Kleine Zinne (2857 m) SW-Wand / Normalweg
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Die 3 Zinnen - kennt irgendwie jeder. Warum man als Kletterer auf eine der drei, oder gleich auf alle mal hoch will? Eher eine rhetorische Frage.
Ich habe im Vorfeld sehr viel unterschiedliches, teils sogar komplett widersprüchliches über diese Tour gelesen - daher will ich das Ganze nun aus meiner Sicht schildern - teils als wertungslose Tourenbeschreibung, teils mit persönlichen Eindrücken garniert.
Eigentlich war die kleine Zinne "nur" als WarmUp-Projekt für die Dibona-Kante an der Großen Zinne gedacht - die mussten wir jedoch wetter- und helligkeitstechnisch sausen lassen. So nutzen wir den besten Tag unserer Urlaubswoche, um der kleinen Zinne auf ihr kleines Haupt zu steigen. Also ran an den (Südtiroler) Speck!
Ich habe im Vorfeld sehr viel unterschiedliches, teils sogar komplett widersprüchliches über diese Tour gelesen - daher will ich das Ganze nun aus meiner Sicht schildern - teils als wertungslose Tourenbeschreibung, teils mit persönlichen Eindrücken garniert.
Eigentlich war die kleine Zinne "nur" als WarmUp-Projekt für die Dibona-Kante an der Großen Zinne gedacht - die mussten wir jedoch wetter- und helligkeitstechnisch sausen lassen. So nutzen wir den besten Tag unserer Urlaubswoche, um der kleinen Zinne auf ihr kleines Haupt zu steigen. Also ran an den (Südtiroler) Speck!
Kleine Zinne Südwestwand / Normalweg
Zunächst ein paar Eckdaten:
Zeitbedarf: 7:00 h inkl. Pausen, ab Wandeinstieg in der Scharte zwischen Großer und Kleiner Zinne
Davon 0:30 h ab Wandeinstieg bis zum Ende des Vorbaus, 2:30 h vom Vorbau bis auf den Sattel zwischen Vor- und Hauptgipfel , 2:00 h vom Sattel zum Gipfel, 0:15 h Pause auf dem Gipfel, 1:45 h Abseilen auf den höchsten Punkt der Scharte und Abklettern derselbigen bis zum Ausgangspunkt
Schwierigkeiten: Max. V-
- am Vorbau unterhalb der SW-Wand direkt am Einstieg und oberhalb des ersten Bandes jeweils eine Stelle III, ansonsten I - II
- Im Mittelteil vom Endes des Vorbaus bis zum Sattel zwischen Vorgipfel und Gipfel etliche Stellen III und IV, weiter unten noch ein paar Stellen I - II.
- Zwischen Sattel und Gipfel ein paar Stellen III, am Zsigmondy-Kamin auch kurz für ca. 3 m IV+ / V-.
- Zwischen Sattel und Gipfel ein paar Stellen III, am Zsigmondy-Kamin auch kurz für ca. 3 m IV+ / V-.
Ausrüstung: 4 Langechsen, 4 Kurzechsen / 1 kompletter Satz Friends / 2 x 60 cm + 2 x 120 cm + 2 x 240 cm-Bandschlingen / div. Schraubkarabiner / 1 x 60 m Seil / Helm
Hilfsmittel:
- ToPo von bergsteigen.com
Zustieg
Wir (das sind Maik und ich, plus Anja und Nancy) laufen um 7:15 Uhr an der Auronzo-Hütte los, dem Weg zur Alpini-Kapelle folgend. Direkt an der Kapelle verabschieden wir uns von unseren Mädels, die die große Zinnen-Umrundung angehen werden, und folgen dem Zick-Zack-Weg hoch zur Scharte zwischen Großer und Kleiner Zinne. Ungefähr auf halber Strecke zwischen Kapelle und Einstieg bekommen wir dann auch die ersten Sonnenstrahlen ab, da sich die Sonne mittlerweile über den Kamm zwischen Zwölfer und Cima d'Auronzo drüber geschoben hat. Einige Minuten später, gegen 8:15, stehen wir dann in der Scharte. Da wir die ersten an diesem morgen sind, nutzen wir den gerade in der Sonne gelegenen Anseilplatz des Große-Zinne-Normalwegs um uns auszubreiten, den Gurt anzulegen und anzuseilen. Dann folgen wir der rutschig-schottrigen Scharte noch ein paar Meter weiter nach oben, lassen den Einstieg zum Normalweg auf die Große Zinne im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und steigen nochmals ganze 10 m weiter auf - hier wartet eine kleine, mit einem verblassten, weißen Pfeil markierte Verschneidung, die den Einstieg in unseren Weg bildet.
