Mönch SW-Grat und Jungfrau


Publiziert von leuti , 1. Oktober 2015 um 11:51. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Bern » Jungfraugebiet
Tour Datum:27 September 2015
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE   CH-VS 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Strecke:Jungfraujoch - SW-Grat - Mönch - Normalroute - Mönchsjochhütte (Übernachtung) - Jungfraujoch - P3506 Rottalsattel - südlich P3506 - Jungfraujoch
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit Auto bis Grindelwald Grund

Zusammenfassung:
Verhältnisse: Griffiger Firn, kein Blankeis, gute Spuren, Spalten gut querbar; Wetter war top, am Sonntag etwas Bise, dafür keine Schleierwolken
Material: am Mönch schonen 2-3 Friends die Nerven (u.a. 0.5er), Schlingen, 2-3 Express; an der Jungfrau ist ein 50m Seil nötig, falls am Rottalsattel von Stange zu Stange gesichert werden soll (Abstand 40m)
Routenfindung: Mönch ca. 200m nach dem Stollenausgang vom Wanderweg weg, Kamin im ersten grösseren Aufschwung ansteuern, dann den Spuren oder der Nase nach (immer auf dem Grat bleiben, ganz oben die Ausstiegsscharte anvisieren); Jungfrau: beim Joch alles den Ratrakspuren runter, dann den Fusspuren entlang. Bei jeder Abzweigung rechtshalten, bis unter die Felsen. Beim Ausstieg aus dem Stollen (Tageslicht hilft) die Route gut studieren.
 
Tag 1: Mönch via SW-Grat
Da wir bereits mit der ersten Bahn aufs Jungfraujoch fahren wollten, mussten wir bis Grindelwald mit dem Auto anreisen. Vor der Abfahrt reichte es noch zu einem stärkenden Kaffee und Gipfeli im Bahnhofsrestaurant. Um 7:25 hiess es dann Abfahrt und kurze Zeit später durchfuhren wir eine dicke Nebeldecke. Auch auf der kleinen Scheidegg war von Sonne oder blauem Himmel noch keine Spur. Dies änderte sich aber schlagartig, als wir oben im Joch aus dem dunkeln Stollen krochen, resp. mit dem Lift bequem auf das Observatorium befördert wurden. Von hier hat man einen sehr guten Einblick in den SW-Grat der das Jungfraujoch direkt mit dem Mönch verbindet. Es hatte noch einiges an Schnee im Grat, doch die Felspartien waren bereits wieder aper. Bereits wenige 100m nach dem Stollenausgang zogen wir – nach anfänglichem Zögern -  unsere Ausrüstung an und folgten den vorausgehenden Seilschaften auf den SE-Grat. Der Schrund war problemlos zu queren. Das Einstiegskamin versuchten wir im Spalt hochzusteigen doch mit dem Rucksack auf dem Rücken war dies zu eng und wir entschlossen uns, diesen Teil zu umgehen. Dies gelang erstaunlich gut (auf dem Firnfeld Richtung Mönch und nach wenigen Meter der offensichtlichen Linie auf den Grat kraxeln (II). Die Schlüsselstelle folgte schon bald. Ein plattiger ca. 10m hoher Aufschwung mit wenig guten Griffen und sehr ausgesetzt. Mit Steigeisen und ausschliesslich mobilen Sicherungsmöglichkeiten war dies ein doch sehr anspruchsvoller Einstieg in diesen Tag. Es folgte nochmals eine anspruchsvolle, aber nicht ganz so schwierige Stelle. Dann flacht der Grat etwas ab und wechselt ab zwischen Gehgelände, Kraxelstellen und sehr scharfen und ausgesetzten Fels- und Firnpassagen. Dann folgte der Schlussaufstieg über die steile SW-Flanke des Mönchs. Die Aufstiegsspur verlief häufig in bestem Firn und nach einer kurzen Kraxelei standen wir in der Scharte und blickten steil zum Nollen runter. Nun galt es nochmals volle Konzentration auf dem letzten, steilen Firnfeld zum Gipfel des Mönchs hoch. Die Spur war sehr griffig und mit starrem Blick konnte auch die Tatsache ausgeblendet werden, dass wir eine sehr steile Rutschbahn querten.
Der Abstieg entlang der Normalroute verlief – den Verhältnissen sei Dank – bestens. Der Schlussgrat war breit gespurt, das steile Firnfeld gut und griffig zu begehen, die heiklen Stellen konnten gut mit Stangen gesichert werden.
Das Nachtessen und die Beherbergung in der Mönchsjochhütte waren ausgezeichnet.
 
