Kreuzwandspitze via MaMa-Kante - integriert in einen Talabstieg


Publiziert von simba , 27. Oktober 2022 um 10:02.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Karwendel
Tour Datum:19 Oktober 2022
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: V+ (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Aufstieg: 500 m
Abstieg: 1800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Bergfahrt Karwendelbahn (23,50 EUR). Parken an der Talstation 5 EUR, 100 Meter die Straße hoch kostet es nix...

Später im Herbst sind die Tage kürzer und längere Touren oder Zustiege bedingen einen Start schon bei Dunkelheit und gar noch früheres Aufstehen. Oder man kommt zum Ergebnis, dass es ohnehin erst ab etwa 11 Uhr Sonne im größten Teil der zu bekletternden Wand gibt, schläft dann lieber aus, fährt mit der Gondel und steigt anstatt zu einfach ab...wir oder eher unser innerer Schweinehund suchte eine Tour auf Basis dieser Überlegung und wurden doch tatsächlich fündig.

Zustieg:
Mit der ersten Bahn ging es von Mittenwald zur Bergstation. Von dort gelangten wir via Tunnel ins Dammkar und durch dieses hinab zur gleichnamigen Hütte. Ab hier muss man dann tatsächlich auf gutem Weg ins vordere Dammkar aufsteigen und nach einigen Kehren zum mit einer Tafel markierten Einstieg queren. Rucksackdepot am besten in der Querung, dann spart man sich beim Rückweg den Umweg über den Einstieg.

Route:
Die MaMa-Kante ist im Bereich des Dammkar sicher die Top-Route: eine schöne Linie, überwiegend guter Fels und seit der Sanierung im Jahr 2016 auch eine sehr vernünftige und sogar sehr gute Absicherung (zumindest in den schwereren Längen). Wenn es keine Bohrhaken gibt und das ist in allen Längen / Stellen < 5 der Fall, gibt es oft Normalhaken in jeder Qualität und zudem lässt sich die Tour mit Keilen, Schlingen und Friends gut absichern. Die Stände sind alle tip top mit einem Ringhaken und einem Klebehaken ausgestattet.

Nachdem diverse Haken in diversen Verhauern diverse Unklarheiten über den Routenverlauf aufkommen lassen können und es im Netz auch hinreichend Erlebnisberichte über solche Verhauer gibt, hier der Versuch einer Verbalbeschreibung.

1. SL (V, 25m). Erst leicht links der Kante, dann ganz leicht rechts der Kante über schöne Risse aufwärts. Ab dem zweiten Teil der SL gut mit Bohrhaken und Normalhaken abgesichert.
2. SL (IV, 25m). Weiter der Kante folgen. 2 NH. Stand auf geräumiger Plattform.
3. SL (IV, 35m). Die Platte gleich unten nach links zur Kante queren. Dann links der Kante bzw. an dieser aufwärts bis zum Stand an bzw. leicht hinter Felskopf (befindet sich im Aufstieg hinter einem, wenn man dort anlangt). Bis auf 2 NH selbst abzusichern.
4. SL (III, 35m). Dem einfachen schrofigen Grat bzw. links davon entlang. 1 Bohrhakenzwischenstand (?), 1 NH.
5. SL (V+, 35m). Bestens mit Bohrhaken und Normalhaken gesichert durch das "Mittlere Wandl". Verirren ist aufgrund der engen Absicherung ausgeschlossen. Tolle Kletterei!
6 SL (V, 35m). Über einfaches Gelände gerade unter Überhang. Dortigen NH sehr lang verlängern. Nach links hinaus, den Überhang umgehen und dann direkt wieder nach rechts durch Kamin / Verschneidung auf begraste Plattform (NH). Dem nach links ziehenden Kamin (2 NH) folgen bis zu Stufe am Ende. Hier weiter nach links (BH) um die Kante herum.
7. SL (V, 35m). Erst nach rechts an der abgespaltenen Schuppe vorbei / entlang. Dann diese nach links ersteigen. Die folgende Wand wird dann in einer Links-Rechts-Schleife begangen. Gut mit Bohrhaken und Normalhaken gesichert und daher auf der Ideallinie entlang der Haken gut zu finden, Sicherungen verlängern ist kein Fehler.
8. SL (IV-, 30m). Die Kante verliert sich hier etwas. Man folgt erst dem Grätchen rechts in dessen linker Flanke, quert dann die erste Rinne nach links zu Normalhaken unter steilem Aufschwung zwischen den beiden Rinnen. Von hier weiter nach links und die zweite Rinne queren zum links oberhalb sichtbaren Stand. Sehr steinschlaggefährdet, wenn in Routen rechts der Kante oder am Gipfelgrat jemand unterwegs ist. Wir wurden hier von der dort "tätigen" Bundeswehr übel mit großen Steinen eingedeckt...
9. SL (III, 30m). Dem schrofigen Grat etwas beliebig gerade hoch folgen. 1 NH. Oben unter Überhang nicht nach links auf Band zum Stand der Joe Muff, sondern durch kurzen Kamin nach rechts zu etwas verstecktem Stand unter dem "Elefantenritt". Das Panico-Topo ist hier etwas fehlerhaft: Es sieht so aus, als ob Joe Muff und die MaMa-Kante hier am gleichen Stand anlangen würden, das ist aber nicht der Fall!
10. SL (V, 25m). Nach links hoch bis zur Kante (3 BH, 1 NH). Dann folgt der Ritt über den Rücken des Elefanten, der selbst und im Sinne des Nachsteigers abzusichern ist (Köpfelschlinge, Friend), bevor zum Stand wieder abgestiegen wird. Schöne, teils ungewöhnliche Kletterei
11. SL (VI+ oder IV-, 15m bzw. 25m). Entweder über das "Schwarze-Wandl" (3 BH, VI+) gerade hoch. Oder (unser Weg) nach links etwa 8m absteigen und dann nach rechts hoch über Kamin (IV-, keine Haken). Stand dann rechterhand oberhalb auf der Gipfelwiese. 
12. SL (II, 35m). Leichtes Schrofengelände bis zum wackligen Gipfelkreuz. 

Der Gipfel der Kreuzwand ist damit noch nicht erreicht. Das Kreuz steht aber hier, damit es von der Dammkarhütte besser zu sehen ist (?!)

Abstieg:
Der erste Teil des Abstiegs ist der teils schrofige, teils mit steilen Felsaufschwüngen versehene, jedenfalls aber ausgesetzte Gratübergang zum Hauptgipfel als quasi Fortsetzung der Kletterroute (T5+, I-II, zwei Stellen kurz III, einige NH nicht zwingend auf der Ideallinie). Danach über steiles Schrofengelände (T4+ I, unten Abseilhaken) hinunter in die Viererscharte und aus dieser steil hinab nach links ins Viererkar und über die Dammkarhütte auf Steig und ab Bankerl auf Forstweg ins Tal.

Material: 
Mind. 50m Seil, Set Keile, 3-4 Friends, ein paar längere Schlingen.

Tourengänger: simba, Nala


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