Teil 1 - Vorbau
1. Seillänge (50 m): Die Einstiegsverschneidung ist mit einem verblassten, weißen Pfeil gekennzeichnet, unter dem nochmals verblasster "Normal" steht - das lässt dann auch keine Zweifel, dass es hier zum Normalweg hoch geht.
Zunächst geht es für ca. 5 m die etwas abgetretene Einstiegsverschneidung gerade hoch, dann auf einem breiten, abgetretenen Band ca. 10 m nach rechts, dann nochmals eine kurze Stufe von 2 - 3 m hoch - schon steht man auf dem ersten, kleinen Schotterfeld. Dieses nimmt man leicht rechts ansteigend, und steuert im darüberliegenden Gelände eine gestufte Riss-Verschneidung an dessen rechten Rand an. Diese über den ersten Absatz hoch, und auf den zweiten drauf - dort befindet sich ein gebohrter Ring, der als Standplatz genutzt werden kann.
Schwierigkeit: Unten III, Schotterfeld Gehgelände bis I, Oben II - III
2. Seillänge (50 m): Direkt hinterm Standplatz der hier steilen Verschneidung weiter nach oben folgen, bis diese auf dem breiten Pfeilerrücken des Vorbaus langsam ausläuft. Dann nach links, dem hier unschwierigen Pfeilerrücken nach oben folgen. Rechts einer breiten, kaminartigen Verschneidung weiter nach oben, bis der Pfeiler deutlich abflacht. Hier dient ein neuer, überdimensionierter INOX-Bohrhaken als Standplatz
Schwierigkeit: Unten III, Mitte II, Oben I
3. Seillänge (60 m): Vom Standplatz weg direkt weiter nach oben auf dem breiten Pfeilerrücken, bevor dieser nochmals abflacht. Hier, an altem, rostigem Standplatzhaken vorbei, und im Gehgelände in langer Rechtskurve um die Schlucht herum, die von rechts aus Richtung der Gelben Kante heraufzieht. Nach dem Rechtsbogen im wieder etwas steiler werdenden Gelände einigermaßen rechts halten (nicht direkt rechts im steilen Gelände oberhalb der Kante), und auf eine Sanduhr zu (aktuell hängt hier eine verblasste, gelbe Schlinge). An dieser Stand machen.
Diese Seillänge kann prinzipiell auch am Lang- oder Kurzseil oder - wer sich sicher genug fühlt - komplett seilfrei gemacht werden.
Schwierigkeit: Unten II, Oben Gehgelände bis I
Teil 2 - SW-Wand bis zum Sattel
4. Seillänge (40 m) "Verschneidung hinter Pfeiler": Von der Sanduhr rechts weg auf Band um den Pfeiler, und direkt in die nach links oben ziehende Verschneidung 3 m hinter dem Pfeiler. Den BH am Anfang der Verschneidung ausreichend verlängern, sonst gibt's massiven Seilzug. Die Verschneidung vorbei an Sanduhr bis zu deren Ende, und oben auf kleinem Plateau dann rechts raus zu Stand an weiterer Sanduhr.
Schwierigkeit: Verschneidung II - III+
5. Seillänge (50 m) "Rampen-ZickZack": Vom großzügigen Standplatz an Sanduhr nach links auf Band, erst durch kurzen Durchschlupf, dann auf breitem Band bis zu dessen Ende nach ca. 20 m. Dann auf rechts ansteigende Rampe (ca. 15 m) bis zu einer Steilstufe wechseln, über die Steilstufe drüber, und links über schrofiges Gelände zu Standplatz (2 Haken) unterhalb von Rissverschneidung.
Schwierigkeit: Band I, Rampe II, Steilstufe, III+/IU-
6. Seillänge (45 m) "Schräger Riss": Direkt in den Riss hinter den Haken des Standplatzes einsteigen und diesem über diverse kleinere Stufen nach schräg links oben folgen, bis dieser auf einem geräumigen Band endet. Dort warten 2 gebohrte Sanduhren samt Schlingen als Standplatz. Ungefähr in Rissmitte stellt eine kurze, leicht überhängende Stufe die erste Schlüsselstelle dar, die mobil abgesichert werden muss.
Schwierigkeit: III, Stellen IV-/IV
7. Seillänge (50 m) "Stütz-Band" (1. Schlüsselstelle): Direkt nach links auf Band vom Stand weg, um 1. Bauch herum. Dann, im leicht schrofigen Gelände, dem nicht mehr ganz so ausgeprägten Doppelband (unten für die Füße, oben was zum Greifen für die Hände) weiter nach links auf den nächsten Bauch zu folgen. Direkt "außen am Bauch" befindet sich ein Schlaghaken. Dem Band, jetzt doch etwas ausgesetzt, weiter nach links folgen, bis zum dritten, weniger ausgeprägten Bauch. Hier ist ein zweiter Schlaghaken. Direkt hinter dem Bauch über Stufe nach oben das Band verlassen (läuft hier eh aus), und über kleinere Stufen und an Bäuchen vorbei nach links oben queren, auf ein weiteres, nach links querendes Band ca. 5 - 10 m oberhalb zu. Auf dieses drauf (in kleiner Verschneidung kann der alte Abseilring als Zwischensicherung verwendet werden), nach links in große Verschneidung, und diese für weitere 5 m hohe zu gebohrtem Stand der Abseilpiste.
