Ciastel de Fanes 2657m - Der Schlossherr

Es zieht mich wieder ins Fanesgebiet, doch diesmal bin ich nicht sehr motiviert. Bis ich mich aus dem Bett gequält habe und bis ich in Pederü stehe, ist mein Zeitfenster schon verschoben. Mein eigentliches Ziel, die Zehnerspitze, ist in weiter Ferne und je näher ich komme, umso schwerer meine Schritte. Die Temperaturen sind ungewohnt mild, der Schnee weicht teilweise schon auf, selbst das Atmen fällt heute schwer.
Vom Gipfel fahren die Ersten ab, ich bin spät dran und mir kommen Zweifel, muss ich mir das heute wirklich geben? Da ruft mich etwas, das Ciastel de Fanes. Direkt vor dem Zehner baut es sich auf und kommt mir sehr gelegen, so spare ich mir 400 Höhenmeter und eine Stunde Schwerarbeit. Außerdem ist ab heute Fastenzeit und bei der Gelegenheit übe ich schonmal Verzicht, 3000er-Verzicht.
Das Fanesschloss ist über den Westhang einfach erreichbar, zum Schluss noch ein paar Schritte zu Fuß und ich fühle mich als Schlossherr. Gegenüber am Zehner kommen sie immer noch abgefahren, hier am Ciastel bin ich alleine, ich strecke meine müden Knochen aus, gute Entscheidung. Die gesparte Zeit will ich nutzen, felle zügig ab und surfe zurück zur Lavarellahütte. Dort lasse ich mich auf der Sonnenterrasse nieder, lausche den lautstarken Erzählungen einer Gruppe Wiener Skibergsteiger und zische eines der legendären selbstgebrauten Biere des Hüttenwirts.
Ich fühle mich wie ein König, bzw. Schlossherr, skate auf die Rodelbahn und zische in Windeseile zurück nach Hause, my home is my castle.