Tag 2: Jungfrau über Normalroute
Chrigel, der Hüttenwart, organisierte, dass wir den Blutmond von der Sphinx aus beobachten durften. So zogen wir bereits um 3:30 Richtung Jungfraujoch los und krochen dem Joch wieder in den Rachen und wurden per Lift auf der dunklen Sphinx wieder ausgespuckt. Die Aussicht auf die Mondfinsternis war wunderschön und die Einsamkeit auf dieser Aussichtsplattform ein Privileg.
Nun ging’s aber effektiv los und wir zurrten Steigeisen an, banden das Seil um und querten den Jungfraufirn bis östlich von Punkt 3506. Über ein steiles Firnfeld ging’s zuerst hoch zum Regenmesser und dann über leichte Kletterei und Gehgelände zur anspruchsvollsten Kletterstelle (II). Im Dunkeln war diese 10m Felsstufe auch recht anspruchsvoll und lässt sich nur von oben sinnvoll sichern. Dann geht’s scharf links horizontal über eine recht ausgesetzte, aber recht gutmütige Querung und noch einige Kraxelmeter auf den Firnrücken.Über diesen erreichten wir einfach den Rottalsattel.
Nach einer kurzen Pause nehmen wir die berüchtige Querung des Rottalsattels in Angriff. Zuerst geht es ca. 30m steil durch den Firn hoch zum eigentlichen Sattel. Dann folgt die Querung, zuerst flach, dann immer steiler. Sicherungsstangen bieten sehr gute Sicherungsmöglichkeiten, welche wir auch nutzten. Bei den heutigen sehr griffigen Verhältnissen wäre es wohl nicht nötig gewesen, doch man hört ja immer wieder von den Unfällen hier. Und wenn man rutsch dann fällt man sehr weit ins Rottal runter. So haben wir an den ausgesetzten Stellen dankend und nervschonend die Sicherungsmöglichkeiten genutzt. Später flacht sich das Gelände ab und über die letzte Felspassage erreichten wir den Gipfel. Wir genossen die Aussicht auf die Berner und Walliseralpen, doch verliessen bald schon wieder diesen Ort, da der Biswind doch recht unangenehm war. Der Abstieg erfolgte konzentriert und an kritischen Stellen gesichert der Aufstiegsroute entlang bis fast zum Punkt 3506. Dann über eine steile Firnflanke runter zum Gletscher. Eine gute Spur führte um die Spalten herum und die Schneebrücken sahen nicht immer super stabil aus, hielten aber unsere Belastung aus. Die letzten Meter auf das Joch waren ein Chrampf und wir waren froh, im Trubel der Touristen auf dem Joch unsere Ausrüstung abzulegen und erschöpft die Bahnfahrt in Angriff zu nehmen.
Fazit: Es waren zwei wunderbare Tage in der herbstlichen Alpenwelt. Der Neuschnee der letzten Woche hat die Landschaft schon fast winterlich verzaubert und einige Skitourengänger zogen bereits ihre Spuren in den Schnee. Eine sehr schöne Art ein Herbstwochenende zu verbringen. Urs, danke für die Begleitung.
Tour mit El Chasqui

Tourengänger: El Chasqui, leuti


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Kommentare (1)


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Malgorzata hat gesagt:
Gesendet am 1. Oktober 2015 um 15:19
Gratuliere Euch beiden! Tolle Tour(en), wie immer ein spannender Bericht und Stern-Fotos :-)


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