Schwierigkeit: Stütz-Band II - III, Stufengelände IV, zweites Band II, zweites Stufengelände III - IV
8. Seillänge (55 m): Vom Stand weg in die linke der beiden über einem liegenden Verschneidungen Verschneidung für ca. 5 m gerade hoch, dann - bei Schlaghaken, etwas heikel nach links herausqueren und um Kante herum in einfaches Gelände. Dort dann nach rechts, zu auffälligem Standplatz (2 Schlaghaken) unter kleinem, überhängendem Kamin. Die Kaminstufe nach oben, und der darüberliegenden Rampe nach rechts ansteigend folgen. Über Mini-Scharte zu Absatz an Sanduhr, dort Stand machen.
Schwierigkeit: Verschneidung IV-/IV, überhängender Kamin III, Rampe II - III
9. Seillänge (50 m): Dem vor einem liegenden Riss nach oben folgen, an Schlaghaken und Sanduhr vorbei, zu großem Absatz mit Abseilring.Von hier 5 m auf Band nach rechts und dort eine weitere kleine Verschneidung nach oben und im Schrofengelände auf den breiten Sattel zwischen Vorgipfel und Gipfel. Auf den der Gipfelwand etwas vorgelagerten Pfeiler hoch (Sanduhr, bzw. Haken auf Gipfelkopf), und von dort an Band entlang (Hände aufs Band, Füße auf kleine Tritte in der Wand) 3 m nach links zu Abseilring auf großem Absatz. Hier Stand machen.
Schwiergkeit: Riss II - III, kurze Verschneidung II, Pfeiler III, Querung IV-
Teil 3 - Sattel bis Gipfel
10. Seillänge (20 m): Die gestufte Verschneidung vor einem für ca. 5 m gerade hoch, dann nach rechts in leichteres, rampenartiges Gelände zwischen Pfeilerkopf und Wand. Am Ende der Rampe Riss nach links oben bis auf Absatz folgen. Dort am Abseilring Stand machen.
Schwierigkeit: II - III
11. Seillänge (20 m) "Zsigmondy-Kamin" (2. Schlüsselstelle): Vom Stand weg in den überhängenden Kamin hinein, direkt unter Überhang links an Sanduhr Sicherung legen. Rücken rechts an die Wand, linker Fuß sehr hoch auf kleinen, rund gelutschten Absatz stellen, rechte Hand an Sanduhr, linke Hand hoch zu Griff an Kante (oder bei kleineren: ZU seitlichem Fingerloch) und etwas heikel aufstehen. Rechter Fuß hinten raus auf gegenüberliegende Kamin-Wand - und dann hochstützen bzw. ziehen. Weiter in steilem, aber gutmütig gestuftem Gelände vorbei an Schlaghaken zu Stand auf Absatz in Rinne.
Schwierigkeit: Zsigmondy-Kamin V-, darüberliegendes Gelände III+
12. Seillänge (20 m): Der Rinne nach oben folgen. Unten etwas glatter und enger, weiter oben etwas liegender und besser gestuft. Am Ende der Rinne (links ist der Abseilstand) an rostigem "Geländer" zur Nordwand hin, auf Block rechts der Rinne, und 5 m über Blöcke zum Gipfelkreuz queren. Auf genügend Verlängerung der Zwischensicherung an der AÖ achten.
Schwierigkeit: Unten III, oben II
Der Gipfel
"Das ist ja wohl der Gipfel!" lässt sich selten in den Alpen so schön exponiert sagen wie hier! Ein kleines Plateaulein von vielleicht 5 qm direkt am Gipfelkreuz lässt genug Platz für eine 2-er-Seilschaft, darüber hinaus wirds eng. Und links, rechts, und vor einem geht's steil runter. Lediglich die beiden großen Blöcke hinter einem, zwischen denen das Gipfelkreuz provisorisch festgeklemmt ist, geben ein wenig "Halt".
Wir genießen also ein paar Minuten diesen wunderbaren Platz, den Blick runter auf die 3-Zinnen-Hütte, Punta Frieda und Preußturm, in die Nordwand, und rüber zur Dibona-Kante an der großen Zinne. Laut Gipfelbuch war im Oktober bisher auch noch nicht allzu viel los - wir sind erst die 3. oder 4. Seilschaft in den letzten 2 Wochen.
