Spitzen über den steilen Bergwiesen der Apollonia (Aples Pleisspitzen)


Publiziert von JonnyDodd , 3. März 2023 um 21:02.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:12 September 2022
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Kaisers
Unterkunftmöglichkeiten:Kaisers, Kaiserjochhaus, Simms-Hütte.

Der alte AF von Groth schreibt: Der besondere Reiz dieses "Trios" liegt im Gegensatz zwischen dem schwarzerdigen Kö-Sockel und den strahlend hellen Rätkalk Gipfelfelsen. Der auch als Wildpeischel genannte NG ist trotz der geringen Höhe seines Felsaufbaus einer der attraktivsten Berge der Lechtaler Alpen.

Große Worte. Seibert korrigiert dann auch völlig korrekt auf zweigipflig, lässt den Nordgipfel oder alternative Anstiege jedoch völlig unerwähnt.

Die Aplespleisspitzen standen bei mir schon länger auf der Wunschliste, schon alleine des etwas eigentümlichen Namens wegen. Auch für den geneigten Bergsteiger gibt es in der Umgebung höhere und attraktivere Ziele, trennen die Spitzen als Ende des Rotschrofenkamms das Sulzl- vom Kaisertal und sind deswegen etwas eingezwängt zwischen Wetter- und Feuerspitze im Osten sowie Vallesinspitze und Stanskogel im Westen.

Los gehts an einem wunderschön Sonnigen, jedoch eisig kalten Septembermorgen. Zwei Tage später folgt der Wintereinbruch und es gibt Schnee bis runter auf 1700m, der Bergsommer scheint gelaufen. Wer hätte ahnen können, im Oktober nochmal Schneefreie Touren ü2000 genießen zu können.
Schon alleine die Fahrt zum Parkplatz im Kaisertal ist abenteuerlich, da darf auch nix entgegenkommen und als dann die Straße ein Feldweg wird, sollte das Auto auch nicht tiefergelegt sein. Aber zum Glück kommt bald der kostenfreie Parkplatz in Sichtweite und los geht die Tour. Man wandert den Fahrweg im Kaisertal entlang, bis linkerhand ein Fahrweg nach links oben zieht.
Dieser wird genommen, bis rechterhand der Wald aufhört und den Blick auf steile Wiesen und unten etwas Geröll von Pestwurz überwuchert freigibt. Hier im "Waldebele" sind auch in der AV-Karte spuren eingezeichnet, leider ist das Gelände komplett von Kühen zertrampelt und man sucht sich seinen Weg. Steil, aber nicht unangenehm geht es mal im Wald, mal in Wiesen gerade aus nach oben, die Waden werden warm und die Temperaturen um den Gefrierpunkt fallen nicht mehr auf.

Weiter oben, wenn der Wald aufhört bin ich über den Weidezaun und auf eine Grasrippe, die den besten Anstieg vermittelt. So komme ich direkt bei einem neueren Hüttl raus.

Von dort nun weniger Steil über Sanfte hänge schräg nach oben, manchmal könnte man meinen, Trittspuren zu sehen. Dennoch ist ab hier die Orientierung nicht mehr schwer, kein Wald, keine Latschen. Man muss nur aufpassen, nicht zu weit nach oben oder unten zu kommen, da man unterhalb der Aples Pleiswand eine Bachrunse queren muss, was nur in einer bestimmten Höhe sinnvoll ist. Auch zu weit hoch sollte man nicht, da man sonst Kräfte verschleißt, da der Durchstieg durch die Aples Pleiswand leider Abstieg, sowie wieder Gegenaufstieg bedeutet.

Das Flanieren auf Apollonias Wiesen ist wirklich herrlich, von hier könnte man auch Problemlos auf die Guflespitze steigen.
Bald hat man das Ziel vor Augen, auch das Hindernis der Aples Pleiswand. Über die Bachrunse rüber leiten ausgeprägte Trittspuren zielsicher zum Durchschlupf, auf der Mauer einfach direkt hoch vor den Nordgrat des Nordgipfels. Oben wirds ein bisschen Schottrig und kriselig, aber nicht wirklich schwer. Bis hier hin T4. Von hier aus wirkt der Nordgrat des Nordgipfels wirklich unschön, aber sehr beeindruckend.
Die Aussicht und das Wetter ist Klasse, nur der Wind eisig und so mache ich mich schnell an den Aufstieg auf den Wildpeischel.

