Chüebodenhorn 3070 m


Publiziert von basodino , 27. Juni 2023 um 18:23.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:24 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-VS   Gruppo Pizzo Rotondo 
Zeitbedarf: 2 Tage 8:00
Aufstieg: 1460 m
Abstieg: 1090 m
Strecke:9,2 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Zug bis Airolo, Postbus bis All'Aqua
Unterkunftmöglichkeiten:Capanna Piansecco SAC 1982 m, komfortable Berghütte mit Halbpension, Mehrbettzimmer mit Stockbetten

Vor unserem Sommerurlaub in den ersten zwei Juli-Wochen brauchte ich noch dringend etwas Akklimatisierung. Schon lange hatte ich einen Viertäger geplant und ich hatte Glück mit dem Wetter. Geplant war der Weg von All'Aqua (Bedretto) bis an den Furkapass mit einem zusätzlichen Gipfeltag.

Derzeit ist die Anreise von Stuttgart problematisch, da die Strecke Horb-Singen durch einen langen Schienenersatzverkehr geschädigt ist. Trotz aller Bemühungen der Deutschen Bahn, mir den Weg zu erschweren (Zugausfälle und Verspätungen), kam ich rechtzeitig um 14.30 Uhr in All'Aqua an. Ich hatte an dem Tag auch nicht mehr viel vor, denn es ging nur die 370 Höhenmeter zur Capanna Piansecco. Im Vergleich zu früheren Zeiten ist der Weg heute sehr wohltuend angelegt, breit und meist auch nicht steil. T2, 1 h 05 min

Ich kannte auch die beiden Vorgängerhütten und ich muss sagen, Fortschritt ist manchmal etwas Gutes. Die Hütte gehört mit zu den schönsten modernen Hütten und die Hüttencrew gibt sich alle Mühe, dass man sich wohl fühlt. Üppiges Raumangebot trifft gute Küche und positiv aufgestellte Mitarbeiter. Die Hütte am 4-Quellen-Weg ist auch beliebt bei reinen Streckenwanderern.

Am nächsten Morgen ging ich um 7.45 Uhr los. Wenige Meter oberhalb der Hütte teilen sich die beiden blauen Routen zum Passo Rotondo und Gerenpass. Der linke Weg gewinnt auf dem Weg zu einem rauschenden Wasserfall zunächst kaum an Höhe. Kurz vor besagtem Wasserfall biegt man rechts aufwärts ab und gewinnt Höhe. Man überquert den rauschenden Bach weiter oben und erreicht nach einer guten Stunde die Ruine einer ehemaligen Hütte. T2, 1 h 10 min

Dahinter geht es wenige Meter abwärts durch ein grobes Blockfeld, wo ich auch auf den ersten Schnee stieß. Es wird aber sehr schnell wieder flach und angenehm und geht ganz allmählich in den Hang hinein, der vom Gerenpass herab fällt. Die Route ist mit blauen Punkten markiert und ich muss davon ausgehen, dass später im Jahr eine durchgehende Spur vorhanden ist. In der frühen Sommersaison kann bzw. muss man mehrfach auf Firn ausweichen, was aber nicht unangenehm war. 
Im Mittelteil steilt es etwas auf und im Geröll fand sich eine gute Spur mit vielen sehr engen Kehren. Wenn es oben wieder abflacht, begann der Firn erneut, der denkbar angenehm bis in den Gerenpass hineinführte. T3, 1 h 10 min

Wenn man zum Chüebodenhorn möchte, biegt man vor dem Gerenpass besser rechts ab und erreicht einen Einschnitt weiter rechts oberhalb. Der direkte Weg vom Gerenpass hierher ist mühsam. Hier fand ich jenseits des Firns einige Steinmänner, die einen durch die weiten Geröllhänge des Chüebodenhorns leiten, zumindest wenn man sich von der tollen Aussicht nicht zu sehr ablenken lässt. Der Untergrund ist zunächst brüchig, wird aber bald grober und angenehmer. Im Moment liegen auch noch ein paar Schneefelder im Weg, die aber alle nicht so steil sind, als dass man sie nicht als Alternative erwägen kann.
Die Route der Steinmänner quert links aufwärts bis zu einer schwach ausgeprägten Rippe, die man weiter hinaufsteigt. Ca. 50 Höhenmeter unter dem Gipfel führen 2 Steinmänner noch in den Hang links der Rippe in Richtung auf den Nordwestgrat, wobei man den erst kurz vor dem Gipfel erreicht. Hier werden die Blöcke noch grober und ich benutzte meine Hände häufiger zum Abstützen (die Stöcke wurden mehr und mehr ineffektiv in diesem Gelände). In leichter und normalerweise vergnüglicher Kraxelei bis zum Gipfel. T4, I, 1 h 40 min

Sinn und Zweck der Übung war nicht nur die phänomenale Aussicht an einem in der frühen Saison einsamen Berg, sondern auch die Akklimatisierung, weshalb man die Zeitangaben entsprechend einordnen sollte. Ich denke, mit etwas Höhenanpassung wäre das auch 20-30 Minuten schneller gegangen.

Mit perfekter Aussicht gesegnet genoß ich mein Mittagsvesper auf dem Gipfel. Nach einer knappen Stunde ging es auf der gleichen Route wieder hinab, wobei ich im obersten Abschnitt kaum schneller war als im Aufstieg. Für die obersten 220 Höhenmeter benötigte ich eine glatte Stunde im Abstieg!!! Erst mit den einsetzenden Schneefelder ging es dann erheblich schneller. T4, I, 2 h 55 min

Am Samstagabend war die Hütte dann besser besucht. Trotzdem mangelte es weder am Service noch an der Qualität der Speisen. Ein erinnerungswürdiger Tag endete genau so, wie man es sich vorstellen möchte.

Am nächsten Tag wanderte ich dann weiter zur Rotondo-Hütte.

Übrigens noch eine Anmerkung zum Schluss: Was mir nicht so recht in den Kopf möchte zum Thema moderne Hütten, ist der Umstand, dass nachts die Bewegungsmelder die komplette Festbeleuchtung anschalten und man geblendet so richtig wach gemacht wird. Das habe ich auch auf anderen Hütten beobachtet und ich kann nur sagen, dass die Masterminds, die das entworfen und geplant haben, hoffentlich genau solche Installationen im privaten Flur daheim angebracht haben. Mir persönlich reicht meine Stirnlampe allemal.
Bitte nicht falsch verstehen, das soll keine Kritik an der ansonsten beinahe perfekten Hütte sein.

Tourengänger: basodino


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