Nach gut 20 Minuten Pause mit Essen, Trinken, Quatschen und Fotografieren geht's dann wieder runter.
Abseilpiste über die Südwestwand:
Die ersten Abseillängen folgen genau den Aufstiegsseillängen, die Abseilringe- und Plätze sind dementsprechend mit den Standplätzen der Aufstiegsroute identisch.
1. Abseile (20 m)
Vom Gipfelkreuz wieder über die Blöcke zur Rinne mit dem "Geländer", und in die Rinne hinein zum obersten Abseilstand (mit altem Schraubkarabiner + Schlingen). Dann entweder im II. / III. Grad für ca. 15 - 20 m abklettern, oder von hier aus Abseilen zum 1. neu gebauten Abseilstand mit großem INOX-Ring.
2. Abseile (20 m)
Über den Zsigmondy-Kamin (SL 11) zum INOX-Ring direkt vorm Kamin abseilen.
3. Abseile (20 m)
Über die gut gestufte SL 10 zum nächsten INOX-Ring auf großem Absatz oberhalb des Sattels zwischen Vorgipfel und Gipfel
4. Abseile (25 m)
Am Sattel vorbei, der Aufstiegsroute folgend, über SL 9 nach unten. Den INOX-Ring direkt am Sattel dabei überspringen und weiter zum nächsten Ring abseilen - die Gesamtlänge liegt bei ca. 25 m.
5. Abseile (20 m)
Direkt in Falllinie nach unten (hier nicht der Aufstiegsroute folgen) zu Standplatz mit 2 Ringen oberhalb von großer, sehr steiler Verschneidung.
6. Abseile (25 m)
Über die steile Verschneidung zu Standplatz mit 2 Ringen von SL 7.
7. Abseile (25 m)
Ab hier verlässt die Abseilpiste endgültig die Aufstiegsroute.
In Falllinie nach unten und dann ganz leicht nach rechts zu INOX-Ring an sehr kleinem Absatz an Pfeilerrücken (nicht ganz einfach zu sehen).
8. Abseile (28 m)
Über ca. 10 m hohe, steile Wandstufe auf breiten Absatz abseilen, über diesen weiter nach unten "laufen" und dann über nächste, ca. 5 m hohe Wandstufe runter auf nächsten Absatz. Direkt an auffälliger, kaminartiger Verschneidung befindet sich der nächste INOX-Ring.
9. Abseile (22 m)
Direkt in die vor einem sich öffnende Verschneidung rein und runter. Unten auf großem Absatz ca. 5 m nach rechts laufen ("rechts" mit Blick auf die Wand) zu nächstem INOX-Ring.
10. Abseile (25 m)
Nicht zu sehr nach rechts in die breite Verschneidung, sondern eher linkshaltend über gestuftes Gelände nach unten. Auf der breiten Terrasse am Ende des Stufengeländes befindet sich der Ring tendentiell nahezu in Falllinie unter einem.
11. Abseile (25 m)
Rein in die nächste Verschneidung, die sich direkt vor einem nach unten öffnet. Vorbei an kleinen, brüchig aussehenden Pfeilern, und dann nach links über kleine Wandstufe. Der Ring befindet sich dann rechterhand unter einem kleine Überhang.
12. Abseile (20 m)
Direkt in Falllinie über erst steile, dann sogar leicht überhängende Wand nach unten auf den Boden des höchsten Punktes der Scharte zwischen kleiner und großer Zinne.
Weiterer Abstieg
- ToPo von bergsteigen.com
sowie ToPo aus dem Buch
- "Best of - die besten Klettereien in den Dolomiten" von Ivo Rabanser, Panico Verlag, 2. Auflage, 2022
Meiner Einschätzung nach ist das ToPo aus dem Netz an einigen Stellen unpräzise / unklar bzw. gibt an der jeweiligen Stelle einen schwereren Weg vor als nötig. Das ToPo aus dem Buch ist hier deutlich präziser, weshalb wir es nach einigen SL ausschließlich verwendet haben.
- "Best of - die besten Klettereien in den Dolomiten" von Ivo Rabanser, Panico Verlag, 2. Auflage, 2022
Meiner Einschätzung nach ist das ToPo aus dem Netz an einigen Stellen unpräzise / unklar bzw. gibt an der jeweiligen Stelle einen schwereren Weg vor als nötig. Das ToPo aus dem Buch ist hier deutlich präziser, weshalb wir es nach einigen SL ausschließlich verwendet haben.
