Helltaler Schlechten 2711m - Ein gratis Vergnügen oder Die weiße Hölle


Publiziert von georgb , 17. April 2023 um 16:13.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:15 April 2023
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m

Ich irre im Pustertal umher, Richtung Süden haben sie die Straße gesperrt und in den Rieserfernern liegt zu wenig Schnee. Also schaue ich einfach auch noch ins Pragser Tal, wenn ich schonmal unterwegs bin!? Am Brückele ist die Schranke offen und die Auffahrt zur Plätzwiese ist schneefrei. Auch der obere Parkplatz ist heute gratis, kein Wunder, das Gasthaus ist geschlossen und die Loipe esistiert nicht mehr. Zwei Langläufer kommen mir frustriert entgegen und wenig später ein ebenso frustrierter Schneeschuhgeher. "Bruch hoch 3, kein Durchkommen, aber probier nur selber!" muntert er mich auf. Ich bin heute schon zweimal umgedreht, ein drittes Mal nicht, ich schnalle die Skier unter und folge einer frischen Skispur, na also!
Vier Torengeher sind vor mir unterwegs und wenig später kommen sie mir wie Anfänger abfahrend durch die weiße Hölle entgegen. Es herrschen schreckliche Bedingungen, Bruchharsch vom Feinsten, selbst in der Höhe bleibt die Schneedecke oberflächig hart, von Pulver keine Spur. Immerhin liegt eine ordentliche Auflage und ich sollte ohne gravierende Belagschäden wieder nach Hause kommen, das zählt.
Ich schiebe mich der Pyramide entgegen, dem höchste Punkt im langezogenen Kamm der Helltaler Schlechten. Für Aufheiterung sorgt nur ein Grüppchen Schneehühner, ansonsten bleibt es trüb, von Sonne keine Spur. Wenigstens ist die Sicht halbwegs klar, das ist elementar für die Abfahrt bei diesem Schnee. Am netten Kreuz blicke ich kurz in die Runde, schlürfe meinen Tee und mache mich bereit für die weiße Hölle.
Erstaunlicherweise gehen sich ein paar Schwünge aus und der Plattenpulver lässt sich anfangs noch brechen. Aber bald wird der Bruch härter und mir wird klar, dass meine Vorgänger exzellente Skifahrer waren, dort wo sie oft noch Schwünge setzten, kann ich nur noch breitbeinig queren, ein Massaker. Doch selbst ihre Spuren werden bald weniger elegant, auch sie haben sich abwärts gekämpft. Teils scheint die Auflage zu halten, dann wieder bricht es unvermittelt, an Schwünge ist nicht mehr zu denken.
Mit der nötigen Vorsicht und ein wenig Spitzkehren komme ich aber sturzfrei zurück zum Parkplatz, nur darum ging es heute in der weißen Hölle. Gut, dass der Parkautomat nicht in Betrieb ist, keinen Cent hätte ich für dieses zweifelhafte Vergnügen zahlen wollen.

Tourengänger: georgb


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