Lago Tremorgio - Capanna Leìt - Lago di Leìt - Pizzo Varozzèira - Lago Morghirolo - Dalpe


Publiziert von Schubi , 14. November 2022 um 18:36.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:11 September 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Campolungo   Gruppo Pizzo Campo Tencia   Gruppo Poncione di Vespero 
Zeitbedarf: 1 Tage 2:00
Aufstieg: 945 m
Abstieg: 1415 m
Strecke:18 km

Im Tessin waren wir bisher noch nicht – was lag da näher, als auf der Fahrt zu unserem neulichen Korsika-Urlaub einen Zwischenstopp einzulegen, um dort (genauer: in der Leventina) eine Tour zu machen. Eine Hütten-Übernachtung fanden wir dabei reiz- wie sinvoll. Hinsichtlich eines Zeitplans (Anfahrt vormittags aus dem Badischen her) bot sich die Seilbahn hoch zum Lago Tremorgio, gemütlicher Aufstieg zur Capanna Leìt sowie eine dortige Übernachtung an. Damit wir am nächsten Tag gegen Abend wieder im Talort Rodi-Fiesso ankämen, war dafür ein ebenso gemütlicher Weiterweg über die Capanna Campo Tencia (Einkehr) runter nach Dalpe und Nutzung des Postautos genau das Passende. Und weil ich auf der Tour wenigstens einen Kraxel-Gipfel einbinden wollte, bot sich dafür der nah an der Route liegende Pizzo Varozzèira an.

Als Soundtrack zu gemütlichen Touren wie dieser empfehlen wir Walk Don't Run von Johnny Smith.

Bei bestem Septemberwetter am Nachmittag von Rodi-Fesso per LSB hochgegondelt zum Lago Tremorgio. Von der anstrengenden Seilbahnfahrt müssen wir uns zunächst bei einer Einkehr in der Capanna Tremorgio erholen. Danach geht's östlich des türkisgrünen Sees in die Höhe zum Passo Vanit. Dort den Abzweig zur Capanna Leìt genommen, nicht aber ohne vorher die Infotafel zur hisiegen geologischen Sensation durchzulesen: wenige hundert Meter südwestlich leuchtet hier nämlich ein fast schneeweißes, breites Band aus Dolomitmarmor rechts vom Passo Campolungo herüber. Es wurde während des Trias aus Sedimenten gebildet und später hochgeschoben/sichtbar gemacht durch die Auffaltung der Alpen. Aus der Ferne kann man es tatsächlich mit Schneeresten verwechseln (ist sogar eine Nordostflanke). Wenig später erreichen wir die Capanna Leìt und werden dort herzlich von der Hüttenwirtin Patrizia in Empfang genommen. Auf der schönen Aussichtsterrasse schmökern wir in Bücher der Hütten-Bibliothek bis das (sehr schmackhafte!) Abendessen serviert wird. Sehr still ist es hier oben, wir sind zunächst dei einzigen Gäste, später kommt noch ein anderes Pärchen dazu. Etwas oberhalb der Hütte (nur gut 100 Meter entfernt) liegt der wunderbare kleine Lago di Leìt (auf manchen Karten auch: Laghetto Campolungo), den wir nun im Abendlicht besuchen und ausführlich bestaunen. 

Nach geruhsamer Nacht und gemütlichem Frühstück machen wir uns am Folgetag ebenso gemütlich auf den Weiterweg: in der Morgensonne entlang des Sees herauf zum Passo di Leìt. Hier habe ich mir einen Kraxel-Abstecher zum Pizzo Varozzèira (2496 m) vorgenommen, er liegt nah nördlich und hat bei Hikr schon ein oder zwei Beschreibungen. Amelie hat leider noch net so viel Drive und nimmt sich ein vorgelagertes Türmchen rechterhand vor. Ich steige durch grasige Schrofen entlang der Westflanke herauf, Trittspuren folgend. Anschliessend einfach den Grat recht direkt herauf. Weiter oben ist's leicht ausgesetzt. Blockig, grasig, hier und da helfen die Hände, T4/I. Noch bevor ich oben bin, ruft und winkt die Ameliebste schon von ihrem Türmchen herüber – Hase und Igel. Wieder herab und nun südlich zum Passo Lei di Cima. Dort kurzes Veschper mit schönen Blicken in die Berge der Leventina zu beiden Seiten der Scharte. Bei einer Gabelung etwas südlich vom Passo nehmen wir nicht den direkten Weg zur Capanna Campo Tencia, sondern biegen rechts auf einen Schlenker zum Lago Morghirolo ab. Der liegt still und einsam in einem schönen Kessel, wunderbar von Bergen gerahmt, und bezaubert (wie gestern schon sein Tremorgio-Kollege) um diese Tageszeit mit herrlich türkisgrünem Wasser.

Unsere Route wendet sich gen Osten. Recht entspannt in leichtem Auf und Ab geht's nun zur Einkehr in der Capanna Campo Tencia. Dort lassen wir's uns bei Pasta und Torta gut gehen und pausieren lange bei herrlicher Aussicht. Irgendwan brechen wir auf, östlich geht's das Crozlina-Hochtal herab. Wir queren munter rumpelnde Bachläufe und bewundern in der Felswand rechts oberhalb (Bruco di Cumasna) mehrere, ziemlich hohe Wasserfälle. Unsere Route schwenkt nach Nordost, wir tauchen in den Bergwald ein. Der Bachlauf Piumogna rauscht (leider nicht sicht-, aber laut hörbar) in einer Schlucht unterhalb, etwas später kommen wir in ein kleines Bergdorf gleichen Namens. Es hat eine tragische Geschichte: Bergrutsche zerstörten es wiederholt, die Kirchenruine zeugt davon. Ein Stück entlang auf der Dorfstraße, dann ca. 800 m nach den letzten Gebäuden rechts ab auf einen Pfad, der uns schliesslich herab nach Dalpe bringt. Leider passt unser Timing dort nicht so ganz zum Fahrplan der hiesigen Postauto-Linie und so halten wir den Daumen an der Hauptstraße heraus. Supergut – direkt der erste Wagen nimmt uns mit. Lustiger Zufall: es ist ein Bergsteiger, der vorhin schon mit uns auf der Terrasse der Capanna Campo Tencia saß! Bei netter Unterhaltung bringt er uns runter zu unserem Wagen an der Seilbahnstation in Rodi-Fiesso.

Mit auf Tour: Amelie

Fazit: eindrucks- und abwechslungsreiche Tour durch eine für uns bisher unbekannte Ecke. Alles top beschildert/markiert. Die beiden besuchten Hütten boten durchweg Charme und Gastfreundlichkeit. Die eigentlichen Highlights waren jedoch die drei schönen Bergseen! T4/I nur für den Abstecher auf den Pizzo Varozzèira, sonst T3.

Tourengänger: Schubi
Communities: Photographie


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Kommentare (2)


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lorenzo hat gesagt:
Gesendet am 16. November 2022 um 19:18
So reist sich's umso genüsslicher nach Korsika...

Schubi hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. November 2022 um 20:02
Du bringst es auf den Punkt :o) Bleibt für mich noch zu ergänzen, dass wir beide Destinationen, Korsika wie auch das Tessin, auf jeden Fall gerne wiederbesuchen möchten!


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