Zustieg
Wir (das sind Maik und ich, plus Anja und Nancy) laufen um 7:15 Uhr an der Auronzo-Hütte los, dem Weg zur Alpini-Kapelle folgend. Direkt an der Kapelle verabschieden wir uns von unseren Mädels, die die große Zinnen-Umrundung angehen werden, und folgen dem Zick-Zack-Weg hoch zur Scharte zwischen Großer und Kleiner Zinne. Ungefähr auf halber Strecke zwischen Kapelle und Einstieg bekommen wir dann auch die ersten Sonnenstrahlen ab, da sich die Sonne mittlerweile über den Kamm zwischen Zwölfer und Cima d'Auronzo drüber geschoben hat. Einige Minuten später, gegen 8:15, stehen wir dann in der Scharte. Da wir die ersten an diesem morgen sind, nutzen wir den gerade in der Sonne gelegenen Anseilplatz des Große-Zinne-Normalwegs um uns auszubreiten, den Gurt anzulegen und anzuseilen. Dann folgen wir der rutschig-schottrigen Scharte noch ein paar Meter weiter nach oben, lassen den Einstieg zum Normalweg auf die Große Zinne im wahrsten Sinne des Wortes links liegen und steigen nochmals ganze 10 m weiter auf - hier wartet eine kleine, mit einem verblassten, weißen Pfeil markierte Verschneidung, die den Einstieg in unseren Weg bildet.
Teil 1 - Vorbau
1. Seillänge (50 m): Die Einstiegsverschneidung ist mit einem verblassten, weißen Pfeil gekennzeichnet, unter dem nochmals verblasster "Normal" steht - das lässt dann auch keine Zweifel, dass es hier zum Normalweg hoch geht.
Zunächst geht es für ca. 5 m die etwas abgetretene Einstiegsverschneidung gerade hoch, dann auf einem breiten, abgetretenen Band ca. 10 m nach rechts, dann nochmals eine kurze Stufe von 2 - 3 m hoch - schon steht man auf dem ersten, kleinen Schotterfeld. Dieses nimmt man leicht rechts ansteigend, und steuert im darüberliegenden Gelände eine gestufte Riss-Verschneidung an dessen rechten Rand an. Diese über den ersten Absatz hoch, und auf den zweiten drauf - dort befindet sich ein gebohrter Ring, der als Standplatz genutzt werden kann.
Schwierigkeit: Unten III, Schotterfeld Gehgelände bis I, Oben II - III
2. Seillänge (50 m): Direkt hinterm Standplatz der hier steilen Verschneidung weiter nach oben folgen, bis diese auf dem breiten Pfeilerrücken des Vorbaus langsam ausläuft. Dann nach links, dem hier unschwierigen Pfeilerrücken nach oben folgen. Rechts einer breiten, kaminartigen Verschneidung weiter nach oben, bis der Pfeiler deutlich abflacht. Hier dient ein neuer, überdimensionierter INOX-Bohrhaken als Standplatz
Schwierigkeit: Unten III, Mitte II, Oben I
3. Seillänge (60 m): Vom Standplatz weg direkt weiter nach oben auf dem breiten Pfeilerrücken, bevor dieser nochmals abflacht. Hier, an altem, rostigem Standplatzhaken vorbei, und im Gehgelände in langer Rechtskurve um die Schlucht herum, die von rechts aus Richtung der Gelben Kante heraufzieht. Nach dem Rechtsbogen im wieder etwas steiler werdenden Gelände einigermaßen rechts halten (nicht direkt rechts im steilen Gelände oberhalb der Kante), und auf eine Sanduhr zu (aktuell hängt hier eine verblasste, gelbe Schlinge). An dieser Stand machen.
Diese Seillänge kann prinzipiell auch am Lang- oder Kurzseil oder - wer sich sicher genug fühlt - komplett seilfrei gemacht werden.
Schwierigkeit: Unten II, Oben Gehgelände bis I
Teil 2 - SW-Wand bis zum Sattel
4. Seillänge (40 m) "Verschneidung hinter Pfeiler": Von der Sanduhr rechts weg auf Band um den Pfeiler, und direkt in die nach links oben ziehende Verschneidung 3 m hinter dem Pfeiler. Den BH am Anfang der Verschneidung ausreichend verlängern, sonst gibt's massiven Seilzug. Die Verschneidung vorbei an Sanduhr bis zu deren Ende, und oben auf kleinem Plateau dann rechts raus zu Stand an weiterer Sanduhr.
Schwierigkeit: Verschneidung II - III+
5. Seillänge (50 m) "Rampen-ZickZack": Vom großzügigen Standplatz an Sanduhr nach links auf Band, erst durch kurzen Durchschlupf, dann auf breitem Band bis zu dessen Ende nach ca. 20 m. Dann auf rechts ansteigende Rampe (ca. 15 m) bis zu einer Steilstufe wechseln, über die Steilstufe drüber, und links über schrofiges Gelände zu Standplatz (2 Haken) unterhalb von Rissverschneidung.
