Stockhorn-Safari

Endlich. Ich mochte nicht mehr länger warten und habe heute - trotz dürftigen Schneemengen im Bernbiet - die Skitourensaison eröffnet. Das fühlt sich auch im vierzehnten Jahr noch wie Weihnachten und Geburtstag zusammen an. Nach mittlerweile 22 Fussbegehungen des Stockhorns war es nur folgerichtig, hier auch mal mit Ski vorbeizuschauen, zumal ich um die Schneesituation bestens Bescheid wusste.

Die Stockhorn-Safari ist eine gutmütige Rally über allerhand Gipfel im Gebiet, die sich beliebig verkürzen oder verlängern lässt. Normalerweise erfolgt der Start ganz oben und man "arbeitet" sich mit verschiedenen Zwischenabfahrten und Gegenanstiegen nach unten vor. Für mich als aufstiegsorientierten Tourengeher kommt das nicht in Frage und die raue Gipfelflanke hätte meinen Steinski noch den Rest gegeben. Die Tour ist übrigens recht lawinensicher; ausser man fährt durchs Chummli ab, was dann wiederum eine in sich geschlossene Runde ergäbe.

Die erste Bahn bringt mich um 8:50 hoch ins Chrindi (1636m). Zuvor galt es an der Talstation noch eine Verzichtserklärung zu unterzeichnen, eine Zumutung für mündige Schneesportler wie mich. Im schattigen Kessel rund um den Hinderstockesee ist es frostig kalt um diese Zeit, also zügiger Aufbruch zum ersten Gipfelziel. Die weite Westflanke des Lasebergs (2019m) lässt sich an beliebiger Stelle begehen. Einer alten Spur folgend halte ich mich an die steileren Abschnitte und passiere derart gar die Furgge (1956m). Von hier dem Kamm entlang bis zum Gipfel, wo man einen tollen Blick auf Thunersee und Aaretal geniesst - oder heute aufs Nebelmeer.

Erste Abfahrt des Winters, vorbei am Oberbärgli, zurück zum See. Auf seiner Westseite geht's wieder hoch, dem gut ausgetretenen Schneeschuhtrail folgend. Er bringt mich schliesslich zum NWW-Grat vom Cheibehorn (1952m), wo mit den Ski stellenweise etwas gewürgt werden muss, mit Schneeschuhen problemlos. Schöner Blick auf beide Ober- und Hinderstockesee sowie die weite Flanke des Stockhorns. Die Abfahrt der Schneeschuh-Route entlang bietet dem Skifahrer wenig. Schöner ist, man sticht an passender Stelle in die NW-Flanke rein, skifahrerisch der Höhepunkt heute weil pulvrig und ausreichend eingeschneit.

Über die Alp Vorderstocke mache ich mich an den recht kurzen Wiederaufstieg zur Stockeflue (1949m), wobei man den Gipfelaufschwung zu Fuss begeht. Häufig begnügt man sich im Winter auch mit der nördlich vorgelagerten Kuppe. Anschliessend in Kammnähe nordwärts bis zum Pfaffli (1949m) rüber. Auf der ganzen Länge locken hier Osthänge bis zum Oberstockesee. Bei der Einfahrt recht steil und steinig läuft die Flanke sanft zum See aus, welchen man im Anschluss beidseitig umgehen kann. Ich wähle die Variante linksrum (Westen) und erreiche über eine ruppige, unangenehme Schneeschuhspur die Alp Oberstocke. 

Der weitere Aufstieg zum Stockhorn dürfte fast immer gespurt sein und wird durch Schneeschuh- oder Fussgänger gerade im Abstieg gerne begangen. Für mich als Skisportler ist die Spur deutlich zu steil angelegt, so dass ich streckenweise selber ran muss. Wie immer kurze Fotopause bei der Hütte P. 2008, der Blick auf Laseberg und Solhore, idealerweise umgeben vom Nebelmeer, haut mich jedes Mal aus den Socken. Auf der Terrasse der Bergstation deponiere ich die Bretter und fünf Minuten später stehe ich ganz oben auf dem Stockhorn (2190m). Endlich komme ich wieder mal in den Genuss seines eindrücklichen Schattenwurfs auf die Nebeldecke, Glorie inklusive. Dick eingepackt sauge ich die Winterstimmung auf, bevor's per Bahn zurück ins dunkle Tal geht.


Zeiten (kum)
0:50  Laseberg
1:55  Cheibehorn
2:50  Pfaffli
4:05  Stockhorn