Kurzbericht 

Pordoi Westwand Dibona, unterer Wandteil


Publiziert von Dolmar , 1. Mai 2023 um 14:13.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:30 Juli 2022
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:30

Schon als Kind durfte ich die Sommerferien 4 Wochen lang im Val die Fassa verbringen, mit der Familie erwanderten wir die umliegenden Gipfel.
Die gewaltige Pordoiwand beeindruckte schon immer. Bei einem Kletterurlaub vor 6 Jahren zusammen mit einem Spetzel rückt die Wand wieder in den Blickpunkt. Leider ohne sie zu versuchen.
2022 hänge ich mal wieder in einem mentalen Solo Loch, in dem ich einfacherere Routen angehe wo kein Partner mit will.
So traue ich mich zumindest an die Dibona Führe in dieser Riesenwand, von vorneweg war klar ich gehe nur bis zum großen Band.
Ich gehe es Ende Juli an, die Tage sind noch lang und warm. Díe letzten Tage waren nicht die trockensten, aber Dolomit trocknet ja recht schnell.
Ankunft etwas antizyklisch um 10.00Uhr in Pian Schavaneis, zusammenpacken und durch die Latschen zum Einstieg der Dibona. Diesen in einer 3/4h erreicht. Die Wand ist nicht ganz trocken, weiter oben sind noch Wasserrinsale zu sehen die aber nicht stören dürften.
Trotz des späten einsteigens befindet sich 1 SL höher der Seilzweite einer Seilschaft über mir. 
Kurz noch was trinken und einen Riegel einwerfen, die Sinne zusammenfassen, Ruhe.

Ich steige ein in dieses Riesengemäuer welches mich wenn alles gut geht nach 500Hm wieder in Gehgelänge entlässt. Es beginnt in gut gestuftem festem Fels, sofort kommt die nötige Sicherheit und ein gutes Gefühl macht sich bereit. 
Wenig später stehe ich bei dem Seilzweiten, dieser scheint keinerlei Sprachen in welchem ich Grüße zu verstehen, also gehe ich vorsichtig weiter in die zweite Seillänge welche in einer Rinne / Couloir nach oben führt. Kurz vor dem Stand treffe ich auf die Seilerste der Seilschaft, diese grüßt freundlich und ist folglich einer Sprache mächtig. Das Couloirende wird auf einem schwachen Band nach links ansteigend verlassen. Begehnungsspuren sind kaum zu erkennen. Ein Haken nach 20m geben mir recht mit der Richtung.
Bei einem weiteren Haken steige ich kurz falsch nach rechts und bin nach 5m in Bruchgestrein gelandet, ich war mir nicht ganz sicher mit der Wegfindung und gehe zurück zum Haken. Hier kann ich nochmal auf das Topo und die Beschreibung schauen. Es müsste gerade hinauf gehen,  also probiere ich das eher schwerer aussehende und siehe da, alles fest leichter als es scheint und weitere Haken folgen zur Orientierung.
Das war dann auch der einzige Verhauer.
Es geht immer leicht nach links halten steil aber gutgriffig hinauf, der zu erreichende große Trichter in der Wand wird so gewonnen.
Im Trichter leicht über Geröll (Vorsicht Steinschlag) zu einer markanten Verschneidung links der schwarzen sperrenden Wandflucht ansteigen. Hier wechsle ich mal das Schuhwerk, heißt ich lege sicherheitshalber mal die Finken an.
Die Verschneidung an guten Griffen senkrecht hinauf auf einen Felsabsatz.
Die Schlüsselpassage liegt nun vor mir. Lt. Führer in einer links/rechts Schleife unter den gelben Überhängen über die schwarze Wand und rechts an den Überhängen vorbei hinaustreten.
Ich bin verlockend der Einfachheit etwas zu weit links angestiegen und befinde mich in sehr brüchigem Gelände, Schuppen welche verlockend wirken, brechen mir ständig aus, auch bei den Füßen darf nicht falsch belastet werden.
Nach adrenalinverseuten 6m erreiche ich wieder festen Fels und Haken geben der Richtung recht, der Pulsschlag bleibt aber oben bis ich die senkrechte kleingriffige Wandstelle unter den Überhängen nach rechts raus verlasse.
Hier schließt leichtes Terrain an, das Schuhwerk kann wieder gewechselt werden. 
Über herrliche Felsstufen in bestem Dolomit gehe ich nach leicht links ansteigend dem Ausstiegscouloir entgegen. Dieses ist recht trocken und kurz darauf betrete ich um 13,30 Uhr  nach 2h15min Kletterzeit das große Schuttband.
Was ein Weg für mich zumindest den unteren Teil dieser Mauer durchstiegen zu haben.
Bestes Wetter laden zu einer längeren Pause auf dem Band ein, bevor dieses nach Süden(rechts) verfolgend unter die Pordoi Seilbahn leitet. An der Wandkante steige ich der reichlich übrigen Zeit und der Einsamkeit wegen noch zu den Türmen rechter Hand. Am Normalweg zur Pordoispitze tummelt sich der Massentourismus. Letztlich steige ich glückserfüllt zum Passo Pordoi ab und tauche in den Massentourismus ein. Ich statte noch ein kurzbesuch bei menem Vetter auf der Berghütte Belvedere ab, bevor ich über die grünen Pistenhänge auf direktem Wege nach Pian Schavaneis zurück komme.

Immer wieder zieht die wand meine Blicke nochmals in den Bann, ein für mich großen Abenteurer ist geglückt. Die brüchige Stelle an der Schlüsselpassage hat mir aber auch wieder aufgezeigt wie leicht der Alleingänger in extreme Gefahr kommen kann.

Das schwerste an der Dibona vor allem im unteren Teil dürfte die Wegfindung sein, mir ist dies zum Glück gut gelungen.

  




Tourengänger: Dolmar


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