Schwierigkeit: Band I, Rampe II, Steilstufe, III+/IU-
6. Seillänge (45 m) "Schräger Riss": Direkt in den Riss hinter den Haken des Standplatzes einsteigen und diesem über diverse kleinere Stufen nach schräg links oben folgen, bis dieser auf einem geräumigen Band endet. Dort warten 2 gebohrte Sanduhren samt Schlingen als Standplatz. Ungefähr in Rissmitte stellt eine kurze, leicht überhängende Stufe die erste Schlüsselstelle dar, die mobil abgesichert werden muss.
Schwierigkeit: III, Stellen IV-/IV
7. Seillänge (50 m) "Stütz-Band" (1. Schlüsselstelle): Direkt nach links auf Band vom Stand weg, um 1. Bauch herum. Dann, im leicht schrofigen Gelände, dem nicht mehr ganz so ausgeprägten Doppelband (unten für die Füße, oben was zum Greifen für die Hände) weiter nach links auf den nächsten Bauch zu folgen. Direkt "außen am Bauch" befindet sich ein Schlaghaken. Dem Band, jetzt doch etwas ausgesetzt, weiter nach links folgen, bis zum dritten, weniger ausgeprägten Bauch. Hier ist ein zweiter Schlaghaken. Direkt hinter dem Bauch über Stufe nach oben das Band verlassen (läuft hier eh aus), und über kleinere Stufen und an Bäuchen vorbei nach links oben queren, auf ein weiteres, nach links querendes Band ca. 5 - 10 m oberhalb zu. Auf dieses drauf (in kleiner Verschneidung kann der alte Abseilring als Zwischensicherung verwendet werden), nach links in große Verschneidung, und diese für weitere 5 m hohe zu gebohrtem Stand der Abseilpiste.
Schwierigkeit: Stütz-Band II - III, Stufengelände IV, zweites Band II, zweites Stufengelände III - IV
8. Seillänge (55 m): Vom Stand weg in die linke der beiden über einem liegenden Verschneidungen Verschneidung für ca. 5 m gerade hoch, dann - bei Schlaghaken, etwas heikel nach links herausqueren und um Kante herum in einfaches Gelände. Dort dann nach rechts, zu auffälligem Standplatz (2 Schlaghaken) unter kleinem, überhängendem Kamin. Die Kaminstufe nach oben, und der darüberliegenden Rampe nach rechts ansteigend folgen. Über Mini-Scharte zu Absatz an Sanduhr, dort Stand machen.
Schwierigkeit: Verschneidung IV-/IV, überhängender Kamin III, Rampe II - III
9. Seillänge (50 m): Dem vor einem liegenden Riss nach oben folgen, an Schlaghaken und Sanduhr vorbei, zu großem Absatz mit Abseilring.Von hier 5 m auf Band nach rechts und dort eine weitere kleine Verschneidung nach oben und im Schrofengelände auf den breiten Sattel zwischen Vorgipfel und Gipfel. Auf den der Gipfelwand etwas vorgelagerten Pfeiler hoch (Sanduhr, bzw. Haken auf Gipfelkopf), und von dort an Band entlang (Hände aufs Band, Füße auf kleine Tritte in der Wand) 3 m nach links zu Abseilring auf großem Absatz. Hier Stand machen.
Schwiergkeit: Riss II - III, kurze Verschneidung II, Pfeiler III, Querung IV-
Teil 3 - Sattel bis Gipfel
10. Seillänge (20 m): Die gestufte Verschneidung vor einem für ca. 5 m gerade hoch, dann nach rechts in leichteres, rampenartiges Gelände zwischen Pfeilerkopf und Wand. Am Ende der Rampe Riss nach links oben bis auf Absatz folgen. Dort am Abseilring Stand machen.
Schwierigkeit: II - III
11. Seillänge (20 m) "Zsigmondy-Kamin" (2. Schlüsselstelle): Vom Stand weg in den überhängenden Kamin hinein, direkt unter Überhang links an Sanduhr Sicherung legen. Rücken rechts an die Wand, linker Fuß sehr hoch auf kleinen, rund gelutschten Absatz stellen, rechte Hand an Sanduhr, linke Hand hoch zu Griff an Kante (oder bei kleineren: ZU seitlichem Fingerloch) und etwas heikel aufstehen. Rechter Fuß hinten raus auf gegenüberliegende Kamin-Wand - und dann hochstützen bzw. ziehen. Weiter in steilem, aber gutmütig gestuftem Gelände vorbei an Schlaghaken zu Stand auf Absatz in Rinne.
