Pilatus Schnee/Wander-Kombitour


Publiziert von _ibex , 8. April 2023 um 19:35. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 6 April 2023
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-NW   CH-OW 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 1700 m

Nachdem sich der Wetterbericht für Ostern zusehends verschlechtet hatte und vor den Feiertagen kein Tourenpartner Zeit hatte, holte ich ein altes Projekt wieder hervor: Die Besteigung des verschneiten Pilatus über Ämsigen. Für Gründonnertag war stabiles Wetter mit frostigen Nachttemperaturen hervorhersagt, die Lavinenwarnstufe lag bei 1 von 5 und die Pilatus Webcam zeigte Schnee bis weit über den Esel hinaus. Besser wirds nimmer, dachte ich mir. Da ich die Schneebedingungen vor Ort nicht kannte, packte ich zu den Wanderstöcken noch Pickel und Steigeisen ein, die sich später als sehr nützlich erweisen würden.


Das Auto lies ich in Kriens stehen und machte mich dann mit Bus und Bahn nach Alpnachstad auf. Mit schwerem Gepäck ging es um 8:30 Uhr am Zahnrad Talbahnhof links vorbei, an dem zur Zeit fleißig gearbeitet wird. Nach einem kurzen Stück durch den Ort zweigt der Wanderweg nach rechts ab und ist bis Ämsigen hervorragend ausgeschildert.

Die Sommerautobahn ist um diese Jahreszeit unter der Woche komplett leer, im Matsch konnte ich nur eine Trittspur auflesen. Bis Ämsigen kam ich komplett schneefrei durch, stellenweise war der Boden gefroren, an sonnigen Stellen schmierig angetaut. Der Bergfrühling erwacht (siehe Fotos).


(Alpnachstad - Ämsigen, T2, 1:30h)

Ohne Pause ging es weiter nach Matt über den linken der beiden in swisstopo eingezeichneten Wege. Kurz danach traf ich im Wald auf ein kleines Eisfeld, gefolgt von einer durchgehenden Schneedecke.

Da ich mich den Bergstiefeln null Halt hatte, zog ich die Steigeisen an und packte den Pickel aus. Wenn man schon alles bis hier her hochgeschleppt hat, kann man es auch benutzen. Die Steigeisen hatte ich am Vortag noch perfekt auf meine Schuhe eingestellt und mich dessen sicheren Halts versichert. Die folgenden Schritte waren meine ersten Bergschritte mit Steigeisen und theoretisch wusste ich genau, wie man zu gehen hat. Dennoch riss ich mir ein kleines Loch in die Softshellhose...


Nach diesem Anfängerfehler ging es problemlos weiter bis Matt. Mehrmals überprüfte ich die Route auf swisstopo, da der Weg und die Markierungen nicht zu sehen waren. Die prinzielle Richtung ist jedoch eindeutig, links ist eine Felswand, rechts das Gleis der Zahnradbahn.
 

Anfangs sah ich Trittspuren, interessanterweise in beide Richtungen. Denen folgte ich, jedoch endeten diese bei einer Hütte abrupt in einem kleinen Loch, wo die Person mit einem Fuß bis zu Hüfte eingesunken sein musste und dann wohl umkehrte. Daher zog ich mich dort mehr an meinem Pickel und an einem Baum hoch, als meine Tritte voll zu belasten.
 

Ab hier musste ich das meiste selbst spuren. Der Wanderweg macht einen Bogen nach links um die Hütte herum, den genauen Verlauf konnte ich jedoch nicht ausmachen, weshalb ich relativ gerade weiter ging. Relativ bald kann man die Chilchsteine ausmachen, die ich relativ direkt einer Tiefspur folgend im linken Hang in Angriff nahm und die Mattalp relativ weit links umgehe. Man kann sich aber auch direkt auf die Matt Wanderschilder zuhalten. Ab hier ist das Gelände steiler.

Weiter unten sank ich bei jedem Schritt etwa 20cm auf einer lockeren Schneeschicht ein, unter der ein Grund von sehr hartem Schnee kam, auf dem ich mit Steigeisen guten Halt fand. Der Wanderstock in der einen Hand und der Pickel in der anderen Hand unterstützen zusätzlich. Weiter oben hat es je nach Routenwahl stellenweise sehr wenig und nur weichen Schnee oder eine Wechte am Ende. Hier sehe ich eine Gämse. Es ist still und die Szenerie einmalig.
 

(Ämsigen - Chilchsteine, T4 (im Sommer T2), 1:45h)

Der Schlussaufstieg auf den Pilatus - Kulm ist der steilste Abschnitt, den man auch bei einem Aufstieg von der Lütoldsmatt her bewältigen muss und von jeder Trittspur direkt in Angriff genommen wurde. Die Hangneigung beträgt kurz vor der Plattform laut Swisstopo bis zu 40° und sollte nicht unterschätzt werden (Schlüsselstelle). Die gemächlichen Serpentinen des Sommerwanderwegs waren nicht zu sehen.

An jenem Tag war der Schnee gegen 12 Uhr noch fest genug, um mit Steigeisen und Pickel hochzukommen.
 

(Chilchsteine - Pilatus-Kulm, T4 (im Sommer T2), 0:45h)
 

Nach dem Durchqueren der Station war die Treppe zum Esel anfangs meterhoch mit steilem, lockerem Schnee bedeckt und nur mühsam und sorgfältig zu überwinden (2. Schlüsselstelle).
 

Vor allem gilt es zu bedenken, dass es zur Linken mehrere 100 hm direkt bergab geht und man denselben Weg wieder absteigen muss.
 

Auf dem Esel ist die Aussicht phantastisch und frei vom Gewusel der Seilbahntouristen.
 

Der Ausstieg aus der Esel Ostgrat Route an der Esel Mauer erweckt schöne Erinnerungen an den Aufstieg letzten Juli.
 

(Pilatus-Kulm - Pilatus-Esel, T4+ (im Sommer eine Treppe mit Geländer), 0:10h)


Ab Pilatus-Kulm nehme ich die gemütlich die Seilbahn nach Kriens.
 

Vielen Dank an alle, die bisher unermüdlich Hikr Berichte verfasst haben und verfassen! Sie sind super Inspirationen für eigene Touren! Dies ist mein erster Tourenbericht. Über Tipps und Verbesserungsvorschläge freue ich mich!
 

____

Die Zeiten beziehen sich auf meine Gehzeiten ohne Pause. Schwierigkeiten sind subjektiv und von den Verhältnissen vor Ort abhängig. Ich hatte unter anderem dabei:

Bergstiefel Kat. C, Steigeisen, Pickel, Wanderstöcke, Hardshelljacke, Daunenjacke, Biwaksack, Sonnenbrille Kat. 2-4, Helm, Mütze, Handschuhe


Tourengänger: _ibex


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