Der untere Teil des Aufstiegsist kurz und knackig, heftigst ausgesetzt und III. Weiter oben wirds leichter, es bleibt aber ausgesetzt. Angekommen am kleinen Kreuz mit Buch kann ich nicht so gut entspannen, weiß ich doch, dass es das gleich wieder runter geht. Die Aussicht ist der Hammer, die bepuderten Riesen Holzgauer und Feuerspitze sind eine wahre Augenweide, auch die Vorderseespitze macht eine gute Figur und von weiter weg grüßen die Riesen aus dem Verwall, Hoher Riffler, Kuchen- und Küchlspitze und der Patteriol. Im Westen wissen Stanskogel, die Vallesinspitze und die Formschöne Roggspitze zu gefallen.

Kurzer Blick ins Buch, Eintrag Nummer 6 dieses Jahr, viel los ist hier nicht, jedoch mehr als erwartet. Das Kreuz vom Südgipfel scheint in Griffweite, leider durch beiderseitige senkrechte Abbrüche getrennt.
Also wieder zurück mit der nötigen Vorsicht runter, kurz den Aufstiegsweg runter und unterhalb der Westabbrüche in gut zu gehendem Gelände bis zum Südwestgrat des Südgipfels. Dort an geeigner Stelle auf den Grat.
Groth spricht hier von einem ungemein splitterigen Schinder in Steilschrofen. Kann man so stehen lassen, is nicht wirklich schönes Gelände. Schnell verziehe ich mich vom Grat in eine Rinne, in der wenigstens anteilig fester Fels vorherrscht. In der Rinne (Stellen I+) bis zum Punkt, an dem man auf den  Südgrat stößt (Normalweg) und von dort weiter, in nun angenehmerem, weniger steilen Schotter zum Vorgipfel (Groths dritter Gipfel).
Dort einen kleinen Abbruch durch eine Rinne absteigen (II-) und auf dem gutmütigen Südkamm des Südgipfels zum Kreuz, dass schon länger sichtbar ist.
Vom Nord- zum Südgipfel über SW-Grat u. Normalweg ca. 1,5h. Hier löst sich die Anspannung, da ich mir nicht sicher war, was vom SW-Grat zu halten war, aber es hat alles prima geklappt. Die Aussicht von hier ist auch nicht groß anders als vom nahen NG, nur ist der Hintersee nicht mehr verdeckt und ein schönes Fotomotiv. Ich wundere mich sehr, bin ich doch heuer erst der dritte im Sommer. Im Winter ist hier deutlich mehr los, aber bei der Schinderei kann ich das auch verstehen. Abstieg über Südgrat mit bissle Kraxeln, wer will kann auch in Schrofen und kriseligem Schotter absteigen, es bleibt Steil. Man hält sich leicht links, um nicht in Latschen und Abbrüche des Hochtagweids zu geraten. Orientierung bietet der Wanderweg durch den Kälberlahnzug, der schon gut einsehbar ist. Der Grat läuft aus und über anfangs Steiles Gras hinunter zum Wanderweg und dort am schönen Kaiserbach durchs Kaisertal zurück zum Ausgangspunkt. Vom Kaisertal hat man immer wieder die Möglichkeit, ohne Latschenkontakt zum Ober Aplespleis zu gelangen, in der AV-Karte sind auch hier Spuren angedeutet.

Fazit: Eins meiner Highlights des Jahres 2022, fast dauerhaft weglos, und trotz der "geringen Höhe" im Vergleich zu den Nachbarn bieten die Aples Pleisspitzen eine grandiose Aussicht auf viele noch zu begehende Ziele. Wem der Nordgipfel zu viel ist, kann den Südgipfel vom Wanderweg in ca. 1,5h "mitnehmen" (T5, I).
Nordgipfel ist T6 und III.
Auch aus Richtung Simms-Hütte ist aus meiner Sicht ein Zugang zum Grat unterhalb des Nordgipfels problemlos möglich (Schätzungsweise T5).

Beim Auslaufen im Kaisertal halte ich noch Ausschau nach dem Gfällkopf und der Gfällrine, von welcher man aus dem Kaisertal wohl auf selbigen kommt und weiter ins Gfall und zum Kruckerjoch....ein andermal.



Tourengänger: JonnyDodd


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Kommentare (1)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 3. März 2023 um 22:04
Schöner Bericht, der macht mir wieder total Lust auf noch mehr Lechtal :D


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