Schwierigkeit: Zsigmondy-Kamin V-, darüberliegendes Gelände III+
12. Seillänge (20 m): Der Rinne nach oben folgen. Unten etwas glatter und enger, weiter oben etwas liegender und besser gestuft. Am Ende der Rinne (links ist der Abseilstand) an rostigem "Geländer" zur Nordwand hin, auf Block rechts der Rinne, und 5 m über Blöcke zum Gipfelkreuz queren. Auf genügend Verlängerung der Zwischensicherung an der AÖ achten.
Schwierigkeit: Unten III, oben II
Der Gipfel
"Das ist ja wohl der Gipfel!" lässt sich selten in den Alpen so schön exponiert sagen wie hier! Ein kleines Plateaulein von vielleicht 5 qm direkt am Gipfelkreuz lässt genug Platz für eine 2-er-Seilschaft, darüber hinaus wirds eng. Und links, rechts, und vor einem geht's steil runter. Lediglich die beiden großen Blöcke hinter einem, zwischen denen das Gipfelkreuz provisorisch festgeklemmt ist, geben ein wenig "Halt".
Wir genießen also ein paar Minuten diesen wunderbaren Platz, den Blick runter auf die 3-Zinnen-Hütte, Punta Frieda und Preußturm, in die Nordwand, und rüber zur Dibona-Kante an der großen Zinne. Laut Gipfelbuch war im Oktober bisher auch noch nicht allzu viel los - wir sind erst die 3. oder 4. Seilschaft in den letzten 2 Wochen.
Nach gut 20 Minuten Pause mit Essen, Trinken, Quatschen und Fotografieren geht's dann wieder runter.
Abseilpiste über die Südwestwand:
Die ersten Abseillängen folgen genau den Aufstiegsseillängen, die Abseilringe- und Plätze sind dementsprechend mit den Standplätzen der Aufstiegsroute identisch.
1. Abseile (20 m)
Vom Gipfelkreuz wieder über die Blöcke zur Rinne mit dem "Geländer", und in die Rinne hinein zum obersten Abseilstand (mit altem Schraubkarabiner + Schlingen). Dann entweder im II. / III. Grad für ca. 15 - 20 m abklettern, oder von hier aus Abseilen zum 1. neu gebauten Abseilstand mit großem INOX-Ring.
2. Abseile (20 m)
Über den Zsigmondy-Kamin (SL 11) zum INOX-Ring direkt vorm Kamin abseilen.
3. Abseile (20 m)
Über die gut gestufte SL 10 zum nächsten INOX-Ring auf großem Absatz oberhalb des Sattels zwischen Vorgipfel und Gipfel
4. Abseile (25 m)
Am Sattel vorbei, der Aufstiegsroute folgend, über SL 9 nach unten. Den INOX-Ring direkt am Sattel dabei überspringen und weiter zum nächsten Ring abseilen - die Gesamtlänge liegt bei ca. 25 m.
5. Abseile (20 m)
Direkt in Falllinie nach unten (hier nicht der Aufstiegsroute folgen) zu Standplatz mit 2 Ringen oberhalb von großer, sehr steiler Verschneidung.
6. Abseile (25 m)
Über die steile Verschneidung zu Standplatz mit 2 Ringen von SL 7.
7. Abseile (25 m)
Ab hier verlässt die Abseilpiste endgültig die Aufstiegsroute.
In Falllinie nach unten und dann ganz leicht nach rechts zu INOX-Ring an sehr kleinem Absatz an Pfeilerrücken (nicht ganz einfach zu sehen).
8. Abseile (28 m)
Über ca. 10 m hohe, steile Wandstufe auf breiten Absatz abseilen, über diesen weiter nach unten "laufen" und dann über nächste, ca. 5 m hohe Wandstufe runter auf nächsten Absatz. Direkt an auffälliger, kaminartiger Verschneidung befindet sich der nächste INOX-Ring.
9. Abseile (22 m)
Direkt in die vor einem sich öffnende Verschneidung rein und runter. Unten auf großem Absatz ca. 5 m nach rechts laufen ("rechts" mit Blick auf die Wand) zu nächstem INOX-Ring.
10. Abseile (25 m)
Nicht zu sehr nach rechts in die breite Verschneidung, sondern eher linkshaltend über gestuftes Gelände nach unten. Auf der breiten Terrasse am Ende des Stufengeländes befindet sich der Ring tendentiell nahezu in Falllinie unter einem.
11. Abseile (25 m)
Rein in die nächste Verschneidung, die sich direkt vor einem nach unten öffnet. Vorbei an kleinen, brüchig aussehenden Pfeilern, und dann nach links über kleine Wandstufe. Der Ring befindet sich dann rechterhand unter einem kleine Überhang.
12. Abseile (20 m)
Direkt in Falllinie über erst steile, dann sogar leicht überhängende Wand nach unten auf den Boden des höchsten Punktes der Scharte zwischen kleiner und großer Zinne.
