Runde über Hoch Camatsch, Erdisgulmen und Rainissalts

Eine Lebenslüge...

...und gleichzeitig eine unverzeihliche Fehleinschätzung. Jahrelang hielt ich den Mütschüelergulmen (oder einfach Gulmen) für den Erdisgulmen, obwohl der Mütschüelergulmen nicht der Erdisglumen sein kann. Denn merke: Wäre der Mütschüelergulmen der Erdisgulmen, so hiesse der Müetschüelergulmen Erdisgulmen. Und eben nicht Mütschelergulmen.

Start auf dem Maschgenchamm, runter nach Panüöl und dem Strässchen entlang nach Fursch. Flach, ideal fürs gemütliche Einlaufen.

Hier präsentiert sich meine Lebenslüge beim Blick auf die Karte: Der von mir als Erdisgulmen bezeichnete Gipfel heisst Mütschüelergulmen, eine Katastrophe. Ich kann mich kaum fassen, nach Luft ringend suche ich verzweifelt unter der Skibekleidung die Notfallmedikamente, werfe sie ein, das Schlimmste ist für den Moment verhindert.

Nur leicht ansteigend führt die Tour durch ein Tälchen zum Calanshüttli. Es ist unglaublich ruhig, irgendwo Richtung Wissmilen ist ein weiterer einsamer Tourengänger unterwegs. Nordwärts haltend peile ich den Sattel westlich des Hoch Camatsch an, um nach wenigen weiteren Metern den Gipfel -mehr eine ebene Stelle im Grat zwischen Mütschüelergulmen und Erdisgulmen- zu erreichen. Ruhe und eine wunderbare Sicht.

Es geht weiter direkt dem Grat entlang zum Erdisgulmen. Eine kurze Passage bei Punkt 2286 (östlich umgehen) ist ein bisschen knackig (ca. WS+), der Rest ist einfach, aussichtsreich, genussvoll. Anstatt den Grat zu überschreiten, könnte man vom Hoch Camatsch auch kurz in die flache Mulde bei Walenbütz abfahren und anschliessend zum Erdisgulmen aufsteigen (einfacher).

Bruchharsch vom Feinsten, ich freue mich wie ein kleines Kind auf die bevorstehende Abfahrt. Dass ich nach dieser Lebenslüge so belohnt werde, hätte ich im Traum nicht zu hoffen gewagt. Auf geht's...

Der kurze Gipfelhang des Erdisgulmen schenkt mir ein paar steile Schwünge, anschliessend entlang vorhandener Abfahrtsspuren unter der Gipfelkrete nach Süden, bis man über einem steilen Hang genau über dem Calanshüttli steht. Nach einigen weiteren steilen Schwüngen (ca. 35°, WS+) und einem flachen Gleiterstück in weiterhin unvergleichlichem Bruchharsch gelangt man zum Calanshüttli. Man kann vom Erdisgulmen auch weiter nördlich in Gelände durchwegs unter 30° Steilheit zum Calanshüttli abfahren(L). Dem kurzen Gipfelhang kann man nicht ausweichen.

Vom Calanshüttli Richtung Fursch zum Punkt 1882 (auffälliger einzelner Felsbrocken) abfahren, dann in Richtung Sächserseeli aufsteigen. Bei guter Spuranlage geht das ohne Spitzkehren. Vom Sächserseeli aus peilt man Pkt. 2198 (das ist der Sattel zwischen Mütschüelergulmen und Rainissalts) an, von da aus sanft ansteigend zum Rainissalts Ostgipfel (2242 m).

Nun lockt die Abfahrt durchs Tal westlich des Sächsmoor, es sieht traumhaft aus. Leider scheint hier der Schnee schon etwas besser zu sein, die Bruchharschkruste wirkt nicht ganz so widerspenstig wie in der Region Fursch-Erdisgulmen. 

Abfahrt vom Rainissalts über dessen Nordosthang. Anfangs gegen 35° steil, flacht er bald ab und geht über in einen sanfteren Hang, der durch romantisches Gelände auf einen ebenen Boden mit Hüttchen leitet. Hier kurzer Gegenaufstieg, um nordwärts haltend Chrüzen zu erreichen. Von Chrüzen über offene Hänge hinunter nach Seeben und damit mitten hinein in den munteren Skibetrieb. Dank der hohen Temperaturen wird diese Schlussabfahrt nochmals ein richtiges Geknorze.

Kurzer Gegenanstieg dem Sessellift entlang zum Stelli, dann Abfahrt durchs Skigebiet zum Tannenboden.

Fazit: Unerwartet hübsche Rundtour. Vermutlich auch bei Pulverschnee ganz nett.