Quintessentielle Bergtour im Oberbaselbiet (Wanderweg only)


Publiziert von Hallodri82 , 4. Dezember 2022 um 09:46.

Region: Welt » Schweiz » Basel Land
Tour Datum:30 November 2022
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BL   CH-SO 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 1427 m
Abstieg: 1427 m
Strecke:23.1

Inspiration für die Tour war dieser mittlerweile fast 10 Jahre alte Tourebericht https://www.hikr.org/tour/post71790.html, der Autor benannte die Tour "Speed Runde im Baselbiet". Aber eigentlich liegt die Tour sowas von auf der Hand. Interessant ist, dass die Tour sowohl das Bölchen- als auch das Passwang-Massiv mit einbezieht. Dies hat aber zur Folge, dass ca. in der Mitte der Tour "abgestiegen" werden muss. Start und Ziel ist Waldenburg, oder kann auch Langenbruck sein. Tour kann entweder gewissermassen im Uhrzeiger- oder Gegenuhrzeigersinn gemacht werden. Zu diesbezüglichen Überlegungen komme ich am Schluss dazu. Tour vollständig auf gelben sowie zweimal auf rwr-Wanderwegen, welche einige technische Herausforderungen haben, vor allem bei Nässe.

Ich starte in Waldenburg beim grossen Parkplatz bei der Schule und steige die Treppenstufen hoch in Richtung Gerstelflue-Nordhang. Beim Abzweiger Richtung Burg wende ich mich nach Osten und folge dem Singletrail in Richtung Osten. Auf dem wunderschönen rot weiss rot markierten Pfad, mitunter ganz schön technisch mit vielen Felsen und Wurzeln steige ich intensiv an. Der Nebel schafft eine mystische Stimmung. So ca auf 1'000 MüM kommt die interessanteste Stelle. Zuerst muss der Fels via natürliche Stufen ca 1.5 Meter "erklommen" werden und dann folgt man ein paar Meter auf einem schmalen, felsigen Band. Rechts zwar sehr abschüssig, aber nicht wirklich ausgesetzt. Habe diesen Weg schon mal mit meinen Kindern (damals gut 5 und knapp unter 3 Jahren) gemacht. Danach flacht dann das Gelände merklich ab. Die Wegfindung aufgrund des Laubs mitunter etwas schwierig, da nun der Grat auch etwas breiter wird. Bald erreiche ich die Lauchflue, deren Türmchen ich aber dieses Mal nicht besteige. Ich bin komplett im Nebel. Der Gerstelgrat/Rehhag ist vielleicht der schönste Wanderweg des Baselbiet (wobei das natürlich Geschmacksache ist): schmal, bisweilen abschüssig, teilweise echt steil und wunderbar "griffig" mit vielen Steinen, die nicht zu "scharf" sind (im Vergleich zur Vogelberg-Krete zB) und spannenden Wurzeln. T3.

Über die komplett vernebelte Lauchweid, Sicht ca 10 Meter, folge ich dem Wiesenpfad, umgehe den Schellenberg auf dem offiziellen, nun gelben WW. Ich passiere die Geissweid und trete wieder in den Wald ein, auf dem schönen Singletrail bis zum Chilchzimmersattel. T2.

Ich nehme das Pfädli die Wiese herauf, erreiche alsbald wieder den Wanderweg und folge diesem bis zum Gipfel der Belchenflue. Sicht = Null. T2.

Den etwas schmierigen Serpentinen folgend, erreiche ich die Gwidemhöhe. T2. Dort beginnt der einzige für mich noch unbekannte Abschnitt: Am Hof Gwidem vorbei, der Hund, irgendwo im Haus, dreht fast durch ob meiner Passage. Der Blick auf den nebelverhangenen Dürstelberg, die Tannen grün und immer noch ein paar gelbe Laubbäume zeigt ein fantastisches Farbenspiel. Der Dürstel ist wahrlich einer der mächtiger anmutenden Bergzüge des Baselbiets. Sodann dem WW weiter folgend auf der Teerstrasse, welche dem Südfuss des Dürstel folgt. T1. Ich erreiche Langenbruck und alsbald, die Passhöhe hinter mir lassend, den kleinen Parkplatz am Fusse der Bilsteinberg-Ostflanke. T1.

