nicht ganz genau wusste, was ich morgen am letzten Tag machen würde ....

Tourengänger: basodino


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Kommentare (3)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 29. Juni 2023 um 12:53
bei den treppenähnlichen Anlagen handelt es sich um ehemalige Militärwege.

basodino hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Juni 2023 um 18:30
ja, die aber in der Folge vom Hüenderstock hinab auch neu angelegt wurden, mit viel Aufwand und Idealismus.

kopfsalat hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Juni 2023 um 11:31
OK. Das dürfte wohl der neue Wanderweg sein.

Damals führte er noch nicht über den Hüenderstock, sondern unten durch den Blockschutt.


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