Jungfrau 4158m zum Saisonschluss


Publiziert von Bergamotte , 9. Juni 2023 um 15:48.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum: 7 Juni 2023
Ski Schwierigkeit: ZS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 3:45
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1000 m
Strecke:8.5km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Jungfraujoch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Jungfraujoch
Unterkunftmöglichkeiten:Mönchsjochhütte
Kartennummer:264S

Eigentlich hatte ich die Skisaison bereits vor Monatsfrist mit dem grossartigen Projekt am Mont Vélan beschlossen. Aber die tollen Bedingungen im Jungfraugebiet konnte ich nicht vorüberziehen lassen, zumal sich mir nur selten die Chance auf einen 4000er eröffnet. Tatsächlich stand ich nie weiter oben als heute. Da mutet es fast schon bizarr an, dass es gerademal 1000Hm zu absolvieren galt. Aber lassen wir das Bergsteigerethos für einmal beiseite...

Die erste Verbindung bringt uns um 7:15 von Grindelwald Terminal hoch zum Ausgangspunkt Jungfraujoch (3454m). Kurz vor halb neun machen wir uns vom Stollenausgang an die kurze Abfahrt auf den Jungfraufirn - reichlich spät für meinen Geschmack für Juni und die sommerlichen Temperaturen. Die Jacke bleibt heute praktisch unbenutzt. Das Ziel liegt bereits am Ausgangspunkt in Griffweite und die Routenwahl ist bei guter Sicht offensichtlich. Und die Sicht könnte besser nicht sein, es herrscht Kaiserwetter heute. Zu Beginn macht mir der "Höhenschock" recht zu schaffen, nach einer Stunde wird es dann deutlich besser gehen.

Wir queren rüber zur Südseite des Ostsporns (mit P. 3507), wo die Skiroute hochführt. Zuvor haben wir frische Spuren einer Hochtourengruppe entdeckt, welche direkt von Osten hochgeführt haben. Tatsächlich erweist sich der Weiterweg als etwas knifflig, weil bereits ein durchgehender Felsgürtel freiliegt. Dessen Überwindung in Skischuhen erweist sich an der von uns gewählten Stelle als etwas unangenehm. Anschliessend wieder mit Ski und aussichtsreich über den breiten, gutmütigen Ostsporn hoch bis an den berüchtigten Bergschrund. Er (sowie die Gipfelflanke) definiert die Schwierigkeit dieser Tour. 

Die erwähnte Gruppe befindet sich gerade am Abseilen vom Sattel, ihr englischer Führer steht bereits unten. Er offeriert ungefragt, unser Seil zu seinem Kollegen hochzuwerfen, um es in die kleine Schlinge zu hängen. Was für ein Geste! Natürlich nehmen wir das Angebot dankend an, es dürfte uns einiges an Zeit erspart haben. Gefragt haben wir uns bloss, wie er diese Stelle im Vorstieg überwinden konnte. Weiter nördlich schienen die Verhältnisse deutlich einfacher. Item, wir ziehen uns hoch und steigen weiter über die bereits aufgeweichte Flanke in den Rottalsattel (3880m).

Wir stehen nun zu Füssen der Gipfelflanke, welche sich in bestem Zustand befindet und direkt begangen werden kann. Die Variante dem Grat entlang mit den Sicherungsstangen entfällt somit. Tatsächlich bereuen wir es, die Ski nicht mitgetragen zu haben; der sichere Skifahrer könnte zurzeit guten Gewissens vom Gipfel abfahren. Der Fussaufstieg erweist sich als Plaisirbergsteigen vom Feinsten. Auf der Jungfrau (4158m) pausieren wir eine Viertelstunde und geniessen das fantastische Panorama, welches bereits zuvor kaum Wünsche offenliess. Interessant: Vom Gipfel sieht man zwar grosse Teile Interlakens, aber keinen Zipfel See.

Der Abstieg zurück in den Sattel bietet keine Schwierigkeiten; trotzdem ist angesichts der Steilheit Zurückhaltung angebracht, zumal der Schnee heute stollte. Ein Rutscher könnte böse enden angesichts fehlender Auslaufflächen. Anschliessend zurück durch die NE-Flanke bis zur Schlinge oberhalb des Schrunds, den wir am Seil zügig überwinden. Erneut die Frage, wir der englische Führer hier frei hochsteigen konnte.

Bereits im Aufstieg waren uns die guten Bedingungen in der alternativen Nordabfahrt aufgefallen. Sogar die Hochtourengruppe hatte diese Variante gewählt. Mit Ski ist sie noch offensichtlicher und auch schneller als die Normalroute. Man beachte aber, dass man sich unterhalb von Seracs bewegt. Je nach Verhältnissen ist die Stelle zudem gar nicht passierbar, siehe zum Beispiel diese Foto von Lulubusi. Ganz kurz erreichen wir >40°, anschliessend läuft das Couloir sanft auf den Gletscher aus. Vorbei an kleineren Spalten queren wir rüber zum Fahrweg unterhalb vom Jungfraujoch, welches wir dieses Mal auf seiner Westseite, sprich der berühmten Aussichtsplattform erreichen - Culture Clash extrem. Objekt der Begierde ist hier ein Selfie vor der Schweizer Fahne (20m lange Warteschlange) und nicht etwa der schlichtweg perfekte Blick auf die Jungfrau. Angesichts dieses Trubels verschieben wir die wohlverdiente Mittagsrast und machen es uns erst später auf der Dorfterrasse in Grindelwald gemütlich, wo prompt leichter Regen einsetzt.


Tourengänger: Bergamotte
Communities: Skitouren


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Kommentare (1)


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Ole hat gesagt:
Gesendet am 9. Juni 2023 um 18:47
Glückwunsch zum Gipfel,
die Gipfelhöhe im Titel solltest du noch korrigieren

Grüße
Ole


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