Weiterer Abstieg
Danach wird in der schmalen, steilen und äußerst brüchigen Scharte zur S-Seite hin (also wieder in Richtung des morgendlichen Einstiegs) abgeklettert. Als ob das nicht schon reichen würde, ist die Scharte von beiden Seiten auch noch extrem steinschlaggefährdet - alles insgesamt also kein Platz zum länger verweilen. Im brüchigen und rutschigen Gelände ist jedoch Ruhe beim Abstieg angesagt.
13. Abseile (10 m) - optional
Nach ca. 40 HM Abstieg (Abrutsch?) gelangt man an eine ca. 5 m hohe Steilstufe der Scharte. Diese kann - mit Blickrichtung nach unten - rechtsseitig an strukturierter, aber kleingriffiger Wand im II. - III. Grad abgeklettert werden. Alternativ befinden sich links an der Wand ein paar Haken samt Schlingen und Schraubkarabiner als Abseilöse.
Wir haben uns gegen das Abseilen entschieden - alleine schon aus Faulheit, weil das Seil bereits im Rucksack lag. Ich habe mich also vorsichtig als ersterer heruntergetastet, und festgestellt: Geht ganz gut, diese Stelle wird den Begehungsspuren nach wohl auch vielfach abgeklettert. Die Füße finden immer einen Tritt, und die Hände müssen sich auch mal mit kleineren, aber sehr guten Griffen begnügen. Und bereits nach ca. 3 - 4 m Kletterei steht man unterhalb eines großen Klemmblocks, der diese Steilstufe in der Scharte erst verursacht.
Es folgen nochmals ein paar kleinste Stufen sowie eine weitere, ca. 2 m hohe Stelle, bevor sich die Scharte etwas weitet und dezent abflacht. Hier kommen wir wieder am morgendlichen Einstieg vorbei, und so schließt sich unsere Runde.
Nach weiteren ca. 20 Minuten und gefühlt endlosem Zick-Zack-Gehen durchs Geröll stehen wir wieder unten an der Alpini-Kappele, wo unsere Mädels bereits mit einer kleinen LaOLa-Welle auf uns warten. :-)
Fazit
Wunderbarer alpiner Klassiker, der - bis auf wenige, abgekletterte Stellen - auch seinen ursprünglichen Charakter beibehalten konnte.
Lediglich die Abseilpiste ist in perfekter Art frisch saniert, was bei 12 recht steilen Abseillängen auch überhaupt nicht verkehrt ist. Im Aufstieg hingegen finden sich (bis auf 2 moderne Standplatzringe bzw. Ösen am Vorbau) nur vereinzelt alte Schlaghaken oder Schlingen - oder gar nichts. Im oberen Teil können die Ringe der Abseilpiste als Standplätze genutzt werden.
Uns fiel die Orientierung nicht immer ganz leicht, v.a. im unteren Teil des Vorbaus bei SL 1 und 2, bis auf den Vorbaupfeiler. Darüber, im leichten Gelände, wird's wieder besser. Erst ab dem schrägen Riss (SL 6) wird die Orientierung deutlich einfacher, da hier das Gelände nach vorne / oben etwas besser ersichtlich ist.
Technisch ist die Tour (für alpine Kletterverhältnisse) als leicht bis moderat einzuschätzen. Es gibt immer mal wieder Stellen im IV. Grad, die dann meistens auch an ihren Begehungsspuren ersichtlich sind. Lediglich die kurze Stelle am Zsigmondy-Kamin (SL 11) kurz vorm Gipfel benötigt mal etwas mehr Technik. Das liegt gar nicht so sehr an der theoretischen Schwierigkeit der Stelle, sondern eher daran, dass sie - als einzige Stelle der gesamten Tour - völlig abgespeckt ist. Südtiroler Speck eben... Man möchte in der Tat ein paar Scheiben davon abschneiden, um den darunter liegenden, rauhen Fels wieder freizulegen. Die Stelle verlangt aufgrund der Politur sicheres und sehr präzises Greifen und Stehen an jeder Stelle, sonst hängt man ein paar Meter tiefer. Wir haben hier auch deutliche Chalk-Spuren an allen wichtigen Griffen und Tritten gefunden. Ich kann an der Stelle nur an alle Nachahmer appellieren: Lasst den Chalk daheim, sonst wird die Stelle irgendwann nur noch mit Kleber an den Händen machbar sein!
Insgesamt ist es eine wunderbare Tour, die für diese Jahreszeit die perfekte Länge hat. Sie ist nie zu schwer, und das kurze Speckstück am Zsigmondy-Kamin ist gut absicherbar, sodass technisch nichts Böses erwartet werden muss. Lediglich die Orientierung ist (für alpin nicht bestens geschulte Augen) manchmal schwierig, v.a. im unteren Bereich.
Tourengänger:
Sarmiento

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