kleine Zinne - Nordwand


Publiziert von revilo , 26. April 2022 um 18:59.

Region: Welt » Italien » Venetien
Tour Datum:21 Juni 2011
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 530 m
Abstieg: 530 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:am Misurina-See (von Cortina kommend kurz nach dem See rechts ab) Abzweig zur Mautstrasse, die hoch zur Auronzohütte führt. Anstehen ist obligat, Kleingeld bereithalten. Große Parkplätze an der Auronzohütte
Kartennummer:Kompass 617, Cortina dÁmpezzo; Kletterführer M. Bernardi Ampezzaner Dolomiten

Die leichteste der drei Zinnen-Nordwände ist über eine klassische Route im vierten Grad auch für uns sächsische Gelegenheitskletterer machbar, so dachten wir jedenfalls.
Als letzte der drei Zinnen erst 1884 (Emil Zsigmondy) erstbestiegen, ist der südliche Zugang - also der Normalweg - der schwierigste der Zinnen, die Nordwand dagegen um einige Grade leichter (maximal UIAA 4+) und so ist die Nordwand des Gipfelaufbaus auch bereits lange vor den beiden berühmten Nachbar-Nordwänden erschlossen worden: 1890 ist Sepp Innerkofler mit einem skandinavischen Gast (H. Helversen) und Veit Innerkofler erstmals die Kamin- und Rißreihe durch die steile Nordwand zum Gipfel der kleinen Zinne geklettert.
Der heute übliche Weg zum Plateau zwischen Punta frida und Gipfelturm ist 1904 von A. Witzenmann, J. Reider und S. Innerkofler erschlossen worden.
Wir sind am längsten Tag des Jahres bei abziehendem Schlechtwetter von Cortina kommend und nach geduldigem Anstehen an der Mautstelle, Parkplatzsuche und kurzer Wanderung von der Auronzo- zur Lavaredohütte am ostseitigen Einstieg an gekommen: hier starten auch andere Klassiker, u.a. die "gelbe Kante". Wir traversieren allerdings rund 25 Meter nach rechts/Norden auf einem horizontalen Band bis zum eigentlichen Start in die Tour. Hier erster Stand, es folgen sieben Seillänge homogen im dritten und vierten Grad durch die östliche Wand zur Forcella di Frida, dem Sattel zwischen Punta Frida und Gipfelturm. Wir sind spät am Einstieg und sind in der Wegfindung immer wieder unsicher in der weiten, Amphitheater-ähnlichen konkaven Wandflucht zwischen Südkante und Punta Frida. So sind wir spät auf dem Sattel, steigen dann aber doch noch in die fünf senkrechten Seillängen (homogen IV+) der eigentlichen Nordwand ein, am Tag der Sommersonnenwende sollte genügend Zeit sein  -  glauben wir..
Einige Stände sind eingebohrt, aber für die Wegfindung dienlich sind die fixen Sicherungen nicht, dafür sind sie zu spärlich. Friends, Keile und Schlinge sind erforderlich zum absichern und wir müssen immer mal wieder aus dem Kaminsystem in die freie Wand, auch hier mit wiederholten Unsicherheiten in der Wegfindung. So sind wir dann letztendlich am frühen Abend erst in der Gipfelseillänge und schauen einigermaßen erleichtert von oben auf die Schwierigkeiten zurück. Die Gipfelrast fällt entsprechend kurz aus und wir seilen nach Süden über den Zsigmondy-Kamin auf den Sattel ab. Von hier führt die Abseilpiste weiter über den Normalweg in die altschneegefüllte Scharte zwischen kleiner und großer Zinne. Trotz zweier 60m-Halbseile haben wir nochmal - zu dritt - einige Zeit gebraucht bis wir letztlich nach Einbruch der Dunkelheit die Seile wegpacken konnten. Aber auch jetzt war noch kein lockeres zum Parkplatz schlendern angesagt: ohne Eisen und Pickel, nur mit Zustiegsschuhen gings das steile Altschneefeld runter...Eisen hätten sicher ins Gepäck gehört.
Irgendwann war dann mit Erleichterung der Wanderweg erreicht und um Mitternacht und einem klaren Sternenhimmel schlenderten wir dann erledigt, aber zufrieden zum Parkplatz.
Fazit: zwar klettertechnisch sicher nicht mit den Schwierigkeiten der Nordwände der großen Nachbarn zu vergleichen, aber durchaus eine ernste alpine Tour mit viel Eigenleistung in der Absicherung und in der Wegfindung. Früh im Jahr ist man evtl. als einzige Seilschaft unterwegs, dann entsprechend in der Wegfindung auf sich gestellt. Früh im Jahr sind dazu ein paar Grödel oder Eisen und ein Pickel für den Abstieg in der Rinne absolut empfehlenswert,

Tourengänger: revilo


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