Hier beginnt der wohl steilste Teil meiner Wanderung. Unmittelbar nach dem Parkplatz steigt man in den Grat ein. In engen Serpentinen windet sich der Weg in die Höhe. Der Blick zurück, bereits einige Minuten später, zeigt die Passtrasse weit, weit unten. Der Weg ist nicht ganz ungefährlich. Linkerhand kein Problem, denn auch das steile Helfenberg-Tal (zwischen Beretenchopf und Bilsteinberg) steigt steil an. Rechterhand aber kommt man zwei (?) Mal ganz nahe an Abbruchstellen vorbei. Bei einem dieser Wegpunkte wurde ein kleines Holzkreuz aufgestellt. Ich weiss nicht warum, aber ahne nicht wirklich gutes. Aufgrund dieser beiden Stellen, vor allem diejenige mit dem Kreuz, aber auch der schieren Steilheit und relativen Ereignislosigkeit im Vergleich zur Gerstelflue, empfehle ich diesen Weg für kleinere Kinder nur bedingt. Nach den Serpentinen flacht der Weg dann etwas ab und führt auf wunderschönem, untechnischem, buchenbestandenem Pfad hoch zum Gipfel des Bilsteinberges. Auf 1.8 KM legt man ca 400 HM zurück, gar nicht mal so übel für unsere Region;-). Ich vergebe ein T3.

Ich steige ab und erreiche einen enorm sumpfigen Weg oberhalb der Wiese welche zum Hof Hinter Hauberg führt. Die Wiese ist im Auf- und im Abstieg ein Killer. Sogar dem Hof-Labrador, der einem dort immer begrüsst, war es heute zu neblig. Ich steige auf der Teerstrasse hoch zum schönen Bänklein ob dem Hof Sool. Die Nebelstimmung, mit den einzelnen, vom Nebel fast verborgenen Tannen und den Alpwiesen ist einfach wunderschön. Ich weiss: wie üblich wird nun der Weg bis Ischlag heftig. Zuerst in die Senke und sodann gerade hoch bis zum (verlassenen?) Häuschen. Der Weg zieht sich. Ich fühle mich etwas müde;-) T2. Bei Ischlag mache ich zum wiederholten Mal den gleichen Fehler. Ich steige gegen Vordere Egg auf der linken Seite des Stacheldrahts hoch. Oben angekommen merke ich: man muss auf der rechten Seite hoch steigen. Das ist mir nun schon mehrmals passiert. Absteigen möchte ich nicht mehr. Also flach auf den Bauch, ins nasse Gras und unter dem Zaun durchrobben. Ich erklimme die schön angelegten Stufen bis zum Grillplatz Vordere Egg. T2.

Ich folge dem Forstweg in die Senke zwischen den beiden Eggs und steige alsbald auf den Serpentinen der Hintere Egg-Ostflanke hoch. Ich füttere mich etwas mit Traubenzucker und der Placebo hilft, so dass ich in guter Zeit den höchsten Baselbieter erklimmen kann. T2. Zeit bis dahin. Etwas mehr als 3 Stunden.

Ich folge der breiten Krete in westlicher Richtung und sodann dem Weg auf der Nordflanke. Die Nebelstimmung auf der Alp Waldweide ist wieder wunderschön. Nach dem steilen Mergelweg im Wald sehe ich auf der Studeweid, dass sich der Nebel etwas gelichtet hat und gewisse niedrigere Hügel (könnte Bannholz sein, neben dem Dottleberg) sonnenbeschienen waren, gewissermassen als Insel im Nebel. Fantastisch.

Ich nehme den kurzen Zwischenanstieg Richtung Gagse und mache den Fehler Nr. 2 zum wiederholten Male. Ich sinke auf der Wiese bis Mitte der Waden im sumpfigen Gelände ein. T2.

Abstieg sodann auf dem rwr-Weg der Richtiflue. Im Vergleich zum Gerstel: vielleicht etwas weniger technisch und bis zur Antenne in Summe definitiv weniger steil. Weil aber etwas geröllig und rechterhand, nach Geröllhalden darunter dann hohe, senkrechte Felsabbrüche, ist die Richtiflue vielleicht etwas ausgesetzter und für Kleinkinder vielleicht etwas weniger sinnvoll als der "artverwandte" Gerstel. Im Aufstieg empfehle ich den Weg direkt auf dem Grat, der eigentlich keine echte Schlüsselstelle hat und mE sogar weniger ausgesetzt ist als der rwr Weg. Nach der Antenne steige ich dann norseitig ab via die mit einem Kabel (?) gesicherten Treppenstufen. Diese sind enorm steil und der Singletrail danach schmierig, rutschig, mit viel Laub. T3.

