Für einen Blick aufs Fluchthorn auf den Piz Tasna


Publiziert von Raphy , 19. Juni 2023 um 20:04.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:18 Juni 2023
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   Tasna Gruppe 

Vom grossen Felssturz am Fluchthorn haben ja vermutlich alle gelesen. Da ich mir das Fluchthorn ein paar Tage vorher bei allgemeiner Tourenplanung als mögliches Ziel angeschaut habe, wollte ich, als ich es in der Zeitung (Zeigungs-App, wer nutzt denn noch Papier ;)) sah, mir die Sache aus der Nähe anschauen. Also hab ich mir nach kurzer Suche den Piz Tasna als guten Aussichtspunkt und Ziel für dieses Wochenende auserkoren. Da ich auch ein paar Bilder vom Sonnenaufgang machen wollte, plante ich das ganze mit Biwak.
Eine schöne Tour, auch wenn der Piz Tasna meinem Schwierigkeitsanspruch eigentlich nicht entspricht, gab es durch den Schnee doch einige nicht ganz einfache Stellen, welche viel Spass machten und meinen Puls hochtreiben konnten.


Tag 1: Über den Piz Nair


Da ich momentan kein Auto habe (und auch keins brauche), fuhr ich am Samstag mit der Bahn knappe fünf Stunden nach Scuol. Mit Schlafsack, Matte, Biwaksack und Kocher, sowie der Kameratasche für meine Canon, welche schon anfing Staub anzusetzen, da sie in den Jahren seit ich sie habe, hauptsächlich in irgendwelchen Schränken herumlag. Ein Zustand, welchen ich in Zukunft zu ändern suche, doch das Ding ist halt auch so schwer.. Aber egal, jedenfalls fuhr ich vollbepackt mit der Gondelbahn hoch nach Motta Naluns, wo diese gemütliche Tour etwa um 15 Uhr begann.

Von der Bergstation geht es, immer in nördlicher Richtung, erst über Strasse, dann über Wanderweg Richtung Fuorcla Champatsch (heisst Fuorcla eigentlich Pass?). Begleitet wurde ich dabei von einem ständigen Pfeifkonzert und ich sah ständig kleine Fellhintern vor mir wegrennen, obschon ich ihnen versicherte ein Freund zu sein. Ganz schön unsozial diese Murmeltiere.

Kurz vor dem Pass bei p.2729 kam ich in die ersten Schneefelder, die ich nicht umgehen konnte. Also beschloss ich mir das Stapfen und Einsumpfen zu sparen und umging den Pass mit einer direkten Linie hoch zum Ostgrat des Piz Nair. Dieser ist tatsächlich sehr angenehm, offenbar gibt es sowas wie einen Pfad da hoch, der war jedoch oft von Schneeresten mit gefährlich aussehenden Wechten verdeckt, also kraxelte ich einfach nach Gutdünken die teils sehr losen Felsen hoch.

Nach etwas mehr als drei Stunden, inklusive Pausen, stand ich auf dem Piz Nair, dem ersten Etappenziel meiner Tour und kochte mir ein Abendessen. Es gab Risotto mit Spargel, welcher wunderbar schmeckte, mir jedoch aufgrund meines Hungers und mangelnder Geduld den Mund verbrannte. Nach einer langen Gipfelpause stieg ich über den Nordgrat des Nair ab. Dieser besteht leider mehr als losen Felsen, als aus festen, wobei die losen sich als feste tarnen. Zum kotzen. Auf 2900m im Joch schlug ich mein Lager auf und ging auch schon bald schlafen um bis am Morgen um halb drei wieder fit zu sein. Klappte nicht ganz, doch zumindest kriegte ich drei Stunden Schlaf, immerhin.

Tag 2: Piz Tasna


Nach der kurzen Nachtruhe quälte ich mich, wie immer so früh morgens, um aus dem Schlafsack, brach mein Lager ab und startete um drei Uhr mit reduziertem Gepäck den restlichen Aufstieg. Im Dunkeln keine leichte Übung wie ich feststellen musste, der beste Weg führt über die Felsen bei p.3040, doch ich latschte noch im Halbschlaf westlich daran vorbei und kämpfte mich fast eine Stunde durch Geröll und sehr unangenehme Schneefelder. Tja, wer nicht Kopf hat, der hat Beine.

Doch ich schaffte es um halb fünf am Anfang des Ostgrats zu sein, wo ich mein Stativ aufbaute und Tee kochend auf die Sonne wartete. Die liess nicht lange auf sich warten. Schon bald konnte ich anfangen mit der Kamera zu experimentieren und kurz nach fünf war sie da. Ein wunderschöner Sonnenaufgang hinter einem Gipfel, welchen ich bisher noch nicht identifizieren konnte, also falls ihr es wisst, schreibt es unbedingt in die Kommentare!! Leider bin ich in sowas schlecht.

Und da war auch das Fluchthorn. Der arme Berg. Sein einstmals formschöner Hauptgipfel sieht nun eher wie die Spitze von Saurons Turm aus. Doch der neue Dreispitz da oben hat durchaus auch was für sich.

Halb erfroren machte ich mich dann um sechs Uhr zum Gipfel vom Tasna auf, dieser restliche Teil lies mir die Knie noch etwas schlottern (zusätzlich zum Schlottern vor Kälte), da der Ostgrat komplett eingeschneit war und der Schnee Pickelhart. Steigeisen hatte ich nicht mit, aber zum Glück immerhin den Pickel. Um halb sieben stand ich auf dem Piz Tasna, dem letzten Etappenziel. Es war eisig kalt, der Wind noch schlimmer und so zog ich bald, nach ein paar Gipfelfotos und einem Eintrag ins Gipfelbuch über die Westflanke ab.

Diesmal nahm ich den Richtigen Weg zurück zum Joch und meiner deponierten Ausrüstung, was mir noch einige sehr schöne leichte Kletterei bescherte. Nach dem einsammeln meiner sieben Sachen stieg ich direkt in die Geröllhänge unterhalb des Nordgrats vom Piz Nair ab und via Fuorcla Campatsch (echt jetzt, was heisst das, google weis das nicht mal…) zurück nach Motta Naluns.

Tourengänger: Raphy


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