In Waldenburg zurück zum Parkplatz. Die Tour ist ein einziges auf und ab. Gerade Wege gibt es so gut wie keine, abgesehen zwischen Waldweid und Parkplatz und einigen Passagen nach der Lauchflue.

Die Route hat 23 Kilometer und 1'430 HM. Die beschriebene Tour "Speed Runde" verzichtet auf Vorderi Egg sondern steigt nach Ischlag zum Chellenchöpfli hoch. Dies verringert moderat auf noch gut 22 Kilometer und 1'390 HM. Der Hikr, der die Speed Runde beschrieben hat, benötigte dafür 3h 17 Minuten. Das habe ich nicht geschafft, aber mit meinen 3 Stunden 54 Minuten war ich dennoch mehr als zufrieden.

Tipps:
  • Das ist wirklich eine wunderbare Tour, mit vielen Highlights ideal um einigermassen gut konditionierten Wanderern unsere wunderschöne Gegend näherzubringen. Spannende Kretenwege, hohe Felsabbrüche, schöne Alpweiden, steile Serpentinen, interessante Gipfel und tolle Aussichten (natürlich unbedingt das Chellenchöpfli dafür noch mitnehmen). Zudem nur ca 1.5 KM auf Teerstrassen.
  • Empfehle Start und Ziel in Waldenburg und nicht in Langenbruck, aus psychologischen Gründen. Der Hauptabstieg in der Mitte geht nicht bis zum untersten Punkt sondern nur bis Langenbruck.
  • Empfehle den südwärts betrachtet Uhrzeigersinn für die Tour. Der Gerstelgrat ist von a bis z ein wunderbarer Weg und der ideale Einstieg. Zudem kann man, wenn man will auf dem Abstieg Dürstel dank Teerstrasse Tempo bolzen. Zudem: wenn man auf der Hinteri Egg steht weiss man, nun geht es nur noch runter (einige KM lang).
  • Umgekehrt: die ersten ca 200 HM von Waldenburg auf die Richtiflue sind deutlich weniger spannend und führen auf schmierigem, ziemlich ereignislosem Weg aufwärts in etwas langweilig anmutendem Wald. Der Mergelpfad Richtung Waldweid ab Studeflue ist brutal steil und gerade, ideal zum "ausbrennen". Die Wiese hoch zum Helfenberg ist steil und gerade und dazu im Sommer stark der Sonne ausgesetzt. Und es gibt keinen Abstieg zum Tempobolzen. Plus wenn man auf der Belchenflue steht, dann weiss man: bis zum Punkt 1'001 Rehhag ist es nun noch mehrere KM lang ein auf und ab.

Tourengänger: Hallodri82


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Kommentare (2)


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Gratwanderer hat gesagt: chapeau!
Gesendet am 5. Dezember 2022 um 08:55
Ja, das ist eine wunderschöne Runde. Mit der Gwidemflue und dem Spalenberg / Erzenberggrat wird sie dann quasi zur ausfüllenden Tagestour. Auf jeden Fall muss ich mir das merken. Danke.

Hallodri82 hat gesagt: RE:chapeau!
Gesendet am 5. Dezember 2022 um 10:57
Danke dir herzlich für deinen Kommentar. Wahrlich eine wunderschöne Gegend. Bei einer ausfüllenden Tagestour täte ich in Waldenburg starten, aber die Richtiflue zuerst aufsteigen, ab Antenne direkt auf dem tollen Grat. Ab Langenbruck täte ich auf dem Erzenberg aufsteigen und dort direkt auf dem Grat bleiben (Spalenberg?), aber habe die komplette Gratbeschreitung noch nie gemacht, aber ihr Spezialisten habt das ja schon beschrieben. Sodann wie du sagst Gwidemflue und dann nach der Belchenflue natürlich noch der Ruchen. Und zwischen Chilchzimmersattel und Lauchflue noch das Spitzenflüeli (?) und den Schellenberg mitnehmen.


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